Viele Unternehmen bieten ihren Angestellten eine Betriebsrente an. So können diese für das Alter vorsorgen. Doch lohnt sie sich? Stiftung Warentest deckt auf.
Vielen Deutschen ist es wichtig, so früh wie möglich für das Alter vorzusorgen. Schließlich schüren Modebegriffe wie "steigende Altersarmut" Ängste. Eine Betriebsrente kommt daher manchen sehr gelegen – schließlich werden sie so über ihr Unternehmen abgesichert. Doch stimmt das wirklich? Finanztest hat den Check gemacht.
Stiftung Warentest zu betrieblicher Altersvorsorge: Finanzielle Win-Win-Situation?
Generell können Arbeitnehmer davon ausgehen, dass die Firma meist etwas dazu zahlt. Zudem können Arbeitnehmer einer Entgeltumwandlung zustimmen, das heißt, ein Teil ihres Bruttolohns fließt direkt in die betriebliche Altersvorsorge. Dadurch sparen sie schließlich Steuern und Sozialabgaben.
Was viele allerdings nicht wissen: Sobald man in Rente ist, müssen Sie die Betriebsrente komplett mit Ihrem zuständigen Finanzamt abrechnen. Zudem zahlen Sie weiterhin Ihre vollen Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge. Das sind aktuell gut 18 Prozent, die monatlich in die Rente gehen.
Wer außerdem auf den Anteil seines Bruttolohns, der einfließen soll, keine Rentenbeiträge zahlt, bekommt am Ende weniger gesetzliche Rente. Dennoch kann es sich lohnen, wie das Verbraucherportal "Finanztest", das zu Stiftung Warentest gehört, in seinem kommenden Heft 7/2017 berichtet. Schließlich gilt die Betriebsrente als sicheres Zusatzeinkommen fürs Alter - und das bis zum Lebensende.
Aber auch der Arbeitgeber profitiert von einer solchen Mischfinanzierung und der daraus resultierenden Steuerersparnis durch die staatliche Förderung. In Zukunft sollen alle Arbeitgeber sogar nach und nach ihre gesparten Sozialabgaben in den Vertrag mit einbringen. So will es das Betriebsrentenstärkungsgesetz.
Ab 2018 sollen Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern eine Betriebsrente anbieten, mindestens 15 Prozent des Arbeitnehmerbeitrags zuschießen. Der Nachteil daran: Der Arbeitgeber muss noch die Überweisung der Beiträge zusagen, aber nicht mehr dafür garantieren.
Rechenbeispiele: Wie viel erhalte ich aus der Betriebsrente eigentlich?
Ein lediger Arbeitnehmer, der ein Jahresbruttogehalt von 36.000 Euro erhält, spart so den Kranken- und Pflegeversicherungs- sowie den Rentenversicherungsbeitrag auf seine Einzahlung auf eine Betriebsrente. Hinzu kommt die Steuerersparnis. Am Ende übernimmt bei einem Monatsbeitrag von 100 Euro, schließlich der Fiskus 48 Euro.
Ein alleinstehender Gutverdiener (Jahresbruttogehalt: 58.000 Euro) zahlt dagegen nur 51 Euro selbst, den Rest übernimmt wiederum der Staat. Der Haken: Dafür erhält er später monatlich etwa 16 Euro netto weniger gesetzliche Rente.
Wer dagegen 80.000 Euro brutto im Jahr verdient, spart nur noch Steuern, aber keine Sozialausgaben mehr. Ein lediger Topverdiener zahlt etwa 56 Euro – und der Fiskus steuert immerhin 44 Euro dazu.
Durchschnittsverdiener (Jahresbrutto 36.000 Euro) |
Gutverdiener (Jahresbrutto 58.000 Euro) |
Topverdiener (Jahresbrutto 80.000 Euro) | |
---|---|---|---|
Beitragsphase |
|||
Monatlicher Beitrag brutto |
100 |
100 |
100 |
AN-Anteil Sozialabgaben |
-21 |
-11 |
0 |
Steuer inklusive Soli |
-27 |
-38 |
-44 |
Monatsbeitrag netto |
52 |
51 |
58 |
Rentenphase |
|||
Monatliche Rente brutto |
107 |
107 |
107 |
Beitrag zur GKV/GPV |
-20 |
-20 |
-12 |
Steuer inklusive Soli |
-15 |
-24 |
-30 |
Gekürzte ges. Rente netto |
-18 |
-16 |
0 |
Betriebsrente netto |
54 |
47 |
57 |
Die Experten von Finanztest gehen sogar noch einen Schritt weiter – und untersuchten 45 Direktversicherungs-Angebote von 25 Versicherungsunternehmen. Diese kann ein Arbeitnehmer in Anspruch nehmen, wenn es in seiner eigenen Firma keine Betriebsrente gibt. Das Testbeispiel war überall dasselbe: Der Modellkunde ist ledig, 40 Jahre alt, Angestellter und zahlt 27 Jahre lang 100 Euro monatlich in den Vertrag ein.
Die Bilanz des Verbraucherportals: Je nach Tarif kann der Kunde mit einer monatlich garantierten Bruttorente von 88 bis 113 Euro rechnen. Das bedeutet, dass zwischen dem besten und dem schlechtesten Angebot im Test etwa 25 Euro Unterschied liegen. Highlight: Wer sich für den besten Tarif entscheidet und zudem nach Rentenbeginn noch 20 Jahre lebt, kommt schließlich so im Vergleich auf etwa 6.000 Euro mehr Rente.
Anbieter |
Garantierte Rente (in Euro) |
Garantiertes Kapital (in Euro) |
Garantierte Beitragsrendite (in Prozent) |
---|---|---|---|
Bayerische |
100 |
32.491 |
0,02 |
R+V |
101 |
32.170 |
-0,05 |
Alte Leipziger |
99 |
31.919 |
-0,11 |
Condor |
99 |
31.470 |
-0,21 |
Continentale |
104 |
33,378 |
0,21 |
Stuttgarter |
103 |
33.031 |
0,14 |
Württembergische |
103 |
32.890 |
0,11 |
Hannoversche |
105 |
34.585 |
0,46 |
Huk-Coburg |
104 |
33.551 |
0,25 |
AachenMünchener |
102 |
33.306 |
0,20 |
Nürnberger |
100 |
32.276 |
-0,03 |
Debeka |
101 |
32.829 |
0,09 |
Familienfürsorge |
99 |
32.520 |
0,03 |
LV1871 |
96 |
31.381 |
-0,23 |
Provinzial Rheinland |
96 |
32.121 |
-0,06 |
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Von Jasmin Pospiech