Der Crashtest ist Männersache - mit lebensgefährlichen Folgen

Crashtest-Dummys sind stets nach männlichem Vorbild gebaut - ein großes Problem.
 ©picture alliance / Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa

Crashtest-Dummys sind männlich, 1,75 Meter groß und wiegen 78 Kilogramm . Wer diesen Maßen nicht entspricht, darf sich eigentlich nicht auf Crashtest-Ergebnisse verlassen.

  • Haben Sie schon mal weibliche Crashtest-Dummys gesehen?
  • Die Antwort lautet wahrscheinlich nein, da sie stets einem männlichen Durchschnitts-Mann nachempfunden sind.
  • Die Ergebnisse von Crashtests sind daher nicht wirklich stellvertretend für diejenigen, die nicht den Muster-Maßen entsprechen.

Sie knallen für unsere Sicherheit im Auto* gegen die Wand. Mit sogenannten Crashtest-Dummys simulieren die Hersteller Unfälle, um die Sicherheit der Insassen zu verbessern. Doch das eigentlich lobenswerte Unterfangen kann für Frauen gefährlich werden. Denn die künstlichen Unfallopfer haben fast ausschließlich männliche Maße – und nach diesen werden die Sicherheitssysteme konstruiert.

Der Mustermann für den Crashtest

Der Standard für die Dummys ist der sogenannte 50-Perzentil-Mann. Das heißt, der Dummy entspricht dem mitteleuropäischen Mittelmaß. 50 Prozent sind größer, die andere Hälfte kleiner. Dieses Mittelmaß liegt bei einer Körpergröße von 175 Zentimetern und einem Gewicht von 78 Kilogramm. Dementsprechend werden die Sitze im Auto angeordnet, die Gurte sowie die Airbags.

Weibliche Maße werden von den Herstellern bislang nicht oder nur unzureichend berücksichtigt. Aus Sicht der Unfallforschung der Versicherer (UDV) führt dies in vielen Autos zu Einschränkungen bei der Sicherheit und der Ergonomie von Frauen und kleineren Männern. Dies bestätigt auch der ADAC nach Auswertung verschiedener Crashtests. Wer nicht der Statur des Durchschnittsmannes entspreche, so der Automobilklub, sei einem deutlich höheren Verletzungsrisiko ausgesetzt.

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Besonders gefährdet: Frauen und Jugendliche

Dies betrifft in erster Linie die Bereiche der Füße, der Knie, der Oberschenkel und des Beckens. Vor allem aber im Bereich der Brust komme es bei Frauen viel eher zu lebensbedrohlichen Verletzungen als bei Männern, die der Dummy-Norm entsprechen. Bei Unfällen mit derartigen Verletzungen sei dieses Risiko sogar um rund 30 Prozent höher. Betroffen von diesem erhöhten Risiko sind laut ADAC auch Jugendliche und Senioren.

Die Experten von der UDV konnten überdies nachweisen, dass frauengerecht angeordnete Pedale, die eine mittlere Sitzposition zum Lenkrad ermöglichen, einen großen Beitrag zum Unfallschutz darstellen. Dadurch werden die Belastungswerte für Frauen und kleinere Männer erheblich gesenkt, und zwar um rund das Fünffache.

Weitere Problemgruppe: Übergewichtige

Auch das Problem der zunehmenden Leibesfülle in der Bevölkerung werde durch die derzeitigen Crash-Test-Dummys nicht erfasst. Die zentrale Forderung lautet also, dass die Puppen vielfältiger werden müssen: für Fahrerinnen, für kleinere Männer, für ältere Menschen und für Gewichtigere.

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Volker Pfau

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