Bremen – Respekt, Werder Bremen ! Der Bundesligist hat sich im Streit mit der Deutschen Fußball-Liga ( DFL ) um eine Wertung im Fall eines Saisonabbruchs durchgesetzt.
Das DFL-Präsidium hat für seine beiden Bundesligen entschieden, „sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht auf eine detaillierte Regelung im Falle eines nicht abzuwendenden Saisonabbruchs festzulegen“, heißt es in einer Mitteilung der DFL. Das Thema wird erst mal ad acta gelegt und erst wieder hervorgeholt, wenn es akut wird. Genau so hatte es sich der SV Werder Bremen gewünscht.
Klar ist jetzt allerdings, was nicht passieren soll. Das DFL-Präsidium schließt aus, „die Hinrunden-Tabelle für die Abschlusswertung zugrundezulegen oder eine Annullierung der kompletten Saison vorzunehmen“. Weiter heißt es in der Mitteilung: „Sollten nicht alle Clubs einer Liga bei einem vorzeitigen Saisonende gleich viele Spiele absolviert haben, wäre ein Ausgleichsmechanismus – zum Beispiel eine Quotienten-Regelung – zur Wertung der Tabelle erforderlich.“
Bundesliga-Saisonabbruch: Werder Bremen setzt sich gegen den Willen der DFL durch
Vor 14 Tagen hatte das DFL-Präsidium die 36 Bundesligisten kurz vor einer Mitgliederversammlung mit einer brisanten Beschlussvorlage geschockt. Danach sollte bei einem Saisonabbruch die dann aktuelle Tabelle gelten, es würde einen Meister geben und zwei Absteiger – so der Plan. Den abstiegsbedrohten Clubs wurde dabei unterschwellig unterstellt, sie könnten einen Saisonabbruch provozieren, um dadurch die Klasse zu halten, weil es dann keine Absteiger geben würde. Der Vorschlag der DFL sollte solche Szenarien verhindern.
Doch einige Clubs begehrten dagegen auf, fühlten sich zu Unrecht unter Verdacht gestellt – allen voran der SV Werder Bremen. Aufsichtsratschef Marco Bode sah den Vorschlag als nicht sorgfältig genug ausgearbeitet an und forderte, sich mit dem Thema erst zu beschäftigen, wenn die Saison wirklich abgebrochen werden müsste. Das wäre die fairste Lösung, weil damit niemand wisse, was ihm bei einem Abbruch blühe. Damit wäre dann auch der Verdacht eines vorsätzlich herbeigeführten Abbruchs vom Tisch.
Bode konnte sich mit seiner Sicht der Dinge auf der Mitgliederversammlung zunächst nur bedingt durchsetzen und lediglich eine Vertagung erreichen. Damals hieß es, dass „innerhalb der nächsten beiden Wochen eine Regelung hinsichtlich der sportlichen Wertung entwickelt werden“ solle. Doch es wurde in der DFL-Kommission „Fußball“ keine mehrheitsfähige Lösung gefunden. In diesem zwölfköpfigen Gremium sitzt übrigens auch Werder-Sportchef Frank Baumann, der die Bremer Interessen offenbar gut vertreten hat. (kni)
Zur letzten Meldung vom 14. Mai 2020:
Werder Bremen attackiert die DFL
Der SV Werder Bremen hat den Abstiegskampf auch sportpolitisch angenommen. Aufsichtsratschef Marco Bode kritisierte in einer Telefonkonferenz das Verhalten des Präsidiums der Deutschen Fußball-Liga (DFL) mit ungewohnt deutlichen Worten.
„Der Antrag war nicht sinnvoll“, sagte Werder-Boss Marco Bode und ärgerte sich: „Ich finde es nicht angebracht, dass man uns, Paderborn und vielleicht auch andere Clubs, die in der kritischen Region stehen, unter den Verdacht stellt, irgendwie zu tricksen und aktiv einen Abbruch herbeizuführen.“
Die DFL hatte versucht, ihre 36 Mitgliedsvereine der ersten und zweiten Bundesliga im Eilverfahren dazu zu bewegen, vor dem Bundesliga-Re-Start am Wochenende die Folgen eines möglichen Abbruchs zu regeln. Dabei gab es nur eine Option: Bei einem Saisonabbruch soll die dann aktuelle Tabelle für alle sportlichen Entscheidungen herangezogen werden. Es gebe einen Meister und zwei Clubs würden dann absteigen, lediglich auf die Relegation des Drittletzten wollte die DFL verzichten.
