Blogger klagt Raser-Irrsinn an und macht seinem Ärger Luft

Irrsinn: Immer wieder verursachen Raser tödliche Unfälle. Nun hat ein Blogger ordentlich Dampf zu diesem Thema abgelassen.
 ©picture alliance / dpa

"Mit Sicherheits-Blabla kommt man Rasern nicht bei". Mit leidenschaftlichen Posts macht ein Blogger seinem Ärger über Raser Luft und rechnet Bremswege vor.

Immer wieder werden Menschen von rücksichtlosen Rasern gefährdet, häufig kommen Unbeteiligte sogar zu Tode. Durch einen aktuellen Fall in Mönchengladbach bekommt die Thematik zusätzliche Brisanz.

Hierbei ermittelt die Polizei gegen einen Raser sogar wegen Mordes. In diesem Zusammenhang hat jetzt der renommierte IT-Blogger Robert Basic mit zwei drastischen Facebook-Posts seinem Ärger über Raser Luft gemacht.

Schockierende Erlebnisse mit Raser-"Assis"

Zunächst berichtet Basic über einige persönliche Erfahrungen mit Rasern. Vor 47 Jahren habe sich das ereignet: "Ein besoffener Assi mit defektem Bremssystem plus Speeding überrollt mich komplett, (ich, Anm. d. Red.) gerate unters Fahrzeug, mitten in einer Anwohnerzone und zugleich in einer winzigen Seitenstraße." Er habe die Sache zwar ohne Kratzer und dank "200 Schutzengeln" überlebt, trotzdem sei es "idiotisch", in einer solchen Straße zu rasen.  

Ähnlich intensiv erlebte er ein anderes Ereignis vor 25 Jahren in der Frankfurter Innenstadt. Damals sei er mit dem Fahrrad unterwegs gewesen und habe beobachtet, "wie ein Sportauto links aus einer Sackgasse mit hochjaulendem Motor auf den Zebrastreifen vor mir zubretterte." Er selbst habe noch bremsen können, ein älterer Fußgänger hatte hingegen nicht so viel Glück:

"Der alte Herr mit den beiden Einkaufstüten (...) hatte keine Chance, noch auszuweichen, da der Autoassi Vollgas gab und alte Menschen nun einmal nicht mehr über die vollen Sinne verfügen. Er machte noch den einen Schritt auf dem Zebrastreifen, um vom Auto volle Kanne mittig erwischt zu werden. Da die Haube typisch für einen Sportwagen eine nach unten verlaufende Form hatte, wurde er schlichtweg von den Füßen geholt. Der Oberkörper drehte sich in der Luft so, dass sein Kopf auf die Haube aufprallte, dann der Rest des Körpers, nur um wieder wie eine Billardkugel in die Luft zurückgeschleudert zu werden. Als wäre das der entsetzliche Aufprall nicht schon genug gewesen, knallte der Unglückliche (...) mit dem Kopf voran auf den Asphalt (...)". 

"Sch*** auf Schock, habe dafür kein Verständnis"

Die Reaktion des Rasers auf den Unfall beschreibt Basic folgendermaßen: "Der junge Sportwagen-Assi blieb zunächst in seinem Auto (...) anstatt die Eier in der Hose zu haben auszusteigen, um vielleicht zu helfen."

"Sch*** auf Schock", er "habe dafür kein Verständnis", so Basic weiter. Dem alten Mann sei nicht mehr zu helfen gewesen: "Einen offenen Schädel zusammenzuhalten" gelinge "nicht einmal den besten Ärzten".

Zu dem Raser hat Basic indes eine eindeutige Meinung: "Ich wünschte mir nur, dass sich dem Assi dieses Szenario ebenfalls eingebrannt hat und ihn dieses Bild verfolgt." und weiter: "Dort aus einer Sackgasse mit Vollgas zu beschleunigen, um auf den Fußgängerüberweg zuzurasen, ist förmlich tödlicher Vorsatz."

Härtere Maßnahmen gegen Raser

Im weiteren Verlauf seines Posts geht der Blogger auch auf die heutigen Notbremsassistenten ein. Obwohl er diese Systeme für äußerst wichtig und richtig im Kampf gegen Raser hält, fordert er auch vom Gesetzgeber härtere Maßnahmen gegen Raser und Rowdies

Beispielsweise könnten Geschwindigkeitsüberschreitungen in 30er Zonen "über die Aufzeichnunsgssysteme und Sensoren der Autos (...) automatisch an die Behörden" gemeldet werden. Der Grund: "Einem Assi kommste mit Sicherheits-Blabla und Akademiker-Peacezeichen nicht bei," ist Basic überzeugt.  

