Bremen/Delmenhorst – Am Montagabend wurden die Köpfe zusammengesteckt. Vertreter von Atlas Delmenhorst und Werder Bremen – in der ersten Runde des DFB-Pokals stehen sie sich als Gegner gegenüber – trafen sich zum konspirativen Meeting.
Es geht um das Ziel, am zweiten August-Wochenende im großen Weserstadion gegeneinander spielen zu dürfen. Dafür müssen die Clubs irgendwie einen Weg finden, Paragraf 49 der DFB-Spielordnung zu umgehen. In Absatz zwei heißt es darin ganz eindeutig: „Auf das Heimrecht kann bei Pokalspielen nicht verzichtet werden.“
Doch ob die Hüter der Statuten bei dieser Regel tatsächlich an eine spezielle Konstellation wie zwischen Atlas Delmenhorst und Werder Bremen gedacht haben? Beim DFB will man sich im Vorfeld des Pokal-Workshops am Dienstag in Offenbach noch nicht zum Thema äußern. Aber mit diesen vier Hauptargumenten der Delmenhorster und Bremer werden sich die Entscheidungsträger beim DFB auseinandersetzen müssen.
Die Nachbarschaft von Atlas Delmenhorst und Werder Bremen
Wäre es seitens des SV Atlas überhaupt ein Verzicht auf das Heimrecht, wenn der Oberligist ins Weserstadion umziehen würde? Atlas-Clubchef Manfred Engelbart sieht es so: „Das Weserstadion ist nur 13,5 Kilometer von unserem Stadion entfernt. Damit ist es unser erstes Ausweichstadion, nicht mehr und nicht weniger.“ Und ins Weserstadion würden die Delmenhorster auch gehen, wenn ihnen das Los Borussia Dortmund, Bayern München oder den Hamburger SV beschert hätte. „Dann wäre es nicht nachvollziehbar, wieso das gegen Werder nicht möglich sein sollte“, meint Engelbart.
Wo sonst? Alternativen zum Weserstadion fehlen
Eigentlich müsste Atlas Delmenhorst auch gegen Werder Bremen dort spielen, wo der Verein seit Jahrzehnten spielt. Im Stadion an der Düsternortstraße. Aber: Angeblich geht das bei einem Event wie einem DFB-Pokalspiel nicht. „Bei einer Live-Übertragung wüssten wir gar nicht, wo wir die ganze Technik unterbringen sollten – die Ü-Wagen, die Kameras. Das gibt die Infrastruktur unseres Stadions gar nicht her. Wir wollen unser Stadion auch nicht kaputtreden, es ist einfach so“, behauptet der 1. Vorsitzende Engelbart.
Andere Möglichkeit: Oldenburg, Marschwegstadion. Zwar wird dort gerade das Spielfeld neu angelegt, aber bis zum Pokaltermin wird alles fertig und erledigt sein. Dennoch kann Atlas dorthin nicht ausweichen. Grund: Das Stadion ist am betreffenden Wochenende bereits besetzt. Die American Footballer der Oldenburg Knights haben die Arena für ein Heimspiel reserviert. Tausch? „Wieso sollten wir? Die Footballer haben gebucht, damit steht das für uns fest“, sagt Reinhard Schenke als Sprecher der Stadt auf Nachfrage der DeichStube.
Theoretisch wäre natürlich auch ein Umzug nach Osnabrück, Hannover oder Hamburg möglich. „Aber das würde ja wirklich keinen Sinn machen“, meint Engelbart und argumentiert, dass in der Ferne beide ein Auswärtsspiel hätten. In Bremen wäre es dagegen „ein Familienfest, ein Spiel unter Freunden. Wir bräuchten ja nicht mal Polizei, wir verstehen uns ja alle gut“, so Engelbart.
Präzedenzfall Berlin
Wenn Atlas Delmenhorst vor dem DFB für einen Umzug ins Weserstadion wirbt, dann kann der Oberligist einen Präzedenzfall anführen, der der Situation zwischen dem SV Atlas und dem SV Werder Bremen sehr nahe kommt. Es war in der Pokal-Saison 98/99, als der damalige Zweitligist Tennis Borussia Berlin in der dritten Runde auf Erstligist Hertha BSC traf.
Nur für diese eine Partie siedelte TeBe in das große Olympiastadion um – also in die Heimstätte des Gegners. TeBe war offiziell der Gastgeber des Achtelfinals. Alle anderen Heimspiele der Saison trug das Team im Mommsenstadion aus. Dorthin kamen in Runde eins gegen Hannover 96 2.061 Zuschauer sowie in Runde zwei gegen die Stuttgarter Kickers 1.977 Besucher. Gegen Hertha waren es im Olympiastadion dann 40.100.
Absolute Einigkeit zwischen Werder Bremen und Atlas Delmenhorst
Werder Bremen und Atlas Delmenhorst wollen, dass im Weserstadion gespielt wird. Die Fans wollen es auch. Demnach wäre es nichts anderes als eine Entscheidung „im Sinne des Fußballs“ (Engelbart), das Spiel ins Weserstadion zu verlegen. Wenn 30.000 plus x Zuschauer kämen, wären das mindestens 24.000 mehr, als in Delmenhorst zuschauen könnten. Eine große Pokal-Party also, bei der Werder Bremen dem Oberligisten auch helfen würde. Zwar muss der SV Atlas der Ausrichter sein, aber Hilfe beim Kartenverkauf und Know-how bei der Durchführung könnte und würde Werder leisten. So wie es der Bundesligist in der Vergangenheit auch schon bei anderen Vereinen aus der Region getan hat, wenn es vor DFB-Pokalspielen gewünscht war.
Und klar: Der Gewinn ist bei mehr als 30.000 Zuschauern (maximal 42.100) verlockend. Wenngleich Manfred Engelbart behauptet: „Geld ist nicht alles. Wir könnten auch mit 6.000 Zuschauern leben.“ Der Ticket-Verkauf bei Werder Bremen ist übrigens schon am Montag angelaufen - und Frank Baumann macht klar: Es wird keine Geld-Geschenke für den SV Atlas Delmenhorst geben.
Noch ein anderes DFB-Thema beschäftigt derzeit Werder Bremen: Marco Bode als DFB-Präsident? So reagiert der Werder-Boss auf den Vorschlag einer Politikerin. Derweil haben die Grün-Weißen den Verkauf eines umstrittenen Fanartikels gestoppt: Werder Bremen will den Atlas-Delmenhorst-Schal nicht mehr.