„Momo“ bei WhatsApp: Wie fake sind diese Youtube-Videos?

„Momo“ bei WhatsApp sorgt für Aufsehen. Einige Youtube-Videos zeigen angeblich eine Kontaktaufnahme mit „Momo“. Wie fake sind die Clips?

„Momo“ sorgt weiter für Diskussionen im Netz. Ein Horror-Profil mit dem Bild eines verzerrten Gesichtes soll bei WhatsApp ungebeten in den Kontakten auftauchen. Angeblich verschickt der Account gruselige Nachrichten, Bilder und Videos. Die Polizei warnt bereits vor einem Kettenbrief, den wohl vor allem Kinder und Jugendliche von „Momo“-Profilen bekommen. Wenn sie die Nachricht nicht an 15 WhatsApp-Kontakte weiterleiten, so wird ihnen gedroht, passiere etwas Schlimmes.  

Aber wie echt ist das WhatsApp-Phänomen „Momo“? Tatsache ist: Die Polizei rät davon ab, den Kettenbrief weiterzuleiten. Zudem solle man auch nicht auf Nachrichten reagieren oder die Nummer einspeichern. Möglicherweise stecken Daten-Diebe hinter dem Profil. Wie TV-Moderatorin Eva Grünbauer am Montag in der Sendung „17:30 SAT.1 BAYERN“ verriet, hat auch ihre Tochter einen „Momo“-Kettenbrief bei WhatsApp bekommen (Artikel bei Merkur.de*).  

Mittlerweile ist auch bekannt, woher das gruselige Profilbild von „Momo“ kommt: Dabei handelt es sich um den Kopf einer Statue, die von der Firma Linkfactory  für eine Galerie in Tokio erschaffen wurde und von Besuchern den Spitznamen „Momo“ bekam.  

Tatsache ist aber auch: Mehrere Youtube-Kanäle erreichen Mega-Zugriffszahlen mit Videos, die angeblich eine Kontaktaufnahme mit „Momo“ dokumentieren. 

Zu den Youtubern, die höchst erfolgreich auf den „Momo“-Zug aufgesprungen sind, gehört Rebekah Wing aus Hamburg. Sie lädt seit Tagen ein Video nach dem anderen hoch, in dem sie von dem Horror-Profil bei WhatsApp gestalkt und fast zu Tode verängstigt wird. Zumindest will sie uns das weismachen.

Los ging es vor gut einer Woche mit dem Clip „SCHREIBE NIEMALS um 3 UHR NACHTS mit MOMO...“. In dem Video - Überraschung! - zeigt sie uns die schlimmen Folgen einer Kontaktaufnahme. Rebekah speichert zunächst in ihr Smartphone eine der Handynummern von „Momo“ ein, die im Netz kursieren. Dann schreibt sie das Profil auf Englisch an: „Hello Momo“. Und siehe da: Das Horror-Profil sendet japanische Schriftzeichen zurück. Rebekah kopiert die Zeichen in die Google-Übersetzung - und bekommt den Schock ihres Lebens. „Ich kann dich finden.“ 

Youtuberin will beweisen: Horror-Account „Momo“ bei WhatsApp gibt es wirklich

Und dann das: „Momo“ ruft an. Rebekah nimmt den Anruf an. Und bekommt kratzende Laute zu hören. Später meldet das „Horror“-Profil sich nochmals. Diesmal mit einem Kinderlachen. Gruselig. Über 1,4 Millionen Zugriffe hat Rebekah Wing mit dem Video bislang erreicht. Sie will damit den Beweis erbracht haben: „Momo“ ist ein echtes Profil, das mit WhatsApp-Usern in Kontakt tritt.

Echt jetzt? Als Youtube-Profi weiß Rebekah Wing natürlich, wie sie auf die traumatisierende Erfahrung reagieren muss: Sie tritt immer wieder mit „Momo“ in Kontakt. Die Clips werden laufend bizarrer. „mache NIEMALS um 3 UHR NACHTS EIN VIDEO von MOMO auf...“ Oder: „SUCHE MOMO NIEMALS um 3 UHR NACHTS draußen...“ Am Ende des letztgenannten Clips soll Momo angeblich in Hamburg auftauchen. Rebekah rennt panisch vor ihr davon. Spätestens jetzt sollten bei jedem Zuschauer die Fake-Alarm-Glocken schrillen. Und zwar verdammt laut. Offenbar wird jeder neue Clip noch ein Stück überdrehter. Innerhalb von einem Tag hat ihr aktuelles Youtube-Video rund 400.000 Zugriffe. Das muss man Rebekah Wing lassen: Sie weiß, wie man einen Internet-Hype erfolgreich melkt.

