Werder-Coach Kohfeldt träumt das große Pizarro-Märchen zum Karriereende

Darf er noch einmal jubeln? Es wäre so wichtig - denn Claudio Pizarro droht zum Karriereende der Abstieg mit Werder Bremen.
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Bremen – Sie haben geplant, nachgedacht, dieses überlegt und jenes – herausgekommen ist dann, dass Werder Bremen am Samstag vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln keine Verabschiedung von Claudio Pizarro vornehmen wird.

Die Vereinslegende, die in 319 Pflichtspielen 153 Tore für Werder Bremen erzielt hat, wird unter Umständen also als Absteiger und ganz ohne irgendwelches Brimborium die Fußball-Bühne verlassen. Traurig zwar, aber Werder sieht sich vor dem wohl letzten Spiel von Claudio Pizarro in einer organisatorischen und auch emotionalen Zwickmühle.

Zum einen, weil der Partie des SV Werder Bremen gegen den 1. FC Köln möglicherweise ja doch noch die Relegation folgt, Claudio Pizarro also im besten Fall noch eine Zugabe abliefern dürfte. Zum anderen, weil eine Verabschiedung vor unbesetzten Tribünen tatsächlich noch trauriger wirken könnte als gar keine. Werder-Sportchef Frank Baumann erklärt deshalb: „Wir haben eine Verabschiedung diskutiert, aber entschieden, nichts zu machen. Ein leeres Stadion ist nicht der Ort, um einen verdienten Spieler zu verabschieden.“

Werder Bremen: Claudio Pizarro-Karriereende mit Tor zur Relegation?

Claudio Pizarro wird irgendwann, wenn die Coronavirus-Auflage wieder vollbesetzte Stadien erlauben, sein Abschiedsspiel in Bremen bekommen. Das ist lange vereinbart, und daran wird auch festgehalten. Wenn es soweit ist, werde alles nachgeholt, was jetzt nicht möglich ist, meint Baumann.

Trainer Florian Kohfeldt hofft derweil darauf, dass, wenn Werder Bremen seinem in die Jahre gekommenen Torjäger schon kein Abschiedspräsent machen kann, dann doch wenigstens Pizarro den Club beschenken wird. Wie? Natürlich mit einem Tor gegen den 1. FC Köln. „Man soll sich ja nicht von Gefühlen leiten lassen“, sagt der Coach, um es dann doch zu tun und laut zu träumen: „Aber es gäbe nichts Schöneres zur Abrundung seiner Karriere, als wenn Claudio für uns das entscheidende Tor zur Relegation schießen würde.“

Werder Bremen: Claudio Pizarro - Karriereende auf dem Platz oder auf der Bank?

Das wäre in der Tat märchenhaft. Dafür müsste der 41-Jährige aber erstmal eingewechselt werden - denn die Startelf ist im Werder-Spiel gegen Köln kein Thema. Für „zehn bis 15 Minuten“ sei Claudio Pizarro noch eine Waffe, „die Laufwege und das Näschen“ hat er noch, erklärt Kohfeldt: „Wenn wir noch das eine oder andere Tor brauchen sollten, wäre er am Ende eine wichtige Option. Er kann noch diesen einen sportlichen Moment haben.“

Aber Kohfeldt wird den angehenden Fußball-Rentner nicht bringen, nur um sentimentale Erwartungen zu erfüllen: „Wir sind in einer Situation, in der es keine Geschenke gibt. Claudio wird nur spielen, wenn es Sinn macht.“ (csa)

Zur letzten Meldung vom 26. Juni 2020:

Abschied mit Werder Bremen-Abstieg? Claudio Pizarro droht ein Schurkenstück des Schicksals

Bremen – Claudio Pizarro steht vor seinem letzten Bundesliga-Spiel für Werder Bremen. Der Legende droht ein ganz bitterer Abschied zum Karriereende - ohne Fans und mit Abstieg.

Dass das Schicksal ein böser Schurke sein kann, hat Claudio Pizarro nicht oft erlebt. Jedenfalls nicht in seiner Fußballer-Karriere. Die ist so glanzvoll und so reich an Titeln gewesen, dass Pizarro sich nun mit 41 Jahren zufrieden zur Ruhe setzen könnte. Wenn da nicht diese fiese Fügung wäre, dass sich der wohl beste Profi, der je für Werder Bremen gespielt hat, sehr wahrscheinlich mit einem Abstieg und ohne Fans von seiner Leidenschaft und seinem Lieblingsclub verabschieden muss.

