"Müll", "zu teuer" oder sogar Plagiat? Stimmen werden laut, dass die Produkte aus "Die Höhle der Löwen" nicht das Gelbe vom Ei - und zudem gar nicht so innovativ sind.
Update vom 16. Oktober 2018: Nachdem die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kürzlich ein eher negatives Urteil in einer sehr eindeutig betitelten Pressemitteilung namens "Endstation Grabbeltisch" über die "Löwen"-Produkten fällte, hat sich nun der zuständige Fernsehsender RTL zu Wort gemeldet. So konterte dieser im Hinblick auf den krassen Preisabsturz mancher Produkte damit, dass der Sender sowie die Gründer und Investoren keinen direkten Einfluss auf Angebot und Nachfrage habe. Zudem sei es leider so, "dass es auch mal Produkte gibt, die nicht so erfolgversprechend laufen wie erhofft", erklärte ein Sprecher. Dann fördere eine Preisreduzierung "Abverkauf von Restbeständen".
Daraufhin ist auch die Verbraucherzentrale wieder zurückgerudert. So ließ Sprecher Georg Tryba jetzt verlauten, dass man nie vorgehabt habe, vor den "Löwen"-Produkten zu warnen oder gar ein negatives Bild zu vermitteln. Stattdessen habe man versucht, den Verbraucher von teuren Spontankäufen abzuhalten und ihm die Möglichkeit zu geben, erst einmal Preise zu vergleichen, bevor man zuschlägt.
Auch DHDL-Investor Ralf Dümmel hat sich nun über die Sprecherin seiner Firma DS Produkte zu Wort gemeldet. "Dass die Show fünf bis sechs Monate vorab aufgezeichnet wird, ist kein Geheimnis und deshalb halten wir es nicht für 'einen Trick' oder 'wie von Zauberhand' in den Handel gebracht. Der Verbraucher bekommt die Möglichkeit, ein Produkt, welches er am Abend in der Sendung gesehen hat, direkt am nächsten Tag - wenn es gewünscht ist - käuflich zu erwerben. Dass die Produkte dann in den Markt gebracht werden, ist nicht verwunderlich", heißt es hier.
Interessant ist auch, dass im Statement der Verbraucherzentrale die Rede von Amazon-Rezensionen ist, die "Löwen"-Produkte wie "DasKaugummi" schlecht bewertet haben sollen. Doch selber habe die Verbraucherzentrale laut Sprecher Tryba diesen gar nicht probiert. Zudem gibt es genügend "Löwen"-Produkte, die auf Amazon durchwegs positive Bewertung erhalten haben.
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"Endstation Grabbeltisch": Verbraucherzentrale warnt vor überteuerte "Löwen-Produkte"
Die fünfte Staffel von "Die Höhle der Löwen" soll Fernsehsender Vox Traumquoten bescheren. Keine Staffel zuvor konnte so viele Zuschauer vor die Bildschirme locken. Mit jeder Woche räumt die aktuelle DHDL-Folge Top-Einschaltquoten ab. Und meist bereits am nächsten Tag können interessierte Kunden die vorgestellten Produkte - ausgezeichnet mit dem Löwen-Logo und dem Vermerk "Bekannt aus der Vox Gründer-Show" - in den Regalen diverser Supermärkte, Discountern & Co. finden.
Doch nun sorgt ein Statement der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen mit dem Titel "Endstation Grabbeltisch" für Ernüchterung: Darin schreibt sie, dass die in der Sendung gezeigten Produkte im "richtigen Verbraucherleben" nicht nur überteuert sind, sondern auch böse Macken haben. Diese seien "gespickt mit Tricks und Merkwürdigkeiten", so die Verbraucherzentrale weiter.
So gäbe es oft im stationären Handel Waren zu finden, auf denen das DHDL-Logo klebt - die aber in der Gründershow durchgefallen sind. So sei zum Beispiel ein Deal mit "DasKaugummi", das zuckerfrei und Geschmacksrichtungen wie Orange/Ingwer haben soll, mit Ralf Dümmel nach der Show geplatzt - dennoch wurde es vertrieben. Mit fatalen Folgen. So sollen sich viele Käufer darüber beschwert haben, dass das Produkt für den hohen Preis "widerlich" schmecke, so die Verbraucherzentrale.
