Das Coronavirus verbreitet sich in Bayern. In Mitterteich gilt wegen vermehrten Infektionen eine Ausgangssperre. War das örtliche Starkbierfest der Auslöser?
- Das Coronavirus* lähmt das öffentliche Leben in Bayern.
- Im bayerischen Mitterteich gilt sogar eine Ausgangssperre - wegen zahlreicher Corona-Fälle.
- Diskussionen laufen, ob sich die Einwohner beim örtlichen Starkbierfest angesteckt haben.
Update, 23. März, 10.40 Uhr: Immer noch laufen Diskussionen darüber, ob sich durch das Starkbierfest in Mitterteich, wo mittlerweile eine Ausgangssperre gilt, die Coronavirus-Infektionen weiter verbreiteten. Wie die Bild berichtet, äußern sich die Veranstalter des Festes nun noch einmal zu den Vorwürfen.
Das zuständige Gesundheitsamt in Tirschenreuth hätte lediglich das Aufstellen von Handdesinfektionsgeräten in den WC-Räumen gefordert, heißt es. Nicht auf von der Durchführung der Veranstaltung abgeraten. „Nicht mal ein dunkelgrünes oder oranges Licht gab es, sonst hätten wir es nicht gemacht“, werden die Verantwortlichen zitiert.
Etwa 1400 Menschen feierten in Mitterteich auf engen Raum. Die örtliche Brauerei, die die Feiernden mit Bier versorgte, bewarb ihr Starkbier dabei noch als „ultimativen Schutz gegen Corona“, heißt es in der Bild weiter. In der Einladung zum Fest wurde zur „Massen-Schluckimpfung“ eingeladen.
Mittlerweile äußerte sich die Brauerei auf Facebook. Vor zwei Wochen habe man die Situation in Mitterteich noch anders eingestuft und den Ernst der Lage nicht richtig erkannt. „Die aktuellen Diskussionen lösen bei uns tiefes Bedauern und große Betroffenheit aus“, so die Brauerei.
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Corona in Bayern: Stadt als Virus-Hotspot - Ausgangsbeschränkungen für den Freistaat
Update vom 20. März, 14.30 Uhr: Wie Markus Söder in einer Pressekonferenz mitteilte, gelten nun weitreichenden Ausgangsbeschränkungen für den gesamten Freistaat. Eine komplette „Ausgangssperre“ gibt es in Bayern aktuell aber nicht. Im Zuge der Ausgangsbeschränkungen in Bayern können Sie sich hier die Allgemeinverfügung des bayerischen Innenministeriums im Wortlaut durchlesen.
Neben Bayern ist auch das Bundesland Nordrhein-Westfalen besonders vom Coronavirus-Ausbruch betroffen. Ein Krankenhaus im Landkreis Heinsberg droht nun mit der Schließung.
Bayerische Stadt als Corona-Hotspot - Bundesweite Debatte um Ausgangssperren
Update vom 20. März, 6.27 Uhr: Nach der verhängten Ausgangssperre für die Menschen im bayerischen Mitterteich der die Stadt Freiburg in Baden-Würtemmberg am Donnerstag nachzog, tobt nun bundesweit die Debatte um eine Ausgangssperre für alle Bürger.
Corona-Krise: Ausgangssperre nicht nötig?
Ärztepräsident Reinhardt sprach sich nun jedoch gegen Ausgangssperren im Kampf gegen die Epidemie aus. Damit werde eine gespenstische Atmosphäre geschaffen, „die die Menschen extrem ängstigt“, sagte er dem RND. „Das kann auch dazu führen, dass die Solidarität in der Gesellschaft, auf die wir jetzt dringend angewiesen sind, auseinanderbricht.“
Der Virologe Alexander Kekulé mahnte im Podcast „Kekules Corona-Kompass“ von MDR-„Aktuell“: „Wegen einer kleinen Minderheit 95 Prozent der Bevölkerung einzusperren, da ist der Kollateralschaden viel zu hoch.“
Bayerische Stadt als Corona-Hotspot: Bürgermeister wehrt sich
Update von 13.13 Uhr: Der Bürgermeister der oberpfälzischen Stadt Mitterteich appelliert an die Vernunft seiner Mitbürger. Die Menschen sollen sich an die Ausgangssperre halten und beispielsweise Einkäufe auf das Notwendigste beschränken. In der 6500-Einwohner-Stadt gilt seit Mittwochnachmittag eine Ausgangssperre, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Die neue Situation müsse sich einspielen, sagt der Bürgermeister, der weitgehend auch aus dem Homeoffice arbeitet. Auch im Rathaus habe es einen Coronafall gegeben, seitdem stünden 20 Mitarbeiter unter Quarantäne, berichtet Roland Grillmeier.
Es seien weniger Autos auf den Straßen unterwegs, bilanziert er. In den Supermärkten seien weiter Kunden. Hier sei es an jedem einzelnen, sich einzuschränken. Spekulationen um das Starkbierfest als Ursache der Corona-Ausbreitung in der Stadt will Grillmeier nicht befeuern. Er kenne die Hälfte der Coronapatienten aus Mitterteich und seines Wissens habe keiner davon das Fest besucht. Ein Krisenstab versuche nun, die Infektionsketten nachzuvollziehen.
