Ilia Gruev erklärt: So haben die Werder-Profis vom Anfang-Aus erfahren

Ilia Gruev schilderte erstmals, wie der Rücktritt des Trainers infolge des Impfpass-Skandals die Spieler des SV Werder Bremen erreichte und wie sie seitdem mit dem sich ausbreitenden Chaos umgehen.
 ©gumzmedia

Bremen - Nein, den Fall Markus Anfang öffentlich zu bewerten, das kommt beim SV Werder Bremen aktuell für niemanden ernsthaft in Frage. Schwebendes Verfahren und Unschuldsvermutung heißen die Schlagworte, auf die sich Spieler und Verantwortliche berufen. So auch Ilia Gruev. Der junge Mittelfeldspieler hatte am Mittwoch die schwere Aufgabe, sich in den turbulenten Tagen an der Weser den Medien zu stellen. Der 21-Jährige umschiffte dabei das Anfang-Problem, schilderte aber erstmals, wie der Rücktritt des Trainers infolge des Impfpass-Skandals die Mannschaft erreichte und wie die Spieler seitdem mit dem sich ausbreitenden Chaos umgehen.

Nur zehn Stunden vor dem Abendspiel gegen den FC Schalke 04 war die Mannschaft informiert worden - und zwar von den Betroffenen selbst. Trainer Anfang und sein Co-Trainer Florian Junge verabschiedeten sich persönlich vom Team. „Am Samstagmorgen haben wir hier alle zusammen vor dem Training gefrühstückt. Dann kamen Markus und Florian und haben uns mitgeteilt, dass sie nicht länger Trainer von Werder Bremen sind“, berichtet Ilia Gruev: „Das war extrem emotional von beiden. Dann hat Baumi (Sportchef Frank Baumann, Anm. d. Red.) noch zwei, drei Worte gesagt, damit war es dann durch.“

Über die Vorwürfe, dass er einen gefälschten Impfpass benutzt haben soll, schwieg Anfang, so Gruev: „Er hat sich nur verabschiedet und bedankt und dazu nichts gesagt.“ Und die Mannschaft habe auch nicht nachgefragt – weder am Spieltag noch beim Abschlusstraining am Freitag, das Markus Anfang noch geleitet hatte. „Sich damit jetzt auch noch zu beschäftigen, wäre nicht sinnvoll gewesen“, meint Gruev. „Das haben dann andere Leute gemacht und dann ging es ja auch Schlag auf Schlag.“

Werder Bremen-Profi Ilia Gruev bedauert Abgang von Markus Anfang: „Guten Trainer verloren“

Ohne die Affäre bewerten zu wollen, bedauert Ilia Gruev allerdings Anfangs Abgang. „Wir haben einen guten Trainer verloren, das muss man so sagen“, erklärt der defensive Mittefeldspieler, der unter Anfang zum Stammspieler gereift ist. „Auf jeden Fall bin ich ihm extrem dankbar, und das wird auch so bleiben. Das sind zwei verschiedene Sachen“, so Gruev. „Klar ist es enttäuschend, weil ich bei ihm meine Chance bekommen habe und jetzt viel gespielt habe.“ Aber so sei das Geschäft, gibt Gruev ganz trocken zu Protokoll.

Dass er unter einem neuen Trainer seinen Platz in der ersten Elf verlieren könnte, darüber sorgt sich Gruev nicht. „Ich glaube, wenn man Leistung bringt, dann wird man aufgestellt, egal, wer der Trainer ist“, sagt der bulgarische U21-Nationalspieler. „Ich hoffe, dass ich in in den letzten Wochen gezeigt habe, was ich spielen kann und dass ich noch viel Potential habe.“ Heimlich, still und leise hatte er sich nach der Verletzung von Christian Groß bei Werder Bremen in die erste Reihe gespielt, stand zuletzt sieben Mal Mal in Folge in der Startelf. Daraus leitet Gruev aber noch lange keinen Anspruch ab. „Ich kann auf keinen Fall sagen, dass ich Stammspieler bin. Das Ziel ist es, sich über Monate und Jahre zu zeigen. 30, 40, 50, 60 Spiele auf hohem Niveau zu spielen. Dann kann man sagen: Der ist ein konstanter Spieler. Mit acht Spielen hast du noch nicht viel gerissen.“

Werder Bremen: Ilia Gruev kennt und schätzt Interimstrainer Christian Brand aus der Werder-Jugend

So jetzt weiterzuspielen, das werde die Herausforderung. Und die aktuelle Situation bei Werder Bremen macht das nicht gerade einfacher. Anfang ist weg, Interimstrainer Danijel Zenkovic ist wegen einer Corona-Infektion in Quarantäne, U19-Coach Christian Brand übernimmt zunächst, bis ein neuer Coach in Kürze vorgestellt werden soll. Ilia Gruev kennt Brand noch aus der Jugend. „Ich war in der U19, als er in der U17 Trainer war. Ich habe mit ihm ein ganz gutes Verhältnis“, sagt Gruev, der es begrüßt, dass Brand dort weitermacht, wo die letzten Übungsleiter aufgehört hatten. „Es sind keine Riesenveränderungen. Es tut der Mannschaft gut, dass nicht von heute auf morgen alles komplett über den Haufen geschmissen wird.“ Wann dann ein neuer Coach kommt, kümmert Gruev nicht. „Das ist uns ehrlich gesagt momentan egal. Ob es diese oder nächste Woche wird, wird ,Baumi‘ dann sagen.“

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Gruev versucht, sich bei allem Trubel auf das Sportliche zu konzentrieren. Das sei auch die Maßgabe in der Kabine. Dafür hätten die Führungsspieler die Fäden in die Hand genommen. „Der Mannschaftsrat hat zu uns gesprochen, dass wir uns jetzt komplett fokussieren und alles beiseite legen müssen, egal, wie schwer das ist.“ Das Team spreche viel miteinander, helfe sich gegenseitig. Und Gruev ist sich sicher: „Wir sind sogar noch ein Stück näher zusammengerückt durch die Ereignisse.“ Und der 21-Jährige sehnt schon das nächste Spiel des SV Werder Bremen am Samstag bei Holstein Kiel herbei. „Wenn du lieferst, wird das Drumherum immer weniger werden“, meint Gruev und spricht schon wie ein erfahrener Spieler. „Wir sind Profis, wir müssen das schaffen! Ich glaube, wir sind auf einem ganz guten Weg – und das wird man in Kiel auch sehen.“ (han)

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