Diesel-Krise: Umtauschen oder nachrüsten? Das rät der Experte

Umtauschen oder Nachrüsten: Das fragen sich viele Dieselbesitzer in den letzten Wochen und Monaten.
 ©picture alliance/Marijan Murat/dpa

Endlich hat sich die Politik auf Eckpunkte für eine Lösung der Dieselkrise geeinigt. Im Detail bleibt dennoch vieles unklar. Ein Experte beantwortet die wichtigsten Fragen.

Hersteller bieten Umtauschprämien für alte Diesel in unterschiedlichen Höhen. Und eine Umrüstung ist noch völlig offen. Unter Autofahrern wächst die Verunsicherung. Hier die Antworten auf die drängendsten Fragen.

Wer jetzt auf die Diesel-Umtauschprämien setzt – worauf muss er achten?

"Grundsätzlich fehlen von Seiten der Autoindustrie hier noch eindeutige Zusagen, wer was wie leisten will", erklärt Alexander Kreipl vom ADAC Südbayern. Jeder Hersteller biete andere Umtauschprämien an bzw. hat sich bislang sogar noch gar nicht geäußert. Vor allem die Importeure reagieren bislang zögerlich. Am besten ist daher, noch abzuwarten.

Für wen lohnt sich die Umtauschprämie überhaupt?

Es gelte zwei Punkte zu beachten, sagt Kreipl: "Denke ich über den Abstoß meines alten Diesels mit Blick auf drohende Fahrverbote nach, weil ich trotzdem in die Städte fahren muss?" Wer das nicht müsse, für den dränge es auch nicht. "Hier stellt sich lediglich die Frage, wie sich der Wiederverkaufswert eines Euro-5-Diesels oder darunter entwickelt." Alte Diesel sind derzeit im Sinkflug, durch die Umtauschprämie ließe sich der Verlust womöglich etwas abfangen.

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Allerdings kann sich nicht jeder ein Neufahrzeug leisten. Einige Hersteller überlegten daher, die Umtauschprämie auch für junge Gebrauchte anzubieten. "Wobei man hier abwarten muss, was das konkret für Fahrzeuge sein sollen", gibt Kreipl zu bedenken. Handelt es sich um Tageszulassungen oder bis zu sechs Monate alte Fahrzeuge? Er rät: "Lassen Sie sich nicht einfach einen Euro-6-Diesel andrehen. Bisher ist man nur mit einem Diesel der Euro-6d-Temp-Norm in Sachen Fahrverbote auf der sicheren Seite."

Euro 5, Euro 6, Euro 6d-Temp – was sind die Unterschiede?

Die Unterschiede sind die Schadstoffe, welche die Fahrzeuge ausstoßen. Euro 6d Temp ist die mit Abstand sauberste Norm mit den niedrigsten Emissionen. Der ADAC hat erst im September einen Eco-Test durchgeführt, der das bewiesen hat. Demnach stoßen Euro-6d-Temp-Diesel durchschnittlich 76 Prozent weniger Stickoxide aus als Euro-6b-Diesel und 85 Prozent weniger als Euro-5-Diesel.

Gibt es schon genügend Diesel mit 6d- Temp?

Nein, noch nicht.

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Und für wen lohnen sich Nachrüstungen?

"Das Thema Nachrüstung ist leider noch nicht so weit, dass man dazu morgen in die Werkstatt fahren kann", sagt Kreipl. Zunächst müsse der Bund eine sogenannte Nachrüstrichtlinie beschließen, nach der das Kraftfahrtbundesamt dann entsprechende Nachrüstsätze einschätzen und zulassen kann. Erst dann kann der Einbau je nach Modell stattfinden.

"Die Autoindustrie spricht derzeit von einem Zeitraum von drei Jahren, bis das möglich ist", sagt Kreipl. "Wir sagen, das muss innerhalb eines Jahres möglich sein." Das Verabschieden der Richtlinie wäre bereits zum Ende des Jahres möglich. Außerdem gebe es bereits Unternehmer, die Nachrüstsätze entwickelt haben und nur noch auf die Zulassung warten. Kreipl: "Wir hoffen, dass es spätestens in der zweiten Jahreshälfte 2019 losgehen kann."

Was rät der Experte abschließend Dieselfahrern?

Kreipl: "Bloß nicht panisch werden! Es gibt noch keine umfassenden Fahrverbote. Solange also keine absolute Notwendigkeit und keine Sicherheit in Bezug auf Prämien und Umrüstungen vorliegen, sollte man nicht vorschnell zum Händler laufen. Was aber nicht schadet: Sich für den nächsten Autokauf rechtzeitig Gedanken über Typ und Motorisierung machen. Lassen Sie vielleicht ein Wertgutachten für Ihren alten Selbstzünder machen. Und wenn es gar kein Diesel mehr sein soll: Vielleicht kommt ein alternativer Antrieb in Frage? Bleiben Sie am Thema dran und beobachten Sie den Markt."

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