Corona-Hotspot in Mitterteich? Markus Söder äußert Vermutung zur Ursache - und warnt
Ursprungsmeldung 19. März, 12.37 Uhr
Das Coronavirus verbreitet sich weiter. In Bayern sind bis Donnerstagmorgen (19. März) laut Ministerpräsident Markus Söder bereits 2282 Menschen mit dem Coronavirus infiziert und in der Folge zehn Menschen daran gestorben. Das teilte der CSU-Chef in einer Regierungserklärung vor dem Landtag in München mit.
Coronavirus in Bayern: Mitterteich als Hotspot - erste Ausgangssperre in Kleinstadt
Er ging dabei auch auf die Stadt Mitterteich ein, für die als erste Stadt in Bayern seit Mittwoch eine Ausgangssperre gilt. Die Menschen in der oberpfälzischen Kleinstadt haben die verhängte Ausgangssperre weitgehend eingehalten. In der Nacht hätten lediglich vereinzelt Menschen wieder nach Hause geschickt werden müssen, bilanzierte die Polizei am Donnerstag.
An einer der Hauptzufahrtsstraßen kontrollierten Beamte am Morgen Autofahrer. Die meisten hätte eine Bescheinigung ihres Arbeitgebers oder notfalls den Ausbildungsvertrag dabei. Es funktioniere gut, obwohl die Maßnahme kurzfristig gekommen sei, sagte ein Polizist.
Regierungserklärung von Markus Söder zu Coronavirus: Vermutung zu Ausbreitung in Mitterteich
Das Landratsamt in Tirschenreuth erteilte die Ausgangssperre, weil in Mitterteich die Zahl der am Coronavirus erkrankten Menschen besonders hoch ist. Bis Mittwoch waren im Landkreis 47 Infizierte registriert, 25 von ihnen in der 6500-Einwohner-Stadt Mitterteich. Nun gibt es wohl auch eine Vermutung, wieso Mitterteich ein Corona-Hotspot ist.
So erklärte Markus Söder vor dem bayerischen Landtag, dass Experten das Starkbierfest als Ursache vermuten. Dieses fand am 7. März statt. Wie onetz.de berichtete, gab es dort in diesem Jahr zwar wesentlich weniger Besucher als in den Jahren zuvor, der Stimmung tat das aber keinen Abbruch. Vor allem die Jugend blieb der Veranstaltung dem Bericht zufolge treu.
Söder gerade: Experten vermuten, dass Starkbierfest Infektionswelle in #Mitterteich ausgelöst hat #coronavirusdeutschland https://t.co/ERVXbjgHRm
— Sebastian Horsch (@SebHorsch) March 19, 2020
Coronavirus im Freistaat: Söder droht offen mit bayernweiter Ausgangssperre
Ab sofort gelten auch in zwei oberfränkischen Kommunen im Landkreis Wunsiedel Ausgangssperren. Grund ist, dass dort die Fallzahlen stark angestiegen seien. Für den Rest Bayerns gibt es noch keine Ausgangssperren, aber die Empfehlung zuhause zu bleiben.
„Wenn sich viele Menschen nicht freiwillig beschränken, dann bleibt am Ende nur die bayernweite Ausgangssperre als einziges Instrumentarium, um darauf zu reagieren. Das muss jedem klar sein“, sagte Söder am Donnerstag in seiner Regierungserklärung im Landtag in München. Man werde „nicht endlos zusehen“. Für den Freistaat wurde bereits der Katastrophenfall* ausgerufen.
In München ist es unterdessen zu wilden Szenen gekommen - Auslöser waren Corona-Tests*.
Bestürzung hat der Tod von Sepp Mangstl (54) aus Ostermünchen im Kreis Rosenheim ausgelöst. Der Musiker erlag dem Coronavirus einsam in einer Klinik*. Seine Angehörigen und Freunde erfuhren die Nachricht am Telefon. Der Vollblutmusiker hatte keine Vorerkrankungen. Tamara Schwab gehört zur Risikogruppe. Die 26-Jährige hat eine chronische Herzmuskelentzündung und berichtet auf Instagram von ihrer Situation.* Für sie sei das Coronavirus kein kleines Virus, „sondern eine Lebensbedrohung“.
Die Corona-Krise hat auch politische Folgen: Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder sorgt für Neustart bei der Union*.
Das Coronavirus verbreitet sich auch in Bayern weiter. Am Montag (30. März) gibt es eine Pressekonferenz mit Markus Söder - es geht wohl auch um die Ausgangsbeschränkung.
Der erste Coronavirus-Fall in Deutschland wurde Ende Januar in München registriert. Das scheint lange her. Virologe Prof. Alexander Kekulé warnte schon damals vor einer Corona-Krise*.
Schutzmasken, Brillen und Kittel - vor dem Coronavirus brauchen Ärzte Schutz. Doch viele Produkte sind nicht lieferbar. Immer mehr Praxen in Bayern stellen ihren Betrieb ein*.
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kam/dpa