Bremen – Und plötzlich, ganz kurz vor dem Ziel, ging am Freitagmorgen die Tür zu. Da endete der Ausflug von etwa 50 Fans des SV Werder Bremen mit einer Enttäuschung. Den Spielern ihres Lieblingsvereins waren sie zuvor auf dem Weg vom Stadion bis zu Platz 11 gefolgt, um dann zu erfahren, dass das Training an diesem Tag – anders als zuvor angekündigt – doch nicht öffentlich stattfinden würde.
Kurzfristig hatte sich Werder Bremen für diese Planänderung entschieden, was natürlich das gute Recht des Vereins ist, angesichts der Miene so manch eines Fans aber als ziemlich unglücklich beschrieben werden darf. Schließlich sind Schulferien, was traditionell viele Familien zum Training lockt, die dieses Mal umsonst gekommen waren. Kleiner Trost: Den angekündigten Bremer Neuzugang hätten sie ohnehin nicht bei der Arbeit beobachten können, weil er – auch das anders als angekündigt – in dieser Woche nicht zu Werder gekommen ist. Eine Tatsache, die wiederum bei deutlich mehr als nur 50 Fans für großen Frust gesorgt haben dürfte.
„Wir wollen im Offensivbereich personell nachlegen und in dieser Woche mindestens einen Neuzugang für den Sturm präsentieren“, hatte Sportchef Frank Baumann am Sonntag im Interview mit der DeichStube angekündigt. Passiert ist seitdem: nichts. Und wird es wohl auch nicht mehr, ehe das Heimspiel des SV Werder Bremen gegen den SC Paderborn am Sonntag (13.30 Uhr, DeichStube-Liveticker) angepfiffen wird. Trainer Markus Anfang sagte am Freitag während der Pressekonferenz vor der Partie: „Wir wissen, dass wir uns damit einschränken in den Spielen. So war es im Pokal gegen Osnabrück, und so wird es gegen Paderborn aller Wahrscheinlichkeit nach auch sein.“ Anders ausgedrückt: Der 47-Jährige ist einmal mehr dazu gezwungen, das Beste aus dem zu machen, was ihm zur Verfügung steht. Dass er damit alles andere als glücklich ist, hat er nun klar zum Ausdruck gebracht. Erstmals übt der Coach so etwas wie Druck auf die sportliche Leitung aus.
Werder Bremen-Transfers: Trainer Markus Anfang will Neuzugänge, aber keinen Aktionismus
„Ich möchte Spieler haben, die uns besser machen“, betonte Anfang, der sich bekanntermaßen vor allem nach neuen Optionen auf den Flügelpositionen sowie spätestens seit dem Verkauf von Josh Sargent auch nach Alternativen für die Sturmmitte sehnt. Eine Forderung, die er auch intern gegenüber Sportchef Frank Baumann und dem Leiter Profifußball Clemens Fritz immer wieder vorbringe: „Ich halte die Füße nicht still. Wenn wir zusammensitzen, entsteht schon Reibung. Da nerve ich auch und sage: Ich will jetzt langsam mal einen Spieler.“ Anfang kennt dabei natürlich die schwierige wirtschaftliche Ausgangslage des Vereins, weshalb seine Geduld zwar auf eine harte Probe gestellt wird, aber eben noch nicht aufgebraucht ist: „Wir haben alle gehofft, dass wir das eine oder andere früher hinbekommen, aber es hat leider nicht geklappt bis jetzt. Wir müssen die Situation annehmen und werden nicht jammern.“
Niemandem sei am Ende damit geholfen, wenn „eine gewisse Unzufriedenheit“ zu Aktionismus führe. Dann lieber weiter mit Pragmatismus, bis irgendwann die ersehnten Neuzugänge kommen. Anfang: „Wir haben ja schon noch Spieler im vorderen Bereich und können da auch noch variabel aufstellen.“ Stimmt, also rein quantitativ. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass keiner dieser Spieler bisher ein Tor erzielt hat. Beim 1:1 gegen Hannover traf der Gegner für Werder Bremen, beim 3:2 gegen Düsseldorf der inzwischen nach Norwich transferierte Sargent (2x) sowie Maximilian Eggestein per Elfmeter – und beim Pokal-Aus in Osnabrück? Niemand.
Werder Bremen hält selbst gesetzte Frist für Neuzugänge nicht ein - Markus Anfangs Geduld wird strapaziert
„Wir wissen, dass wir aktuell durch die Abgänge in der Offensive unterbesetzt sind“, sagte Clemens Fritz, der gemeinsam mit Sportchef Baumann im Zentrum der Kritik steht und am Freitag einmal mehr um Geduld bat: „Wir wollen schnellstmöglich neue Spieler verpflichten, aber es muss auch wirtschaftlich und sportlich passen.“ Manchmal gehe so etwas eben schneller, manchmal dauere es länger. Die Frage danach, warum sich Werder Bremen selbst mit den von Baumann angekündigten Vollzugsmeldungen eine Frist gesetzt habe, die letztlich gerissen wurde, beantwortete Fritz nicht direkt. Naheliegende Erklärung: Baumann wähnte sich kurz vor dem Abschluss, womöglich gar mit Wunschspieler Marvin Ducksch (Hannover 96), musste dann aber einen herben Rückschlag hinnehmen. Einen, der auch wieder ein Stückchen mehr von Anfangs Geduld aufgebraucht haben dürfte. Zumal auch der Transfer von Flügelspieler Lirim Kastrati (Dinamo Zagreb) bislang nicht zum Abschluss gebracht wurde.
Die vergangenen Tage, als in Josh Sargent, Yuya Osako, Johannes Eggestein, Stefanos Kapino und auch Ludwig Augustinsson nach und nach fünf Spieler vom Trainingsplatz verschwunden waren, um den Verein zu verlassen, bezeichnete der Trainer als „tiefen Einschnitt“. Die wirtschaftlich ohne Frage notwendigen Verkäufe haben eine große Lücke in seinen Kader gerissen und die Forderung nach Neuzugängen noch einmal erhöht – zumal jetzt der nötige finanzielle Spielraum da ist. Bisher sind Baumann und Fritz den Beweis schuldig geblieben, dass sie ihn nutzen können. (dco) Auch interessant: Baumann: „Für Paderborn wie im Schlaraffenland“ - die Stimmen zum Werder-Debakel gegen den SC! Kommentar: Werders Drahtseilakt führt zum Debakel!