Bremen – Hier ist er also, der Mann, der dem SV Werder Bremen gewissermaßen zugeflogen kam. Leonardo Bittencourt, 25 Jahre alt, der Last-Minute-Wechsel des Sommers 2019.
Am Montag wurde Leonardo Bittencourt 32 Minuten vor Transferschluss von der TSG Hoffenheim ausgeliehen, knappe 15 Stunden später posiert er erstmals mit seinem neuen Trikot im Weserstadion für die Fotografen. Die Nummer 10 hat er bekommen – eine Nummer, die im Fußball mit viel Tradition beladen ist. Auch bei Werder Bremen. Zuletzt gehörte sie Max Kruse, nun geht sie an Bittencourt, der sagt: „Es macht mich stolz, dieses Trikot tragen zu dürfen.“
Werder Bremen: Leonardo Bittencourt bekommt die große Nummer 10 von Max Kruse
Auch Diego, Micoud, Herzog und Pizarro trugen einst die „10“ in Bremen. Man könnte nun den Anspruch ableiten, dass Leonardo Bittencourt, selbst 1,70 Meter klein, zu ähnlicher sportlicher Größe heranwächst bei Werder Bremen. Doch das wäre wohl etwas überzogen. Bittencourt selbst definiert seine Erwartungen erstmal etwas bescheidener. Natürlich hofft er auf eine „lange und erfolgreiche Zeit“ an der Weser, allerdings muss er zunächst die Hürde nehmen, wirklich dauerhaft bleiben zu dürfen.
Vorerst gilt: ein Jahr auf Leihbasis. Unter Umständen greift danach eine Kaufverpflichtung für Leonardo Bittencourt. Was dafür erfüllt sein muss, ist nicht bekannt. Der Sender Sky berichtete, dass allein der Klassenerhalt ausreicht, damit Werder Bremen zahlen muss. Sieben Millionen Euro würden dann an Ablöse fällig. Dass Leonardo Bittencourt, ehemaliger DFB-Junioren-Nationalspieler mit 20 U21-Einsätzen (drei Tore), dieses Geld wert ist, kann er in den noch verbleibenden 31 Bundesliga-Spielen beweisen. „Hier zu bleiben, ist mein klares Ziel“, sagt der offensive Mittelfeldmann, der in Hoffenheim nicht glücklich geworden ist.
Leonardo Bittencourt und die gemeinsame Leidenschaft mit Werder Bremen
„Für mich persönlich hat es nicht so viel Spaß gemacht, dort zu spielen“, sagt er und bedient voll das Klischee des künstlich geschaffenen Clubs. Das Stadion meistens nie voll, die Tradition noch in den Kinderschuhen – da ist dem in Cottbus aufgewachsenen Leonardo Bittencourt klar geworden: „Ein Verein wie Werder Bremen passt besser zu mir als die TSG.“ Wieso? Weil Werder ein bisschen sei wie er selbst: „leidenschaftlich“.
„Ich habe in der vergangenen Saison immer wieder rübergeschielt nach Bremen“, sagt der Deutsch-Brasilianer. Er hat beobachtet, wie sich der Bremer Fußball unter Coach Florian Kohfeldt entwickelt hat, wie er forsch, angriffslustig, emotional wurde. „Ich bin auch der emotionale Typ Fußballer“, sagt Leonardo Bittencourt, „ich versuche immer, die Fans mitzureißen. Das ist die brasilianische Seite an mir, dieses Feurige.“
Wieso Werder Bremen vor einem Jahr von Leonardo Bittencourt einen Korb bekam
Genau das mag auch Kohfeldt besonders an seinem „Wunschspieler“, der ihm im vergangenen Jahr noch einen Korb gegeben hatte. „Aus nachvollziehbaren Gründen“, meint der 36-Jährige. Die Chance, mit der TSG Hoffenheim Champions League spielen zu können, gab damals den Ausschlag. „Das war auch der einzige Grund“, beteuert Leonardo Bittencourt. Nun hat er seine Entscheidung revidiert, ist doch bei Werder Bremen gelandet.
Und Florian Kohfeldt verspricht sich eine weitere Belebung des Offensivspiels. „Leo passt zu unserer Art des Fußballs. Er ist mutig, geht ins Eins-gegen-eins, gibt unserem Spiel eine neue Breite.“ Was Milot Rashica auf der linken Seite ist, könnte Leo Bittencourt auf der rechten Seite werden. Auch wenn er viele seiner bislang 151 Bundesliga-Spiele auf der linken Seite absolviert hat. Leonardo Bittencourt über seine Positionen: „Ich kann die offensive Acht spielen, hängende Spitze oder beide Außenbahnen.“
Leonardo Bittencourt will Werder Bremen sofort weiterhelfen
Wegen dieser Flexibilität, wegen seiner Technik und seines Tempos hat Werder Bremen Bittencourt auch nach dem fehlgeschlagenen Versuch im vergangenen Jahr nicht aus den Augen gelassen. Als dann der Berater des Spielers den Wechselwunsch bei Werder vortrug, griffen die Bremer zu. „Jeder bei uns ist der Meinung, dass Leo sehr gut zu uns passt“, meint Kohfeldt. Was fehlte, war das Okay aus Hoffenheim. Dafür sorgte Bittencourt selbst. „Einfach war es nicht, weil sie mich eigentlich nicht gehen lassen wollten“, berichtet er: „Ich habe aber klar ausgedrückt, was mein Wunsch ist. Und wenn man die menschliche Seite sieht, kann es klappen. Ich bin dankbar, dass man mir zugehört und mich mit Respekt behandelt hat.“ Dass er mit Werder Bremen klarkommen würde, stand völlig außer Frage. „Ein zweites Mal“, lacht Leonardo Bittencourt, „hätte ich nicht abgesagt.“ (csa)
Zur letzten Meldung vom 2. September 2019:
Fix: Werder Bremen leiht Leonardo Bittencourt aus
Jetzt ist es fix: Leonardo Bittencourt wechselt von 1899 Hoffenheim zu Werder Bremen. Der 25-Jährige kommt zunächst für ein Jahr per Leihe, anschließend könnte eine Kaufverpflichtung greifen.