Den kompletten Post zu seinen persönlichen Erfahrungen können Sie hier lesen:

Bremsen ist nicht gleich Bremsen

Basic belässt es aber nicht bei persönlichen Betrachtungen und Kraftausdrücken gegenüber Rasern. Er geht in seinem zweiten Post zum Thema auch technisch in die Tiefe und stellt die Frage: Was bedeutet es denn, in einer 30er-Zone 50 oder sogar 70 zu fahren und wie viel beziehungsweise wenig Zeit bleibt dann eigentlich noch zum Anhalten?

Zunächst einmal stellt er klar, dass Bremsen nicht gleich Bremsen ist. Im Notfall müssen man nun einmal "volle Kanne" bremsen. Oft genug bauten Autofahrer beim Bremsen aber "nicht einmal genug Druck" auf, "um das ABS auszulösen", "geschweige denn wirklich zu bremsen".  Deshalb seien in heutigen Neuwagen auch immer mehr Bremsassistenten. In diesem Zusammenhang konstatiert er aber, dass die schnelle Reaktion des Menschen nach wie vor entscheidend sei: "Kein Bremsen, kein Eingriff des Systems". Und weiter: Dass moderne Notbremsassistenten "superautomatisch" bremsten, wenn ein Mensch erkannt werde, sei "Quark mit Sauce."

Abgesehen davon, dass nur ein Bruchteil der Fahrzeuge überhaupt über solche Systeme verfüge, reagierten manche auch nur "in bestimmten Geschwindigkeitsbereichen." Fußgänger würden daher "gar nicht" oder "nicht früh genug" erkannt.  Außerdem würden die wenigsten derartigen Bremssysteme "selbstständig voll in die Eisen" gehen, sondern nach wie vor "auf das Bremsmanöver des Fahrers" warten.   

Dieses schätzt Robert Basic abhängig vom Fahrertyp folgendermaßen ein: "Gute Fahrer brauchen unter einer Sekunde, um zu reagieren. Durchschnittliche Fahrer benötigen eine Sekunde. Ungeübte, Drogen/Alko-Junkies deutlich mehr." Wie viel Zeit im Einzelfall verstreicht, um rechtzeitig zu bremsen, rechnet er anhand einiger Beispiele vor.

1. Tempo 70 in einer 30er-Zone: Das bedeute einen Reaktionsweg von 19 Metern, was wiederum heiße, dass der Fahrer mit "tödlichen" 70 km/h "rund vier Wagenlängen" weiterfahre.

2. Tempo 50 in einer 30er Zone: Bedeute einen Reaktionsweg von 14 Metern, also weitere "drei Wagenlängen" mit 50 km/h.

3. Tempo 30 in einer 30er Zone: Bedeute einen Reaktionsweg von acht Metern und "zwei Wagenlängen" mit 30 km/h.

Auch was ein möglicher Aufprall für den menschlichen Körper bedeutet, offenbart Basic in seinem Blog-Post:

  • 70 km/h entsprechen einem Fall aus dem 6. OG (19 m)
  • 50 km/h entsprechen einem Fall aus dem 3. OG (10 m)
  • 30 km/h entsprechen einem Fall aus dem 1 OG (3,5 m)

Und wie verhält es sich mit Bremsassistenten?

Selbst wenn das eigene Auto über moderne Bremsassistenten verfüge, so Basic, würden unter idealen Bedingungen folgende Bremswege gelten:

  • Tempo 70: 45 Meter Bremsweg
  • Tempo 50: 27 Meter Bremsweg
  • Tempo 30: 13 Meter Bremsweg

Am Ende seines Posts überträgt er die Wagenlängen dann noch auf "Grundstückslängen":

"Zwei fette Grundstücke vor Euch aka in 40 Metern (...) kommt ein Kind auf die Fahrbahn in Euer Sichtfeld. Wer jetzt 70 fährt, knallt drauf. Egal was ihr tut. Ihr macht es nur noch schlimmer, wenn ihr noch später bremst, nicht richtig bremst, aufs Radio schaut. (...) Wer 50 fährt, hat es im worst case gerade noch so gepackt und kommt zum Stehen, im best case hat man noch zwei Wagenlängen Luft. (...) Wer 30 fährt und Oma-mäßig bremst, kommt relativ entspannt zum Stehen, obgleich das Kind sich bereits am oberen Sehfeldrand bewegt. Der Fahrer hat noch locker eine Grundstückslänge Zeit-Puffer."

Den vollständigen Post können Sie hier nachlesen:

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