Werder Bremen: Saisonabbruch-Plan der DFL „wenig sorgfältig“ ausgearbeitet
Dieses Vorhaben war den Clubs ohne Vorwarnung am Dienstagabend mit Blick auf die DFL-Mitgliederversammlung am Donnerstag zugeschickt worden. „Nicht nur wir waren davon überrascht“, berichtete Bode. In den vergangenen Wochen sei über dieses Thema nie gesprochen worden. „Es ist sehr unglücklich, dann drei Tage, bevor die Saison wieder losgeht, damit anzukommen“, urteilte der 50-Jährige und bezeichnete den Antrag auch als „wenig sorgfältig“ ausgearbeitet.
Dabei sei diese Entscheidung von enormer Tragweite, vor allem für die Mannschaften, die sich im Abstiegskampf befinden. Sie würden dann quasi in doppelter Abstiegsangst leben – einerseits sportlich, andererseits könnte eine mögliche Aufholjagd durch einen Saisonabbruch gestoppt werden. Die Andeutung der DFL, der Fall Dresden spiele dabei eine Rolle und habe den Stein ins Rollen gebracht, machte Bode fast schon wütend. Der Tabellenletzte der zweiten Liga war vom Gesundheitsamt nach zwei positiven Coronafällen in eine 14-tägige Quarantäne geschickt worden.
Werder Bremen könnte unterstellt werden, sich durch Saisonabbruch retten zu wollen
Das wirbelt den ganzen Spielplan durcheinander. Bei weiteren Fällen dieser Art droht der Abbruch der Saison. Und nun befürchtet die DFL offenbar, dass Clubs in einer ähnlichen Situation absichtlich eine Spielunterbrechung und damit den Abbruch provozieren könnten, in der Hoffnung, dann nicht abzusteigen. „Wir haben ganz klar das Interesse, uns sportlich für einen Verbleib in der Bundesliga zu qualifizieren“, betonte Bode. Wohl wissend, dass einem Tabellen-17. immer unterstellt werden könnte, er wollte sich anders retten. Aber diese Denkweise sei nicht fair, so Bode.
Werder Bremen steht mit dieser Haltung nicht allein da. Auf der Teilversammlung, also der Videokonferenz der 18 Erstligisten, als Vorbereitung der Mitgliederversammlung wurde am Mittwoch eine von der DFL gewünschte Abstimmung des Antrags von Werder und sieben anderen Clubs abgeblockt. Es wurde nur über den Umgang mit dem Antrag gesprochen. Mit einem für Werder zufriedenstellenden Ergebnis, wie Bode mitteilte: „Ich gehe davon aus, dass bei der Mitgliederversammlung nicht über den Antrag abgestimmt wird.“
Werder Bremen: Marco Bode sieht drei Optionen bei Saison-Abbruch
Das ist eine schwere Niederlage für das DFL-Präsidium um Christian Seifert, den Vorsitzenden der Geschäftsführung. Geht es nach Marco Bode, soll es auch keine weitere Diskussion geben. Die aktuelle Unsicherheit, was nach einem Abbruch passiere, sei zwar nicht optimal, aber allemal besser als eine unfaire Regelung. Nun müsse sich jeder Club bis zum Ende voll reinhängen, weil er nicht wisse, was ihm bei einem Abbruch droht. Sollte das die Mehrheit der 36 Clubs anders sehen, dann plädiert Bode für eine sorgfältigere Ausarbeitung von Lösungen. Dabei nannte er drei Optionen bei einem Abbruch: 1. Heranziehen der dann aktuellen Tabelle mit Auf- und Abstieg. 2. Heranziehen der dann aktuellen Tabelle ohne Abstieg, aber mit Aufstieg – also Aufstockung der Ligen. 3. Annullierung der Saison.
„Lasst uns jetzt versuchen, den schwierigen Wettbewerb zu Ende zu bringen und diesen Fall erst mal zurückstellen“, forderte Bode. Der Antrag des DFL-Präsidiums habe unter den Clubs einen Streit ausgelöst: „Der war unnötig.“ Die Unruhe sei nun groß, die Außendarstellung des Fußballs in diesen ohnehin nicht einfachen Zeiten einmal mehr nicht gut. Es gehe jetzt darum, die Vereine wieder zu einen. Dabei zeigte sich Bode durchaus zuversichtlich: „Es war keineswegs so, dass dieses Thema nur für den 14., 15. 16. oder wie wir 17. der Tabelle relevant ist. Es haben auch Spitzenclubs unsere Position eingenommen. Wir gucken da auch nicht egoistisch drauf.“ Deswegen wollte Bode auch nicht verraten, welche Lösung er bei einem Abbruch bevorzuge: „Wir haben da keinen Wunsch, wir wollen uns sportlich retten.“ (kni)