Mittlerweile sind auch andere Youtuber auf den Zug aufgesprungen. Thi Lan warnt: „REDE niemals um 3 UHR nachts mit MOMO...“ Auch der Kanal „ViktoriaSarina“ zeigt: „Wir schreiben MOMO auf WhatsApp!!“ 

Die erfolgreichsten „Momo“-Video kommen von „PrankBrosTV“

Am erfolgreichsten sind aber die Brüder Kelvin und Marvin Williams von „PrankBrosTV“ unterwegs: Sie schafften mit ihrem ersten „Momo“-Clip mehr als 2 Millionen Zugriffe. In dem Video bekamen sie vom Horror-Account eine Antwort auf Japanisch. Übersetzung: „Ich bin gestorben.“ Gruselig. Später schickte „Momo“ noch eine Audio-Nachricht, auf der nur ein Kratzen zu hören war. 

Im Tagesrhythmus folgten weitere „Momo“-Videos, in denen der Account natürlich immer antwortete. Und Marvin im Chat sogar eines seiner Selfie-Bilder schickte. Die Brüder konnten sich nicht erklären, wie der Account an dieses Foto kam. Naja, vielleicht steckte hinter diesem „Momo“-Account gar keine der mysteriösen Nummern, die im Netz kursieren. Sondern ein vorher eingeweihter Chat-Partner. Könnte so einiges erklären. Höhepunkt der Kampagne bei „PrankBrosTV“: Marvin und Kelvin bekommen ein Paket von „Momo“ mit einer mysteriösen Anweisung. Am Ende beschließen die Brüder: Jetzt reicht es mit den „Momo“-Videos. Man soll halt aufhören, wenn es am Schönsten ist. Der erste Clip wirkte noch einigermaßen echt, dann wurden die Videos immer überdrehter.

Youtuber Jarow erklärt: Darum sind die „Momo“-Videos fake

Julian Hannes alias „Jarow“ beschäftigt sich in seinen Youtube-Videos regelmäßig mit mysteriösen Phänomenen. Aktuell nimmt er sich auch den angeblichen WhatsApp-Horror „Momo“ vor. Er speichert zwei der Telefonnummern, die im Netz kursieren als Kontakte in seinem Smartphone ab. Die Nummern stammen aus Japan und Mexiko.

Erste Erkenntnis: Beide Accounts sind seit Wochen inaktiv. Mit wem haben Rebekah Wing und die Brüder von PrankBrosTV also gechattet? Mit diesen „Momo“-Profilen offensichtlich nicht.

Zweite Erkenntnis: Hinter beiden Nummern verbergen sich offenbar existierende Handy-Nummern. Nur: Keiner geht ran, als „Jarow“ anruft. Auch eine Kontaktaufnahme via Facetime bleibt erfolglos.

Seine Erkenntnis: „Das Ganze ist einfach ein riesiger Fake. Jeder der mit erzählt, er wird von Momo angerufen oder er bekommt irgendwelche Sprachnachrichten: Es ist fake!“ Die WhatsApp-Profile seien inaktiv, niemand reagiere auf Kontaktversuche. „Bei den ganzen Videos, in denen irgendwas Krasses passiert bin ich der Meinung: Es ist fake. Oder es gibt noch eine dritte, vierte oder fünfte Momo-Nummer, die angeblich existiert.“

Und was ist mit dem Kettenbrief, vor dem die Polizei warnt? Youtuber „Jarow“ schließt sich der Warnung an. „Löscht das am besten und versucht gar nicht, in Kontakt zu kommen.“ Das Phänomen der Kettenbriefe habe es schon lange vor WhatsApp gegeben. Möglicherweise verbergen sich dahinter Trittbrettfahrer, die den „Momo“-Hype ausnutzen, um Grusel zu verbreiten. Das beste sei es, den „Momo“-Kettenbrief zu ignorieren und gar nicht erst weiterzuleiten. Passieren werde sicher niemandem etwas, wenn man auf die Drohung nicht reagiert. 

Wie Merkur.de* berichtet, ist das WhatsApp-Profil „Momo“ auch für die Polizei in Bayern ein Thema.

fro

Merkur.de* ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionetzwerkes.

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser