Bremen – Bis vor kurzem ist der SV Werder Bremen eigentlich ganz gut durch die Corona-Pandemie gekommen, es gab bis Mitte November nur zwei positive Fälle – die Profis Felix Agu und Milos Veljkovic. Doch dann ging es Schlag auf Schlag: Erst erwischte es Abwehrspieler Marco Friedl, dann Clemens Fritz, den Leiter Profifußball. Während Friedl am Dienstag ins Training zurückkehren konnte und zumindest ein Kandidat für den Kader am Samstag gegen Kiel sein soll, muss Fritz noch eine Woche daheim in Quarantäne verbringen. Dort befinden sich seit Montag auch Interimscoach Danijel Zenkovic und Nicolai Rapp.
Sie haben sich ebenfalls mit Covid-19 infiziert. Beide sind geimpft. „Ob sie sich im privaten oder im mannschaftlichen Umfeld angesteckt haben, steht noch nicht fest“, erklärte Werders Mannschaftsarzt Dr. Daniel Hellermann. Die anderen Spieler und Staff-Mitglieder wurden am Dienstag negativ getestet und durften ganz normal ihrer Arbeit nachgehen. Aber natürlich sorgt die Häufung von Corona-Fällen für eine gewisse Unruhe im Team und im ganzen Club.
Nach Impf-Skandal um Markus Anfang: Werder Bremen sieht „keinen Bedarf“ Impfausweise selbst zu überprüfen
Dabei spielt natürlich auch der Fall Markus Anfang eine große Rolle. Dem Coach wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, einen gefälschten Impfausweis benutzt zu haben. Dafür gibt es auch Beweise, Anfang hat die Vorwürfe bestritten, ist dann aber am Freitag von seinem Amt zurückgetreten. Genauso wie Co-Trainer Florian Junge. Beide waren durch das Vorzeigen ihres Impfpasses aus der ständigen Testung herausgefallen – und hatten dadurch wahrscheinlich ungeimpft Kontakt zu Spielern und Mitarbeitern. Ein großer Vertrauensbruch und eine große Gefahr.
Der SV Werder Bremen hat dennoch darauf verzichtet, nun alle Impfausweise selbst zu überprüfen. „Wir haben keine Zweifel daran, dass die Dokumente, die uns vorgelegt wurden, alle korrekt sind. Insofern gibt es keinen Bedarf. Wir gehen davon aus, dass es passt“, sagt Sportchef Frank Baumann und verweist dabei auf das Gesundheitsamt. Das hatte den Fall Anfang aufgedeckt. Im Zuge der Covid-19-Infektion von Marco Friedl waren alle Impfausweise der Werder-Profis und -Mitarbeiter als Fotos angefordert worden. Dabei fiel einem Beamten auf, dass Anfang laut Dokument schon im April und Juni geimpft worden war, sich trotzdem aber im August als Ungeimpfter bei einem Verdachtsfall innerhalb des Teams in Quarantäne begeben hatte.
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Werder Bremen will nur noch Trainer und Spieler verpflichten, die geimpft sind
Grundsätzlich hätte das auch bei Werder Bremen ins Auge fallen können, wenn sich jemand Anfangs Impfausweis genauer angeschaut hätte. „Nein, es gab kein Fehlverhalten von uns oder von einzelnen Mitarbeitern. Es ist normal, dass man seinen Mitarbeitern vertraut, und wenn Dokumente vorgelegt werden, dass man die Echtheit nicht anzweifelt“, betonte Baumann. Natürlich würde nun genauer hingeschaut. Nach Informationen der DeichStube sollen künftig auch nur noch Trainer und Spieler verpflichtet werden, die geimpft sind.
Rückendeckung bekommt Baumann vom Aufsichtsrat. „Impfpässe zu kontrollieren, wird etwas sein, was alle jetzt gründlicher machen werden. Ich sehe aber nichts, was der Verein falsch gemacht hat“, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Marco Fuchs bei „buten un binnen“ und merkte an: „Als ich am Samstag ins Stadion gegangen bin, habe ich mir schon so gedacht, wie viele hier wohl mit gefälschten Impfpässen unterwegs sind – ein paar Dutzend? Das Bewusstsein, dass es diese Gefahr gibt, ist für mich und für uns alle jetzt größer.“ Und Werder Bremen wird dabei wohl noch länger eine Rolle spielen, eine unangenehme, wie Fuchs gestand: „Natürlich hat diese blöde Geschichte einen Imageschaden für uns hervorgerufen.“ (kni) Lest auch: Neuer Trainer des SV Werder Bremen - Ole Werner soll es werden, Gerhard Struber sagt wohl ab!