Frank Baumann hat seinen Rückzug als Sportchef von Werder Bremen für 2025 angekündigt. Baut der Bundesligist bald Clemens Fritz als Nachfolger auf?
Sechs Jahre Bundesliga – die zu erwartende Menge an Ereignissen in dieser Zeit könnte ungefähr der Summe aus Entdeckung des Feuers, Erfindung des Rads, erster Mondlandung und Siegeszug des Internets gleichkommen. Es ist halt immer viel los in der höchsten Fußball-Liga des Landes. Und vor allem: Alles ändert sich, das meiste sogar sehr schnell. Deshalb verbietet es sich eigentlich auch, schon jetzt über einen möglichen Nachfolger von Frank Baumann als Geschäftsführer Sport bei Werder Bremen zu spekulieren. Dennoch: Tun wir es einfach!
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Spätestens 2025, wenn er 50 Jahre alt sein wird, will Baumann, der Ehrenspielführer, aussteigen aus dem Geschäft. „Definitiv“ werde er dann eine Auszeit nehmen, hat er angekündigt. Dass an seine Stelle in Clemens Fritz ein anderer Ehrenspielführer treten wird, scheint nach derzeitiger Lage der Dinge möglich. Aber auch wirklich wahrscheinlich?
Werder Bremen: Clemens Fritz wird bald „tragende Rolle spielen“
Derzeit steckt Fritz zwei Jahre nach dem Ende seiner aktiven Karriere im Traineeprogramm bei Werder Bremen – er lässt sich zum Manager ausbilden und geht damit jenen Weg, der einst extra für Baumann gepflastert worden war. Vom Assistenten der Geschäftsführung stieg er zum Leiter der Scouting-Abteilung und später zum Direktor Profi-Fußball und Scouting auf. Dann schnaufte der Kapitän der Double-Mannschaft von 2004 ein paar Monate durch, ehe er auf den Posten als Geschäftsführer sprang. Und nun ist es gewiss kein Zufall, dass Clemens Fritz bei Werder aktuell als kommender Kaderplaner – sprich: Leiter der Scouting-Abteilung – gehandelt wird. Zu sagen, dass sich der 38-Jährige auf Baumanns Spuren befindet, ist also absolut zulässig. Doch wird Fritz auch bis 2025 bei Werder bleiben und auf Baumanns Abdankung warten?
Der Plan scheint so zu sein. Die Zeit bis dahin wird sinnvoll genutzt – so erwartet es jedenfalls Trainer Florian Kohfeldt. Er geht davon aus, dass Fritz „in den nächsten Jahren eine sehr tragende Rolle spielen“ wird bei Werder Bremen. Und zwar ganz unabhängig von Baumanns Plänen. Kohfeldt: „Ich glaube nicht, dass Clemens erst eine größere Rolle übernimmt, wenn Frank nicht mehr da ist. Ich denke, dass es früher und ergänzend stattfinden wird.“ Eben als Kaderplaner oder Sportlicher Leiter oder wie immer man den Posten eine Hierarchiestufe unterhalb von Sportchef Baumann auch nennen mag.
Werder Bremen: Florian Kohfeldt traut Clemens Fritz den Sportchef-Job zu
Dass Clemens Fritz letztlich auch diese letzte Stufe wird nehmen können, steht für Kohfeldt außer Frage. „Ich schätze ihn sehr und traue ihm unheimlich viel zu. Er ist sehr kompetent und vereinbart den hohen Fußballsachverstand mit dem Auftreten, das zu einem Repräsentanten eines Bundesliga-Clubs sehr gut passt. Clemens hat nach außen und nach innen eine sympathische Art, kann Leute mitnehmen.“ Zudem hat sich Fritz abseits des Fußballs bereits eine Existenz als Geschäftsmann geschaffen. Kurz zusammengefasst heißt das: Natürlich kann er Sportchef!
Der Knackpunkt könnte tatsächlich die Zeit sein. Sechs Jahre brauchte zwar auch Baumann vom Start des Traineeprogramms bis zum Chefsessel, sechs Jahre sind aber auch sehr lang. Für Clemens Fritz könnten sehr viele andere Türen aufgehen. Allerdings können sich auch Werder Bremen bis dahin andere Chancen bieten – von extern oder aus den eigenen Reihen. Nur zur Erinnerung: Auch Philipp Bargfrede (30) hat sich nach der aktiven Laufbahn einen Anschlussvertrag bei Werder zusichern lassen. Und wer weiß, an welchem Punkt seiner beruflichen Orientierung und Ausbildung er sein wird, wenn Baumann erst 50 Kerzen auspustet und dann zum letzten Mal in seinem Büro das Licht ausknipst. (csa)
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Nach dem angekündigten Rückzug von Sportchef Frank Baumann als Sportchef von Werder Bremen hat Trainer Florian Kohfeldt Stellung bezogen, der Trainer bedauert die Entscheidung schon jetzt. Unfassbar: Ishak Belfodil, ehemaliger Stürmer des SV Werder Bremen, spielte in dieser Saison mit einem Kreuzbandriss für die TSG Hoffenheim und muss nun operiert werden. Ole Käuper, Leihgabe von Werder Bremen, feiert nach seiner Degradierung ein gelungenes Comeback für den FC Carl Zeiss Jena – und trifft sogar zum 3:1-Endstand im Landespokal.
Nach Rückzugs-Ankündigung: Auch Marco Bode und Klaus Allofs haben sich zu den Plänen von Frank Baumann geäußert.