Nach der Absage von Ralf Rangnick konzentrieren sich die Bayern auf Roberto De Zerbi von Brighton & Hove Albion. Der Kandidatenkreis wird aber bewusst groß gehalten.
München - Als am Mittwochmittag der Anruf von Ralf Rangnick kam, saß der Schock in der Chefetage an der Säbener Straße tief. So sicher war man sich gewesen, dass sich der Stress der vergangenen Wochen gelohnt hatte, dass man im dritten Anlauf endlich den passenden Mann von einem Trainerengagement beim FC Bayern überzeugen konnte – und dann: alles auf null.
Die Redewendung „kalt erwischt“ fällt in Gesprächen mit Beteiligten seitdem häufig, sie fiel auch intern am Mittwoch und am Donnerstag, der bis obenhin voll mit Meetings war. Auf der Agenda: Ein wenig Frust, aber vor allem das Motto „abhaken, weitermachen“ – und die neue Strategie, die ziemlich genau auf Roberto De Zerbi abzielt.
Bayern konzentrieren sich bei der Trainer-Suche nun auf Plan D
Auf dem Papier ist der Mann, der mit Brighton & Hove Albion aktuell auf dem zwölften Platz der Premier League steht, nach den Absagen von Xabi Alonso, Julian Nagelsmann und nun eben Rangnick Plan D. Man ist aber intern bemüht darum, die Dinge etwas differenzierter darzustellen. Hinter den drei „Neins“ der bisherigen drei Top-Kandidaten auf die Nachfolge von Thomas Tuchel sieht man drei verschiedene Geschichten.
Der Erste (Alonso) hat sich höflich bedankt, sieht die Zeit aber noch nicht reif; der Zweite (Nagelsmann) hat sich so verhalten, dass man ein bewusstes Spielchen auf dem Rücken des Ex-Arbeitgebers nicht ausschließt; und der dritte (Rangnick) ist eben Rangnick. Man muss bei ihm mit allem rechnen, auch mit dem Unmöglichen. Dass er diese Option nun gezogen hat, macht die Verhandlungsposition mit De Zerbi nicht unbedingt leichter.
Ablöse, Sprach-Barriere und Mitarbeiter: Bayern wissen um Knackpunkte bei Verhandlungen mit De Zerbi
Der Italiener, der für eine moderne und innovative Art des Fußballs steht, ist umgarnt und steht auch bei der Bayern seit Wochen auf der Liste. Zwar bekannte er sich zuletzt zu Brighton, ein Engagement in München aber schließt er nicht aus. Auch die Bayern-Bosse haben den Kontakt gehalten, wissen aber um die Knackpunkte der Verhandlungen, die nun anstehen. De Zerbi spricht kein Deutsch und nicht allzu gut Englisch, zudem hat er einen großen Staff im Schlepptau, der er unbedingt mit an die Isar bringen wollen würde.
Eine Ablöse im zweistelligen Bereich müsste für den bis 2026 gebundenen 44-Jährigen eingeplant werden – und der Fußballwelt ist nicht entgangen, dass die Bayern inzwischen unter Zugzwang stehen. Intern allerdings ist nach Informationen unserer Zeitung vereinbart worden, sich nicht treiben zu lassen. „Keine Mondpreise“, so ist zu hören, wird der Rekordmeister bezahlen. Es wurden in den vergangenen Jahren schon zu viele Millionen auf dem Trainerposten verbrannt.
Neben De Zerbi ist auch immer wieder der Name ‚Hansi Flick‘ zu hören
Der Fokus von Max Eberl und Christoph Freund richtet sich nun auf De Zerbi, so ist es vereinbart. Trotzdem prüft man auch andere Optionen. Wie unsere Zeitung erfuhr, ist das Kandidaten-Portfolio weiterhin groß, denn hat man in den vergangenen Wochen die Lektion gelernt, sich nie zu sicher sein zu dürfen.
Unter anderem über Hansi Flick wird inzwischen nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen, auch die Namen Roger Schmidt und Zinedine Zidane werden besprochen, direkte Kontaktaufnahmen aber gab es nach unseren Informationen noch nicht. Beide sind naheliegender als vermeintlich „kleine Lösungen“ wie etwa Erik ten Hag. Auch in der Chefetage weiß man, dass die Bayern-Kabine kein leichtes Arbeitsumfeld ist. Man will sie einem Mann mit der nötigen Erfahrung übergeben.
Trainer-Chaos beim FC Bayern: Tuchel wird nicht bleiben
Es sind keine leichten Tage beim FC Bayern, aber immerhin, so heißt es, liegt der Fokus nun zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Erst Real, alles andere danach. Einen neuen, festgesetzten Zeitrahmen gibt es nicht, gut Ding will bekanntlich Weile haben. Als sicher gilt nur: Tuchel wird nicht bleiben.
Zwar hat man durchaus registriert, dass sich der Coach und das Team mit dem großen Ziel Wembley vor Augen zu einer Einheit verschworen hat. Das aber, so heißt es, kann nicht kaschieren, was zuvor passiert ist. Am 1. Juli wird ein neuer Mann an der Seitenlinie stehen. Und geht es nach den Bossen, heißt der: De Zerbi. Hanna Raif, Philipp Kessler, Vinzent Tschiprke