Bremen - Zuletzt hat Leonardo Bittencourt ein wenig gekränkelt, am Dienstag durfte er noch einmal pausieren, während der Rest der Mannschaft trainierte. „Der Tag hat mir geholfen, mich ein bisschen auszuruhen“, erzählte der Profi des SV Werder Bremen knapp 24 Stunden später in einer digitalen Medienrunde. Und die wichtigste Meldung war neben der Trainingsrückkehr ohnehin, dass der Erkältungsinfekt nicht in Verbindung mit Corona stand.
„Nach zweieinhalb Jahren Pandemie geht man ja fast davon aus, dass es einen irgendwann trifft“, beschrieb der 28-jährige Leonardo Bittencourt lachend diesbezügliche Sorgen. „Ich hätte jedenfalls am Anfang der Pandemie mehr gezittert, als man noch nicht so viel darüber wusste. Ich bin jetzt aber dreifach geimpft und hoffe natürlich nicht, dass ich mich infiziere, bin mir inzwischen aber auch bewusst, das es jeden treffen kann. Ich mache mir aber eher wie bei einem normalen Infekt Gedanken darüber, ob ich dann am Wochenende spielen kann.“
Werder Bremen-Profi Leonardo Bittencourt: „Anfangs hatte ich Probleme mit Marvin Ducksch, weil ich seine Spielweise nich
Stand Mittwoch kann er das. Und das ist nicht nur aus seiner, sondern vor allem aus Werders Sicht gut so. Der Mittelfeldspieler befindet sich in immer besserer Verfassung, auch dank ihm ist die Offensive des SV Werder Bremen gerade richtig gefährlich für die Zweitliga-Konkurrenz. „Anfangs hatte ich etwa mit Marvin Ducksch Probleme, weil ich seine Spielweise noch nicht kannte und wir keine gemeinsame Vorbereitung hatten“, schilderte Bittencourt. „Je mehr Spiele wir aber hatten, desto mehr habe ich begriffen, wie er die Bälle gern hätte. Und da ist er doch schon anders als Niclas Füllkrug, bei ihm weiß ich blind, was er braucht und was nicht.“
Komplettiert wird die Abteilung Attacke von Romano Schmid, der nicht nur mit den Angreifern und Nebenmann Leonardo Bittencourt immer besser harmoniert, sondern für Letzteren fast so etwas wie ein junges Ebenbild ist. „Wir sind uns schon sehr ähnlich. Manchmal sehe ich mein früheres Ich in ihm, weil auch er im Training immer schnell sauer ist, wenn mal etwas nicht funktioniert“, meint Bittencourt schmunzelnd. „Er ist ein super Spieler und ein super Typ, der in meinen Augen manchmal zu hart mit sich selbst ins Gericht geht. Als er lange nicht getroffen hat, hat er schon sehr mit sich gehadert. In dieser Zeit habe ich viel mit ihm gesprochen, ihm gesagt, dass solche Phasen im Profigeschäft ganz normal sind und man da durch muss. Das hat er sehr gut getan und zuletzt schöne Tore geschossen. Jetzt hoffen wir alle, dass er daran anknüpfen kann.“
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Werder Bremen-Profi Leonardo Bittencourt: „Bin guter Dinge, dass wir im Sommer da sind, wo wir hingehören“
Es mag nur eine kleine Anekdote sein, aber es ist eine, die sehr gut zeigt, was gerade bei Werder Bremen richtig gut läuft. Die routinierten Profis geben den Weg vor, sind sich aber auch nicht zu schade, einem jüngeren Kollegen in schweren Zeiten zur Seite zu stehen. Mag selbstverständlich klingen, ist es im bezahlten Fußball aber nachweislich eben nicht. Das weiß auch Leonardo Bittencourt. „Die Mannschaft ist so eng zusammengeschweißt und das ist richtig schön, weil man das nicht oft hat“, sagte er und schob schmunzelnd einen Satz hinterher, der alle Werder-Fans freudig aufhorchen lassen dürfte: „Deswegen bin ich guter Dinge, dass wir im Sommer wieder da sind, wo wir hingehören.“
Das Wörtchen Aufstieg erwähnte er nicht, doch es war offenkundig, dass er die Rückkehr in die 1. Bundesliga im Sinn hatte. Auch weil das seine eigenen Zukunftspläne im Sommer beeinflussen könnte – schließlich hatte er in der Vergangenheit offen zugegeben, dass er nicht wisse, ob er ohne seine Verletzung im Vorjahr überhaupt noch das Werder-Trikot tragen würde. Nun aber sagte er über das, was da kommen mag: „Bis dahin ist noch viel zu tun, ich muss meine Form finden und fit bleiben. Unser Ziel ist es, dass wir mit Werder Bremen oben stehen, dafür arbeiten wir hart. Ich bin froh, dass ich hier bin und dass wir diese Kurve gemeinsam bekommen haben.“
Aufstieg? Leonardo Bittencourt: „Unser Ziel ist es, dass wir mit Werder Bremen oben stehen“
Da war sie wieder, die Betonung des Gemeinsamen. Auch deshalb wurmte es den 28-Jährigen keineswegs, dass der SV Werder Bremen im Winter auf Neuverpflichtungen verzichtete. „Ich bin grundsätzlich ein Freund davon, gute Spieler mit offenen Armen zu empfangen, weil sie uns weiterhelfen. Wir haben aber viele gute Spieler und sehen keine Notwendigkeit zu sagen, dass wir auf irgendeiner Position noch jemanden gebraucht hätten“, erklärte er. Im Gegenzug habe er aber auch keine ausgeprägten Abwanderungswünsche vernommen.
„Wir sind in einer Phase, in der wir in der Erfolgsspur sind. Niemand hat das Interesse gehabt, jetzt noch einmal den Absprung zu finden“, sagte der Offensivmann. „Wir haben uns gefunden und hier etwas aufgebaut. Ich weiß nicht, ob irgendjemand ein Angebot gehabt hat, aber es gab nicht einen Tag, wo Spieler sich gegenseitig gefragt haben, ob sie noch gehen.“ Womöglich passiert das erst wieder, wenn Werder Bremen doch den Aufstieg verpasst. Aber Leonardo Bittencourt hat da ja ein ganz anderes Gefühl. (mbü)