Doch auch Erzeugnisse, die erfolgreich einen Deal absahnen konnten, sollen bei Testern durchgefallen sein. So habe die Verbraucherzentrale auf Anhieb zehn Löwen-Produkte auf Amazon gefunden haben, deren Bewertungen miserabel waren und zahlreiche böse Rezensionen aufwiesen. Darunter unter anderem auch der flüssige Displayschutz für Handys "Protect Pax" aus Staffel 4.
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Produkte aus früheren Staffeln sollen auf Wühltischen verscherbelt werden
Letzterer warb sogar mit "100 Prozent Bruch- und Kratzsicherheit". Doch spätestens, als bei SternTV vor laufender Kamera ein Handydisplay zerschmettert wurde, obwohl es zuvor mit "Protect Pax" behandelt wurde, nahmen Aldi und andere Anbieter den Display-Schutz wieder aus den Regalen.
Außerdem habe die Verbraucherzentrale krasse Preiseinbrüche bei früheren DHDL-Produkten ausmachen können. So werden einige aus den vergangenen Staffeln auf eBay oder bei einem angeblich offiziellen Vermarktungspartner teils zum Bruchteil des ursprünglichen UVP-Preises verscherbelt. Damit ende manches, so in den Himmel gelobte Löwen-Produkt schließlich als "Horrorstory" auf Wühltischen und in Grabbelecken, so das bittere Fazit.
Doch nicht nur die Verbraucherzentrale, auch Bild Online hat sich zwei Unternehmen aus der Vox-Gründershow zur Brust genommen. So soll gleich bei zwei Gründern und deren Produkten aus der aktuellen Folge der Plagiatsvorwurf im Raum stehen. Bei ersten handelt es sich um "eatapple", einem essbaren Strohhalm aus Apfelresten. Doch wie das Newsportal jetzt herausgefunden hat, stammt die Idee nicht von den drei Gründern um Konstantin Neumann.
"eatapple" und "Design Bubbles" aus aktueller DHDL-Folge: Dreister Ideenklau?
So soll der umweltfreundliche Trinkhalm eine Erfindung von StudentInnen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) aus dem Jahre 2016 sein. Auf Anfrage hätten die Gründer allerdings erklärt, dass sie bei ihren Recherchen ebenfalls auf die Arbeit der Studenten gestoßen sind. "Wir haben alle zusammen zunächst den Lizenzvertrag für das Produkt für ein Jahr weiterentwickelt." Unter ihrem Unternehmen wisefood GmbH, welches Neumann & Co. 2017 gründeten, wird der Strohhalm seitdem vertrieben.
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Anfang 2018 hätten die drei jungen Männer schließlich das Patent an "eatapple" übernommen. "Wir arbeiten mittlerweile mit unserer eigenen Rezeptur, haben das Produkt komplett eigens weiterentwickelt. Wir können uns also alle getrost Erfinder nennen." In der Sendung kam zwar kein Deal zustande, aber seitdem hätte sich viel an Optik, Geschmack und Beschaffenheit des "Superhalms" getan.
In 6 Monaten ist viel passiert! Wir halten jetzt 60 Min im Getränk, sind geschmacksneutral und trotzdem lecker!
— SUPERHALM (@superhalm) October 9, 2018
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Neben "eatapple" soll auch Katharina Baumanns Idee zur Kerze aus der Champagnerflasche, "Design Bubbles", geklaut worden sein. So soll es in den USA bereits eine Firma namens "Rewind" geben, die ein ähnliches Konzept verfolgt. Der einzige Unterschied: Auf den Kerzen klebt das Logo des Unternehmens über dem Namen der Champagnermarke. Dieser ist somit nicht mehr lesbar. Bei "Design Bubbles" hingegen bleibt das originale Etikett weiterhin sicht- und lesbar. Unterdessen sorgt das Startup "FlipCar" aus Bremen mit seiner Idee für Wirbel bei "Die Höhle der Löwen".
Das bestätigt Baumann auch gegenüber Bild Online: "Ich informiere mich natürlich über die Konkurrenz. Aber wir haben die exklusive Lizenz, die originalen Etiketten verwenden zu dürfen. Wir wollen hier eine Marke aufbauen und freue mich über die positive Resonanz der Kunden." Sie bekam bereits während der Sendung einen Zuschlag von Löwin Dagmar Wöhrl. Warum dieser nun aber nach Show-Ende doch noch geplatzt ist und wie Wöhrl darauf reagierte, lesen Sie hier.
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nordbuzz.de* berichtet hingegen über eine Gründerin aus Niedersachsen, die nach "Höhle der Löwen" ihr Produkt auf den Straßen verkauft.
jp
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