Darmstadt – Ganz am Ende, als das Spiel beim Stand von 3:0 lange entschieden war, da nahmen sich die Darmstädter Fans Markus Anfang am Sonntag noch einmal vor. „Siehst du Anfang, so wird das gemacht“, schallte es von den Rängen des Stadions am Böllenfalltor. Ein hämischer Gruß an den ehemaligen Darmstadt-Coach, der mit seinem neuen Verein Werder Bremen gegen die „Lilien“ gerade gehörig unter die Räder gekommen war – und der sich im Laufe des Nachmittags an alter Wirkungsstätte noch ganz andere Gesänge hatte anhören müssen. Einige davon weit unterhalb der Gürtellinie.
Das war auch Torsten Lieberknecht, Anfangs Nachfolger in Darmstadt, nicht entgangen. Während der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Werder Bremen entschuldigte sich der 48-Jährige beinahe für das Verhalten der eigenen Anhänger. „Natürlich habe ich das während des Spiels auch mitbekommen. Es waren Äußerungen dabei, die Markus einfach nicht verdient hat, weil über allem stehen sollte, dass er in Darmstadt als Trainer extrem gute Arbeit geleistet hat“, sagte Lieberknecht und verwies dann noch pflichtschuldig auf diejenigen Fans, die immerhin versucht hätten, „gegen die Unmutsbekundungen anzukämpfen.“ Und Markus Anfang selbst?
Werder Bremen-Trainer Markus Anfang nimmt hämische Fan-Gesänge gelassen: „Emotionen gehören dazu“
Der nahm die Angelegenheit äußerlich gelassen hin, sagte: „Darmstadt wird für mich trotz des einen oder anderen Gesangs heute in positiver Erinnerung bleiben. Ich bin vor dem Spiel von den Menschen, mit denen ich hier tagtäglich zusammengearbeitet habe, herzlich begrüßt und in den Arm genommen worden.“ Eine Person hatte sich allerdings nicht in diesem Begrüßungskomitee befunden: „Lilien“-Präsident Rüdiger Fritsch.
Der 60-Jährige hatte am Freitag unter anderem mit der Aussage für Aufsehen gesorgt, Markus Anfang habe sich in Darmstadt aus seinem Vertrag „herauslaviert“, was den Fans sicherlich nicht gefallen habe. Damit dürfte Fritsch die Stimmung gegen den Coach des SV Werder Bremen ordentlich angefacht haben. „Die Fans können sich ja nur aus dem ihre Meinung bilden, was sie lesen“, sagte Anfang, verwies darauf, dass Fritsch damals nicht bei allen vertraglichen Absprachen dabei gewesen sei – und schob die diffamierenden Sprechchöre und Transparente vom Sonntagnachmittag weit von sich weg: „Zum Fußball gehören natürlich gewisse Emotionen dazu, aber alles andere habe ich nicht zu verantworten.“ Wenn, dann müsse sich Fritsch darüber Gedanken machen. Anfang: „Wenn ich es persönlich nehmen würde, wäre es nur eine Belastung für mich.“ (dco) Lest auch: Frank Baumanns Warnung nach dem Desaster des SV Werder Bremen in Darmstadt!