Anfang 2017 gab es einen Aufschrei unter den Deutschen: Sparkassen und Volksbanken haben Gebühren für das Abheben von Bargeld erhoben. Doch wieso eigentlich?
Mit diesem Gegenwind hatten Sparkassen und Volksbanken wohl nicht gerechnet, als die Banken Anfang des Jahren Gebühren fürs Abheben von Bargeld verlangt haben.
Sofort gab es seitens der deutschen Kunden Proteste – mit der Folge, dass zahlreiche Banken einlenkten und die Gebühren wieder abgeschafft haben. Doch wieso dann überhaupt die Bankgebühren?
Die Lösung folgt auf dem Fuße: w egen des niedrigen Leitzins und die Strafzinsen, die die Europäische Zentralbank für Finanzinstitute verhängt hat. Die höheren Kosten versuchten Sparkassen und Banken mit mehr Gebühren letztlich nur auszugleichen. Und obwohl viele Banken die Gebühren wieder zurückgezogen haben, scheint das Thema für sie noch nicht ganz vom Tisch zu sein.
Grund für Gebühr beim Geld abheben: zu niedriger Leitzins
So schnell werden Privatkunden wohl nicht drum herum kommen – und in Zukunft vielleicht doch noch den Geldbeutel weit aufmachen müssen. Schließlich soll der Niedrigzins weiter anhalten – ein Umstand, den besonders Liane Buchholz, Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, gegenüber dem Portal "Business Insider" kritisch sieht. "Leistung hat ihren Preis – darum kann ich es auch nicht ausschließen, dass die Gebühren weiter steigen. Sparkassen wollen ihren Kunden aber auch künftig angemessene und vertretbare Gebührenmodelle anbieten."
Doch für viele stellt sich die Frage: Werden dann immer mehr Deutsche nur noch mit Karte zahlen? Schließlich könnte das doch die Folge sein, wenn Kunden für das Geld abheben an Automaten Gebühren zahlen müssen. Bargeld-Verfechtern stößt diese Zukunftsmusik sauer auf.
Sie appellieren an die Freiheit, die die Menschen durch Bargeld besitzen – und daran, diese zu bewahren, indem so viel wie möglich bar gezahlt wird. Zudem warnen sie davor, dass dadurch die Regierungen absolute Kontrolle über das Geld ihrer Bürger hätten.
So wichtig ist Bargeld für die Freiheit des Bürgers
Außerdem könnten Strafzinsen der Banken direkt an die Bürger weitergegeben werden – und diese könnten ihr (Bar-)Geld vorher nicht einmal mehr in Sicherheit bringen. Und schließlich wäre dadurch der Datenschutz in Gefahr – so erhielte der Staat über alle Geldtransfers Bescheid.
Nicht zuletzt wird immer wieder EZB-Präsident Mario Draghi in diesem Zusammenhang erwähnt. Zwar hat dieser bei der Präsentation des 50-Euro-Scheins bestätigt, dass das "Bargeld nach wie vor unerlässlich für unsere Wirtschaft" sei, doch mit seinen Plänen zur Abschaffung des 500-Euro-Scheins widerspricht er sich. Daher sind viele skeptisch, was seine tatsächlichen Pläne angehen.
Wird das Bargeld bald abgeschafft?
Doch Buchholz findet eine solche Diskussion aus der Luft gegriffen: "Diese Diskussion um eine Bargeldabschaffung sollte man meiner Meinung nach nicht in den Zusammenhang mit Gebühren für Geldabhebungen stellen."
Stattdessen ist sie sich sicher: "Außerdem erscheint mir zumindest im Augenblick eine Bargeldabschaffung unrealistisch. Statistiken zeigen schließlich, dass Bargeld noch immer beim Zahlvorgang des Deutschen liebstes Kindes ist."
Dennoch weiß auch sie, dass mobile Zahlsysteme gerade immer mehr an Beliebtheit gewinnen. Am Ende entscheidet also der Verbraucher, wie er am liebsten bezahlt – und damit auch, was in Zukunft mit dem Bargeld geschieht.
Von Jasmin Pospiech