Eine Frage der Versuchung: Ducati SuperSport S

In der Lackierung "Star White Silk" kostet die Ducati SuperSport S rund 15.000 Euro.
 ©iwp-press

Zehn Jahre nach der 900 SSi.e steht bei Ducati eine Nachfolgerin in den Startlöchern: die SuperSport. Wie sich die Italienerin fährt, lesen Sie im Fahrbericht.

Erst nach zehn Jahren präsentierte Ducati endlich eine Nachfolgerin für die legendäre, bis zum Jahr 2007 gebaute 900 SSi.e: die SuperSport. Die Neue ging mit viel Vorschusslorbeeren an den Start: Bei ihrer Präsentation auf der Eicma wurde sie prompt zum schönsten Motorrad der Messe gewählt.

Die Wurzeln der SuperSport S

Weil jedoch Schönheit alleine nicht viel aussagt, Papier geduldig ist und die Wahrheit für den Motorradfahrer bekanntlich auf der Straße liegt, haben wir die S-Version der SuperSport von ihrem Sockel heruntergeholt und sie ausgiebig in der Praxis getestet. Was zuerst einmal gar nicht so einfach war, denn angesichts des geringen Lenkeinschlags war mühsames Rangieren erforderlich.

In der Neuauflage des Mittelklasse-Flitzers arbeitet der aus der Hypermotard bekannte V2-Motor mit 937 ccm Hubraum, der in der SuperSport 110 PS leistet. Da auch bei den anderen Eckdaten keine Extremwerte stehen, ist schnell klar, dass die 210 Kilogramm leichte Italienerin gebaut wurde, um vor allem auf kleinen Straßen ihr Können zu zeigen. Dass das maximale Drehmoment von 97 Nm bereits bei 6000 U/min erreicht ist, spricht auch dafür, dass diese Ducati keine wilde Hummel für die Rennstrecke ist, sondern eher von solidem, souveränem Charakter.

Auch die Sitzposition und die Ergonomie der Bedienelemente lassen darauf schließen, dass man hier mit einem Landstraßensportler unterwegs ist und sich nicht auf einem Heizeisen krümmen muss. Der Fahrer sitzt relativ aufrecht und findet auch dann noch kommod Platz, wenn er nicht die Maße eines kleinen und leichtgewichtigen Moto-GP-Piloten hat. Das modern gestaltete Cockpit informiert vielseitig, aber trotzdem klar und übersichtlich, die Bedienelemente und Schalter sind gut erreichbar und logisch aufgebaut. Für die vielseitigen Einstellmöglichkeiten am Fahrwerk, den Fahrmodi, der Traktionskontrolle und dem ABS ist ein bisserl Zeit notwendig, aber alles ist logisch aufgebaut und ohne Informatik-Studium zu handhaben.

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So fährt sich die Ducati

Stadtverkehr ist durchaus machbar, bereitet aber trotz relativ aufrechter Sitzposition kein sonderliches Vergnügen. Der Spaß beginnt, wenn man das rot durchgestrichene Ortsschild passiert. Die SuperSport S reagiert auf den Dreh am Gasgriff willig, aber nie unkontrolliert oder gar bösartig. Eine lange Gewöhnungszeit braucht die Ducati nicht, sie stellt den Fahrer nicht vor Überraschungen, ist keine Diva. Deswegen kann man sich dank des lockeren Handlings voll aufs Vergnügen konzentrieren, jede Kurve dank präziser Lenkung exakt auf der gewünschten Linie durchstechen, auf Geraden mal fett beschleunigen, in wenigen Sekunden einen Überholvorgang abschließen. Es dauert nicht lang, bis man das Gefühl hat, dieses Motorrad wirklich gut im Griff zu haben.

Und dann beginnt die Zeit der Versuchung. Denn je besser man die SuperSport S kennt, desto mehr genießt man ihre Vorzüge und ihre Fähigkeiten. Das Fahrprogramm ist längst von Touring auf Sport gestellt, was ein direkteres Ansprechverhalten beim Gasgeben bringt. Die Quick-Shift-Schaltautomatik (Serie in der Version S) sorgt dafür, dass man stets im optimalen Drehzahlbereich ist und das Wissen, dass gut dosierbare und griffige Bremsen, ein exzellentes ABS und eine Traktionskontrolle an Bord sind, beruhigt überdies. Die tolle Akustik – brüllender Sound beim Beschleunigen und sattes Brazzeln im Schiebebetrieb – regt die Sinne zusätzlich an und verleitet bisweilen zu etwas forscherer Gangart. Weil’s halt gar so schön klingt, lässt man nur allzu oft die Pferdchen galoppieren.

Die Freude am Fahren beschränkt sich übrigens keineswegs nur auf kleine Straßen. Auch auf der Autobahn lassen sich gut Kilometer schrubben – die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h muss man ja nicht als Dauertempo halten. Je nach Intensität beim Gasgeben ermittelten wir einen Verbrauch von knapp unter 5 Litern bis gut 6 Liter auf 100 Kilometer und errechneten letztlich einen Schnitt von 5,5 Litern. Man kann sich also eine ganze Weile dem Spaß hingeben, bevor der 16-Liter-Tank wieder befüllt werden muss. Einen netten Gimmick haben die Ingenieure bei den Rückspiegeln eingebaut: Diese sind einklappbar, was man beim Abstellen auf engem Raum zu schätzen lernt. Leider ist aber die Sichtfläche nach hinten zu klein, zudem vibrierten an unserem Exemplar die Spiegel und trübten den Blick nach hinten.

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Das kostet die Italienerin

Die italienische Freudenspenderin kostet in der von uns gefahrenen S-Version in Ducati-Rot 14.790 Euro, in der Lackierung „Star White Silk“ 14.990 Euro. Wer auf die edlen Öhlins-Federelemente an Gabel und Hinterrad sowie auf die Schaltautomatik Quick Shift verzichten kann, die neben der Sitzbankabdeckung bei der teureren SuperSport aufpreisfrei sind, hat mit dem 12.990 Euro teuren Basismodell nahezu den selben Spaß zu reduziertem Preis.

Fazit

Die Ducati SuperSport S kann vor allem als knackiger Landstraßenfeger begeistern, der dank seiner Abmessungen, der Leistung und dem exzellenten Handling sehr viel Spaß bereitet. Noch mehr Lob verdient sich die kleine Italienerin dafür, dass sie dem Fahrer stets das Gefühl vermittelt, das Motorrad in der jeweiligen Situation sicher zu beherrschen. Man muss sich aber auch so weit im Griff haben, dass man nicht übertreibt. Die Versuchung ist nur allzu verlockend.

Die technischen Daten im Überblick:

  • Motor: Zweizylinder-V-Motor mit 937 ccm Hubraum 
  • Leistung: 110 PS (81 kW) bei 9000 U/min
  • Drehmoment: 97 Nm (bei 6500 U/min)
  • Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h
  • Radstand: 1478 mm
  • Sitzhöhe: 840 mm
  • Gewicht (vollgetankt): 210 Kilogramm
  • Tankinhalt: 16 Liter
  • Testverbrauch: 5,5 Liter
  • Preis Testmotorrad: 14.990 Euro

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Von Volker Pfau

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