So viel Zeit und Geld verschwenden die Deutschen beim Parken

Deutschland ist Falschparker-Land. Und auch sonst verschwenden die Deutschen unglaublich viel Zeit und Geld bei der Parkplatzsuche.
 ©P ixabay

Die Parkplatzsuche ist oft wie Glückspiel. Fahre ich erneut um den Block, ist sicher ein Platz frei. Sie werden staunen, wie viel Zeit und Geld dabei drauf geht.

"Stress durch Parkplatzsuche in Deutschland" - Das ist die recht zurückhaltende Überschrift einer umfassenden Studie des Verkehr-Analyse-Unternehmens INRIX über "Schmerzen" beim Parken. Man könnte es auch härter formulieren - und von einem Milliardengrab sprechen.

Parkplatz-Studie: Die volkswirtschaftlichen Kosten sind immens

Die Studie untersucht nicht nur den ökonomischen Schaden durch mangelnde Parkplätze. Sie offenbart auch, wie viel deutsche Autofahrer für Parkplätze im Einzelnen berappen müssen und welche deutsche Stadt Spitzenreiter in punkto Parkgebühren ist.

Fest steht: Die volkswirtschaftlichen Kosten sind immens. Laut der Studie verbringen Autofahrer in deutschen Städten durchschnittlich 41 Stunden pro Jahr mit der Suche nach einem Parkplatz. Das verursacht pro Autofahrer im Jahr Mehrkosten in Höhe von 896 Euro -  die verschwendete Zeit, den Benzinverbrauch und die zusätzliche Abgasbelastung inklusive. 

Der Parkplatz-Suchverkehr kostet die Deutschen also mehr als 40 Milliarden Euro pro Jahr.

Frankfurt am Main hält den Negativ-Rekord

Grundlage der Ergebnisse sind Daten aus der weltweit umfangreichsten Park-Datenbank: Über 8.700 Städte in mehr als 100 Ländern. Insgesamt wurden rund 18.000 Autofahrer in Deutschland, Großbritannien und den USA befragt. In Deutschland allein waren es mehr als 5.000 Autofahrer aus den zehn größten deutschen Städten.

Die Studienmacher halten fest, dass die Parkplatzsuche in Frankfurt am Main am schlimmsten ist. Autofahrer suchen in Frankfurt pro Jahr 65 Stunden lang nach Parkmöglichkeiten. Berechnet man die Kosten für die verschwendete Zeit, das zusätzliche Benzin sowie die Abgasbelastung, ergibt sich ein Betrag von 1.410 Euro pro Fahrer. Hochgerechnet auf die Einwohnerzahl ergibt sich eine riesige Zahl: 702 Millionen Euro allein für die Stadt Frankfurt.

Auf Rang zwei und drei finden sich Essen (64 Stunden) und Berlin (62 Stunden), gefolgt von Düsseldorf (61 Stunden) und Köln (60 Stunden). Mit 1,8 Milliarden Euro sind die volkswirtschaftlichen Kosten der Parkplatzsuche in Berlin am höchsten. Die Hauptstadt hat mehr Einwohner und Autos als die anderen Städte im Ranking.

Auch interessant: Das halten die Deutschen vom Rauchverbot im Auto.

Die Top-Ten der deutschen Städte im Park-Vergleich

Rang

Stadt

Kosten für zwei Stunden

Parken

(1,5 Kilometer um das

Stadtzentrum)

Suchzeit für

Parkplatz

auf der Straße

(je Fahrt)

Suchzeit für

Parkplatz

in der Tiefgarage

Suchzeit pro Jahr

(Stunden pro

Fahrer,

pro Jahr)

Suchkosten

pro Fahrer

und Jahr

Suchkosten

pro

Stadt und Jahr

1

Frankfurt a. M.