„Wir haben Leonardo schon länger im Blick und waren im letzten Jahr bereits an einer Verpflichtung interessiert, daher sind wir froh, auch mit Blick auf die angespannte Personalsituation in unserem Kader, dass es jetzt geklappt hat“, wird Frank Baumann, Sportchef des SV Werder Bremen, in einer Pressemitteilung des Vereins zitiert bezüglich des Transfers von Leonardo Bittencourt zitiert.
Werder Bremen freut sich über „gestandenen Offensivspieler“ Leonardo Bittencourt
Auch Cheftrainer Florian Kohfeldt freut sich über den neuen Mann: „Schon im letzten Jahr war Leo unser Wunschspieler. Er ist ein technisch starker Spieler, der im Mittelfeld offensiv im Zentrum, aber auch auf den Außenbahnen eingesetzt werden kann. Er ist ein gestandener Bundesligaspieler, der unser Offensivspiel mit seinen Qualitäten bereichert.“
Leonardo Bittencourt selbst sagte über seinen Wechsel zu Werder Bremen: „Ich bin froh, dass es geklappt hat. Werder ist ein toller, sehr familiärer Verein. Ich bin froh, dass es am letzten Tag noch geklappt hat. Ich kannte Frank Baumann und Florian Kohfeldt ja schon aus dem letzten Jahr und wir waren sofort auf einer Wellenlänge. Ich freue mich auf meine Zeit bei Werder.“ (dco)
Zur Erstmeldung vom 2. September:
Werder Bremen kurz vor Verpflichtung von Leonardo Bittencourt
Es wäre mal wieder eine dieser Frank-Baumann-Überraschungen am letzten Tag der Transferphase , dem Deadline Day. Der SV Werder Bremen steht vor einer Verpflichtung von Leonardo Bittencourt von der TSG 1899 Hoffenheim.
Wassily Krastanas, der Berater von Leonardo Bittencourt (25), ist am Montagmittag am Weserstadion eingetroffen und in die Geschäftsstelle gegangen. Schon vor einem Jahr sollte der offensive Mittelfeldspieler, der auch als Flügelstürmer eingesetzt werden kann, zum SV Werder Bremen wechseln. Doch damals entschied sich Bittencourt nach dem Abstieg mit dem 1. FC Köln gegen ein Angebot von Werder-Sportchef Frank Baumann und für eine Zukunft bei der TSG Hoffenheim, um international spielen zu können.
Leonardo Bittencourt hofft auf mehr Spielzeit nach Transfer zu Werder Bremen
Dort ist er offenbar nicht glücklich geworden. In der vergangenen Saison kam er unter Trainer Julian Nagelsmann zwar auf 21 Bundesliga-Einsätze, stand aber nur 13 Mal in der Startelf. Lediglich ein Tor und drei Assists waren am Ende auf seinem Konto. Unter dem neuen Coach Alfred Schreuder läuft es für Leonardo Bittencourt auch nicht wie gewünscht. Nach Verletzungsproblemen durfte er in dieser Bundesliga-Saison bislang nur eine Minute spielen – und das ausgerechnet beim 3:2-Sieg gegen Werder Bremen. Dort zieht es ihn nun hin. Damit dürfte ein Wechsel von Nabil Bentaleb zum SV Werder Bremen endgültig vom Tisch sein.
Wechsel von Leonardo Bittencourt wäre für Werder Bremen ein Coup!
Der Vertrag von Leonardo Bittencourt bei der TSG Hoffenheim läuft noch bis 2023. Sein Marktwert liegt laut transfermarkt.de bei sieben Millionen Euro. Wahrscheinlich will ihn Werder Bremen ausleihen. Bittencourt wurde in Leipzig geboren, seine Eltern stammen aus Brasilien. Sein Vater Franklin war selbst Profi und spielte in der Bundesliga für Energie Cottbus und den VfB Leipzig. Die Verpflichtung von Leonardo Bittencourt wäre für den SV Werder Bremen ein echter Coup und würde die Möglichkeiten in der Offensive noch einmal verbessern.
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So lief diese Transferphase für Werder: Groß gedacht, gut gemacht – ein Kommentar zum Transfer-Sommer von Werder Bremen. Am vergangenen Sonntag durfte der U23-Kapitän sein Bundesliga-Debüt feiern, im Anschluss sprach Florian Kohfeldt, Trainer von Werder Bremen, über Christian Groß: „Vielleicht habe ich ihm etwas Unrecht getan.“ Derweil hat Florian Kohfeldt den Grund verraten, warum Werder Bremen keinen neuen Sechser verpflichtet hat: Maxi Eggestein.