Altersarmut: Dieser abstrakte Begriff scheint für viele Rentner in Deutschland immer mehr zur erschreckenden Realität zu werden. Eine Studie bringt jetzt Schockierendes zu Tage.
Millionen Rentner klagen hierzulande darüber, dass sie mit ihrer mageren Rente, die sie erhalten, kaum über die Runden kommen. Das Bild des Pfandflaschen sammelnden Seniors ist heutzutage traurigerweise keine Seltenheit mehr. Das bestätigt jetzt auch eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), welche von der Hans-Böckler-Stiftung in Auftrag gegeben wurde.
DIW-Studie ergibt: Viele Arbeitnehmer müssen mit finanziellen Engpässen im Alter rechnen
Ihr Ergebnis: Über die Hälfte der heute 55- bis 64-jährigen Arbeitnehmer wird später nicht genug Geld haben, um ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können. Genauer gesagt, sollen durchschnittlich 700 (!) Euro im Monat fehlen, wenn Arbeitnehmer "nur" gesetzlich oder betrieblich rentenversichert sind. Das entspricht mehr als zwei Drittel dieser Personengruppe (69 Prozent). Das bedeutet konkret: Wer nicht mehr lange zum verdienten Ruhestand hat, muss wohl damit rechnen, in die Altersarmut abzudriften.
Wird noch das vorhandene, private Gesamtvermögen der rentennahen Jahrgänge in die Bewertung hinzugezogen, bleiben immer noch 41 Prozent, die im Alter finanzielle Schwierigkeiten bekommen werden. "Da aber Vermögen sehr ungleich verteilt sind, zeigt sich, dass von denen, die nur Anwartschaften an die Gesetzliche Rentenversicherung haben, ein Viertel nicht in der Lage ist, ihren aktuellen Konsum auch mit dem Vermögen zumindest fünf Jahre lang zu bestreiten", erklärt Studienautor Grabka.
Aber auch wer privat rentenversichert ist, ist nicht davor gefeit - so sollen Riester- oder Rürup-Verträge der Studie zufolge den Anteil der Betroffenen auch nur um gerade mal zwei Prozent senken. Sogar diejenigen, die bereits jetzt jegliche Vorkehrungen treffen und sich sogar um eine gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge kümmern, müssen laut des DIW mit erheblichen Einschränkungen im Lebensstandard rechnen.
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Studienautoren empfehlen Rentenreform - gemäß dem "österreichischen Modell"
Aus diesem Grund drängen die Forscher jetzt darauf, die Rente möglichst schnell zu stabilisieren. "Gerade Geringverdienenden sollten dann höhere Leistungen zugutekommen, während die Beitragsbemessungsgrenze für die oberen Einkommensgruppen aufgehoben werden sollte", empfiehlt Studienautor Grabka. Schließlich bräuchten Senioren das Geld dringend, da oftmals mit zunehmenden Alter die Gesundheit schwinde, Medikamente bzw. Pflege aber teuer sind.
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Doch die GroKo ist sich diesbezüglich (noch) nicht einig - erst kürzlich erklärte Finanzminister Olaf Schulz, dass er das Rentenniveau bis 2040 sichern wolle. Die Studienautoren schlagen hingegen eine Reform vor - als Vorbild soll hier das "österreichische Modell" dienen.
Hier wird die gesetzliche Altersvorsorge mehr in den Vordergrund gerückt - so werden fast alle Arbeitnehmer zur staatlichen (Renten-)Kasse gebeten, auch Selbstständige oder Freiberufler. Allerdings zahlen die Österreicher auch mehr ein - so liegt der Rentenbeitrag hier vier Prozentpunkte höher als hierzulande.
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jp