4 Euro

10 Minuten

7 Minuten

65 Stunden

1.410 Euro

702 Mio. Euro

2

Essen

4 Euro

8 Minuten

7 Minuten

64 Stunden

1.390 Euro

490 Mio. Euro

3

Berlin

4 Euro

9 Minuten

6 Minuten

62 Stunden

1.358 Euro

1,8 Mrd. Euro

4

Düsseldorf

2 Euro

9 Minuten

7 Minuten

61 Stunden

1.337 Euro

564 Mio. Euro

5

Köln

2 Euro

9 Minuten

6 Minuten

60 Stunden

1.302 Euro

861 Mio. Euro

6

Dortmund

4 Euro

8 Minuten

6 Minuten

57 Stunden

1.239 Euro

484 Mio. Euro

7

Hamburg

5 Euro

9 Minuten

6 Minuten

52 Stunden

1.139 Euro

1,5 Mrd. Euro

8

Stuttgart

5 Euro

8 Minuten

5 Minuten

52 Stunden

1.136 Euro

437 Mio. Euro

9

München

6 Euro

9 Minuten

6 Minuten

50 Stunden

1.092 Euro

1,1 Mrd. Euro

10

Bremen

3 Euro

7 Minuten

5 Minuten

49 Stunden

1.065 Euro

393 Mio. Euro

Deutschland

3 Euro

6 Minuten

4 Minuten

41 Stunden

896 Euro

40,4 Mrd. Euro

Quelle: INRIX

Fast 45 Milliarden Euro im Jahr: Hohe Kosten haben nicht nur Auswirkungen auf die Autofahrer

"Rechnen wir alle Kosten zusammen, die durch die Parkplatzsuche entstehen - durch Überbezahlung oder Strafzettel - dann kommen wir für Deutschland auf fast 45 Milliarden Euro pro Jahr", sagt Dr. Graham Cookson, Chefökonom bei INRIX und Leiter der Untersuchung.

"Die hohen Kosten treffen nicht nur Autofahrer, sie wirken sich auch negativ auf den lokalen Handel aus, weil Kunden wegen potenzieller Parkprobleme Fahrten in die Innenstadt meiden. Viele Parkprobleme sind aber nur die Folge fehlender Informationen. Hier können wir mit technischen Innovationen gegensteuern."

Falschparker-Land Deutschland

Ein weiteres interessantes Detail betrifft das Falschparken. So entpuppt sich Deutschland in der Studie als Land der Falschparker. Die Hälfte der Befragten bekam im vergangenen Jahr Strafzettel wegen Falschparkens. Das sind mehr als doppelt so viele wie in Großbritannien und den USA. Über die Hälfte der Befragten in Deutschland (57 Prozent) gab an, gar nicht mehr für das Parken zu bezahlen. Zumindest, wenn sie sicher wären, dass sie nicht erwischt werden.

Die meisten Strafzettel sammelten Autofahrer im Laufe des vergangenen Jahres in Stuttgart (1,5 Tickets pro Fahrer). Dicht darauf folgen wiederum Frankfurt (1,4 Tickets), Berlin und Köln (1,3 Tickets).

Deutsche geben zu viel für das Parken aus

Doch nicht nur beim Falschparken sind wir dem Ausland voraus - wir zahlen auch noch zu viel. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass viele Autofahrer zusätzliche Parkzeiten einplanen, um Strafzettel zu vermeiden. Und zwar durchschnittlich 42 Stunden im Jahr pro Fahrer.

So entstehen anhand der durchschnittlichen deutschen Parkpreise durch diese Sicherheitspuffer jährlich 98 Euro pro Fahrer.

Auf ganz Deutschland hochgerechnet geben die Autofahrer somit 4,4 Milliarden Euro für unnötige Parkzeit aus.

Wie stehen die Deutschen emotional zur Parkplatzsuche?

Nicht zuletzt fragten die Studienmacher auch nach der emotionalen Befindlichkeit deutscher Autofahrer. Hierbei kam heraus, dass sich zwei von drei von der Parkplatzsuche gestresst fühlen. Jeder Fünfte ist bereits wegen eines Parkplatzes mit einem anderen Fahrer in Streit geraten.

44 Prozent verpassten einen Termin und mehr als ein Viertel (27 Prozent) der Autofahrer musste bereits einen Ausflug aufgeben, weil er keinen Parkplatz finden konnte.

Über die Hälfte der Befragten (53 Prozent) sind der Meinung, dass nicht genug Parkplätze vorhanden sind. Für die mit Abstand schlimmste Parksünde hält fast jeder zweite Befragte in Deutschland (43 Prozent), wenn ein Auto zwei Parkplätze blockiert. Zum Beispiel dieser Fall in München, über den die "tz" berichtete.

Stress bei der Parkplatzsuche: Was tun?

Bleibt die Frage, wie man mit Parkplatzproblemen umgehen soll? Cookson meint, "smarte Parklösungen für Autofahrer, Parkplatzbetreiber und Städte würden erheblich dabei helfen, die Suchzeiten, den Verkehr und die Abgasbelastung zu reduzieren". 

Bereits vorhandene Technologien würden noch nicht in vollem Umfang genutzt - beispielsweise Apps. Solange sich das nicht ändere, würden "die Parkprobleme immer größer werden", prognostiziert er.

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