Sollte dem SV Werder Bremen am Samstag, dem letzten Bundesliga-Spieltag, nicht ein großes Wunder widerfahren, dann geht der Club runter in die Zweite Liga. Claudio Pizarro verabschiedet sich zeitgleich in den Ruhestand. Und es lässt sich nur mutmaßen, welches Maß an Tränen, die die aus dem Weserstadion verbannten Fans in den Wohnzimmern und Kneipen vergießen werden, welchem Ereignis zuzuordnen wäre.

Claudio Pizarro vor dem Karriereende: Einer, wie ihn Werder Bremen noch nie hatte

Klar ist auf jeden Fall: Jede Träne, die Claudio Pizarro nachgeweint wird, ist es wert, geweint zu werden. Denn einen wie ihn hat Werder Bremen in den hundert Jahren Vereinsgeschichte vor seiner Entdeckung im fernen Peru nicht gehabt und wird ihn mit ziemlich großer Sicherheit auch in den kommenden hundert Jahren nach seinem Karriereende nicht haben. Pizarro – dieser Name steht schließlich wie nur wenige andere in der Welt des Fußballs für das Schöne am Spiel. Für Leichtigkeit, gute Laune und natürlich Tore, Tore, Tore.

Als Claudio Pizarro am 26. August 1999 den Bremer Medien vorgestellt wurde, ahnte noch niemand der anwesenden Journalisten, wie viel Substanz und Wahrheit in den Worten des damals noch etwas scheuen, aber auch sehr intelligent wirkenden 19-Jährigen stecken sollte. Was er denn am besten könne, wurde Pizarro damals gefragt. „Tore schießen und Tore vorbereiten“, war seine Antwort. Und damit hatte er sehr kurz, aber dennoch sehr präzise beschrieben, was er in den darauf folgenden 21 Jahren für Werder Bremen, für den FC Bayern München und – jeweils kurzzeitig und deshalb im Gesamtkontext kaum erwähnenswert – auch für den FC Chelsea und den 1. FC Köln machen sollte.

Werder Bremen: Claudio Pizarro einer der Besten - nur die letzte Saison lief nicht mehr rund

197 Tore hat Claudio Pizarro in 489 Bundesliga-Spielen erzielt, dazu 34 Treffer in 58 Partien des DFB-Pokals. Sechs Deutsche Meisterschaften mit den Bayern sind der Ertrag, auch die Champions League gewann er mit den Münchnern. Fünfmal triumphierte er mit dem FCB auch im DFB-Pokal, einmal zudem mit Werder Bremen. Es sind Zahlen, die für immer Zeugnis darüber ablegen, dass Claudio Pizarro zu den Besten gehörte. Sie können aber nicht im Ansatz vermitteln, was dieser Mann zwei Jahrzehnte lang für den SV Werder Bremen war - jenen Club, den er dreimal verließ, zu dem er aber immer wieder zurückkehrte.

Hier wird er geliebt, abgöttisch sogar. Pizarro war nie nur Spieler des Vereins, sondern auch Mensch der Stadt. In seinen jungen Jahren belebte er die Clubs und Cafés, später wurde er zum grün-weißen Grandseigneur, der aber auch sportlich noch ablieferte. Allerdings gilt das nicht mehr für seine letzte Saison. Trifft Pizarro am Samstag gegen seinen Ex-Club 1. FC Köln nicht, dann beendet er erstmals eine Spielzeit ohne Tor und Torvorlage.

Werder Bremen verspricht Claudio Pizarro eine würdige Verabschiedung zum Karriereende

Was den Eindruck verstärken wird, dass der Mann, der so viel richtig gemacht hat in seiner Laufbahn, am Ende eine Saison zu viel gespielt hat. Vor einem Jahr wäre der Zeitpunkt perfekt gewesen, um aufzuhören. Werder Bremen hatte Europa knapp verpasst, Claudio Pizarro hatte fünf Tore geschossen, wurde zum ältesten Torschützen der Bundesliga-Historie, und auf den Rängen bejubelten ihn die Fans. Wenn Pizarro am Samstag abtritt, jubelt vermutlich niemand.

Der SV Werder verspricht zwar, eine würdige Verabschiedung auf die Beine zu stellen, doch wie würdig kann eine Verabschiedung ohne den Applaus von den Rängen schon sein? Natürlich werden die TV-Kameras alles einfangen und in die Fan-Herzen transportieren. Doch dass der erfolgreichste Torschütze der Vereinsgeschichte im steril-leeren Weserstadion Tschüss sagen wird, ist und bleibt ein Schurkenstück des Schicksals. Wiedergutzumachen nur mit einem Abschiedsspiel vor vollen Rängen – wann auch immer das möglich sein wird. (csa)

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