„Keine Entscheidung gegen den DFB“: Werder-Profi Mitchell Weiser erklärt seinen Algerien-Plan

Mitchell Weiser vom SV Werder Bremen will künftig für die algerische Nationalmannschaft auflaufen.
 ©gumzmedia

Mitchell Weiser hat einen Entschluss gefasst: Er will künftig für die algerische Nationalmannschaft auflaufen. Jetzt hat der Profi des SV Werder Bremen erstmals öffentlich über die Gründe für seine Entscheidung gesprochen.

Bremen – Die Nachricht kam zu Wochenbeginn ziemlich überraschend und erfuhr umgehend große Aufmerksamkeit: Mitchell Weiser, 28 Jahre alt, geboren 1994 in der nordrhein-westfälischen Stadt Troisdorf und seit Sommer 2021 im Trikot des SV Werder Bremen unterwegs, möchte algerischer Nationalspieler werden – und zwar so schnell wie möglich. Neben zahlreichen deutschen Medien griffen auch afrikanische und französische das Thema augenblicklich auf. In Werders Geschäftsstelle flatterten schon nach kurzer Zeit Interviewanfragen aus Algerien ins E-Mail-Postfach. Und der Spieler selbst? Kann die ganze Aufregung um seine Person nicht so wirklich nachvollziehen.

„Ich verstehe ja, dass das für euch alle unerwartet kommt, aber für meine Familie und mich ist das jetzt nicht so aufregend“, sagte Mitchell Weiser am Donnerstag in einer Medienrunde, ehe er erklärte, was ihn dazu bewogen hat, künftig für das nordafrikanische Land Fußball spielen zu wollen.

Werder Bremens Mitchell Weiser will für Algerien spielen: „Ein großes Ziel, ein großes Turnier zu spielen“

„Ich hatte die Option immer im Kopf, da ich den Luxus habe, theoretisch für zwei Länder Fußball spielen zu können“, sagte der Schienenspieler des SV Werder Bremen. Und weiter: „Für mich war es immer ein großes Ziel, ein großes Turnier zu spielen. Und ich glaube, dass ich da mit Algerien bessere Chancen habe. Ich will in meiner Karriere so viel wie möglich mitnehmen.“

Weil Mitchell Weiser für Deutschland bisher kein A-Länderspiel bestritten hat, darf er den Verband noch wechseln. Dass sein Großvater mütterlicherseits aus Algerien stammt, gibt ihm das Ziel vor – unabhängig davon, dass er bisher keinen anderen Bezug zu dem Land hat, wie er ohne Umschweife einräumte. „Ich war noch nicht in Algerien, kenne die Kultur nicht und weiß nicht, wie es ist, dort zu leben“, sagte der Außenbahnspieler des SV Werder Bremen. „Aber ich mag Abenteuer und stelle mich gerne Situationen, die mich herausfordern.“ Auch deshalb habe er die Entscheidung getroffen.

Werder Bremen: Mitchell Weiser hofft auf Nominierung für Algeriens Nationalmannschaft

Aktuell ist Mitchell Weiser gemeinsam mit seiner Berateragentur dabei, alle Formalitäten für den Verbandswechsel zu klären („Den Pass habe ich noch nicht, aber alle erforderlichen Unterlagen“). Danach hofft er auf eine Einladung von Algeriens Nationaltrainer Djamel Belmadi, zu dem er bisher keinen Kontakt hatte. Wie schnell alles über die Bühne gehen wird? „Ich weiß nicht, ob es zur nächsten Länderspielpause klappt oder ob ich überhaupt jemals nominiert werde. Noch ist alles spekulativ, aber ich würde mich natürlich sehr über eine Einladung freuen“, sagte Weiser. Hinter den Kulissen dürfte die Spielerseite aber sehr wohl beim Verband vorgefühlt und das grundsätzliche Interesse an Weiser abgefragt haben. Andernfalls wäre das Öffentlichmachen der Algerien-Pläne nämlich als durchaus riskant einzuschätzen.

Klar ist so oder so: Mit dem Thema deutsche Nationalmannschaft hat Mitchell Weiser endgültig abgeschlossen. Nachdem er einst für die Junioren-Nationalteams des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) aufgelaufen und mit der U21 im Jahr 2017 sogar Europameister geworden war, wartete er bis zuletzt vergeblich auf eine Einladung zur A-Nationalmannschaft. Kurz vor der WM in Katar hatten Teile der Öffentlichkeit im vergangenen Herbst eine Nominierung Weisers nach dessen starker Bundesliga-Halbserie beim SV Werder Bremen gefordert, es passierte jedoch: nichts. Eine Tatsache, die Weiser beim jetzigen Schritt auf den algerischen Verband zu sicherlich im Kopf gehabt hat.

„Keine Entscheidung gegen den DFB“: Werder Bremen-Profi Mitchell Weiser erklärt Algerien-Entschluss

„Das spielt jetzt keine Rolle mehr für mich“, sagte der Profi des SV Werder Bremen am Donnerstag über den DFB. Und fügte an: „Ich habe mich entschieden und glaube, dass es so viel besser zu mir passt.“ Als Spitze gegen das deutsche Nationalteam und dessen Trainer Hansi Flick möchte er seinen Schritt aber explizit nicht verstanden wissen: „Es ist keine Entscheidung gegen den DFB, daraus muss jetzt keine Story gemacht werden.“

Ihre kommenden Länderspiele absolviert die algerische Nationalmannschaft übrigens Ende März. In der Qualifikation zum Afrika-Cup geht es gleich zwei Mal gegen den Niger. Vor den Spielen dürfte auch in Fußball-Deutschland nun etwas genauer hingeschaut werden, wen Trainer Belmadi nominiert. Sollte Mitchell Weiser seine Passangelegenheiten bis dahin geregelt haben, wird er definitiv auf einen Anruf hoffen – und könnte ihn sogar verstehen, wenn er in französischer Sprache erfolgen sollte. „Mein Vater hat früher in Frankreich gespielt, zwei Jahre lang. Zwischen meinem dritten und fünften Lebensjahr konnte ich deshalb besser französisch als deutsch. Das Sprechen habe ich leider verlernt, aber ich verstehe es noch relativ gut.“ Könnte ein Anfang sein. (dco)

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