Der FC Bayern München war nach der Leverkusen-Blamage in der Champions League gefordert. Die Stimmen zum Achtelfinal-Hinspiel bei Lazio Rom.
Rom – Der FC Bayern München traf am Valentinstag auf Lazio Rom (hier im Live-Ticker). Wirklich romantisch war die Stimmung nach der Klatsche von Leverkusen beim deutschen Rekordmeister nicht – das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League sollte für mehr Begeisterung sorgen. Der Plan ging aber nicht auf.
Wir fassen die Stimmen rund um die Partie hier zusammen.
Manuel Neuer (Torwart FC Bayern München) nach dem Spiel bei DAZN über ...
... die Niederlage: „Die Leichtigkeit ist jetzt im Moment nicht da. Das wussten wir, dass es halt nicht so einfach funktionieren wird. Aber dennoch glaube ich, dass die erste Halbzeit ordentlich war. Dass wir uns die Möglichkeiten erspielt haben. Wir haben die Torchancen, glaube ich, auf dem Fuß gehabt. Und dass wir dann so in die zweite Halbzeit starten, ist natürlich unsere Schuld. Wir tragen die Verantwortung dafür. Aber da müssen wir drüber nachdenken. Und da müssen wir den Finger auf jeden Fall in die Wunde legen.“
... das Formtief: „Die Verunsicherung, die spürt man einfach. Ich glaube nicht, dass es von Beginn an der Fall war. Und deshalb stellt sich die Frage, warum ist es so? Wir versuchen trotzdem zusammenzubleiben. Wir müssen versuchen, es so gut wie möglich jetzt beim nächsten Spiel auswärts in Bochum zu machen. Wir brauchen ein Erfolgserlebnis. Wir brauchen positive Emotionen. Wir brauchen einen Sieg. Und vielleicht kommt es dann auch so schnell wieder zurück. Es ist natürlich schwer, jetzt auch die richtigen Worte dafür zu finden. Und die Gründe dafür, warum es dann so läuft. Aber ich kann nur eins versichern, dass keiner das extra macht.“
... die Gier innerhalb der Mannschaft: „Dafür sind wir verantwortlich. Wir stehen auf dem Platz. Wir spielen hier in Rom ein Champions-League-Auswärtsspiel. Das ist die höchste Bühne, wo du stehen kannst. Es gibt zwei Spiele. Wir haben hier gar nichts zu verschenken. Deshalb muss die Motivation immer auf 100 Prozent liegen. Wir müssen uns jedes Mal auf so ein Spiel freuen. Das muss von alleine kommen. Es geht ja gar nicht darum, dass die Motivation nicht da ist, dass die Gier oder der Biss nicht da ist.“
... das Rückspiel: „Ich weiß, welche Spieler wir haben, welche Charaktere wir auf dem Platz haben. Natürlich müssen die Leistungen abgerufen werden. Wir müssen zusammenstehen. Wir müssen uns gegenseitig helfen, viel sprechen auf dem Platz. Kommunikation ist ein wichtiger Faktor. Dann kommt das Selbstverständnis wieder zurück. Aber es geht natürlich nur bei harter Arbeit.“
Thomas Tuchel (Trainer FC Bayern München) nach dem Spiel bei DAZN über ...
... die Pleite: „Ich bin frustriert und sauer über die Niederlage. Ich weiß nicht, ob Lazio das Spiel gewonnen hat, das haben wir verloren in der zweiten Halbzeit. Ich weiß nicht, wie wir wie und wo wir den Faden verloren haben, keine Ahnung, aber wir haben ihn auf jeden Fall verloren und dann noch alles dafür getan, dass wir in Rückstand geraten ist.“
... die zweite Hälfte: „Ich habe keine Ahnung, ich habe keine Ahnung. Wir haben ein paar Änderungen vorgenommen, wollten mit Leroy über links dann vielleicht gefährlich in den Straufraum reinflanken. Ansonsten haben wir eigentlich nichts geändert. Wir haben die Mannschaft bestärkt, weiter zu machen, weiter aggressiv, auch Ballüberwachung zu haben, das Spiel zu dominieren, ein bisschen mutiger nach vorne zu spielen. Aber wir haben gleich mit zwei schweren Fehlern angefangen, zwei schweren Ballverlusten, komplett Vertrauen verloren, Rhythmus verloren. In der zweiten Halbzeit war es nicht mehr gut.“
Bayern-Pleite in Rom: Tuchel „frustriert und sauer“ – ein Star bekommt sein Fett weg
... den Platzverweis gegen Upamecano: „Ich habe gar nicht verstanden, dass es überhaupt Elfmeter gibt. Ich dachte, dass es nur ein Block ist. Aber in der Szene, ja. Das ist natürlich zu wild. Trotzdem ist es keine Not, da überhaupt die Bewegung zu machen. Es reicht komplett, wenn er ihn blockt. Die Problematik ist natürlich vorne beim Ballverlust. Und obwohl wir komplett in Überzahl sind, kriegen wir den Konter. Und dann sind wir nachher nochmal, glaube ich, zwei gegen fünf, also fünf gegen zwei, fünf gegen drei. Und ja, es fällt uns einfach schwer, die Zweikämpfe dann zu gewinnen. Und dann machen wir ein Foul. Bringen uns komplett selber damit auf die Verliererstraße.“
... die Bayern-Baustellen: „Wir haben einige Baustellen. Ich glaube, dass es eine gute erste Halbzeit war. Wir hatten eine große Chance. Zwei, drei normale Torchancen. Eine große Chance von Jamal. Wir hatten aber am Ende keinen einzigen Schuss aufs Tor. Sieben Torschüsse, aber null aufs Tor. Dann kann man natürlich auch nicht treffen. Das ist klar. Wir wollten dann noch einen Tick mutiger sein. Aber wie gesagt, wir haben den Faden verloren in der zweiten Halbzeit. Wir haben aber noch ein Rückspiel und klar: Im Zusammenhang natürlich mit der letzten Niederlage sieht das nicht gut aus. Trotzdem werden wir jetzt zusammenbleiben und weitermachen.“
... die Zukunft: „Wir waren eigentlich sehr ruhig, sehr positiv, habe ich das Gefühl gehabt. Wir waren auch komplett zusammen, aber eine Halbzeit reicht nicht auf diesem Niveau, aber wir werden jetzt nicht von unserem Weg weggehen. Wir werden uns jetzt nicht gegenseitig beschuldigen. Wir werden jetzt das wieder analysieren und wieder aufstehen und versuchen, den Bock umzustoßen. Wir kamen ja in das Leverkusen-Spiel, glaube ich, mit vier Siegen aus fünf Spielen. Trotzdem war unsere Stimmung nicht euphorisch, weil wir natürlich besser spielen wollen. Jetzt tun wir uns schwer, Torchancen herauszuspielen und sie zu verwerten. Es sieht gezwungen aus in unserem Spiel, aber wir werden dranbleiben.“
Thomas Müller (Spieler FC Bayern München) nach dem Spiel bei DAZN über ...
... das Spiel: „Die Reaktion, die kam schon in der ersten Halbzeit aus meiner Sicht. Die war auch da, aber wir müssen halt in der ersten Halbzeit auf jeden Fall in Führung gehen. Also, wenn man von Reaktion spricht, dann sprechen wir ja nicht von Ergebnis. Das ist zwar immer das nette Endprodukt von einer Reaktion, aber wir sprechen ja erstmal von einer Art und Weise. Nur heute haben wir es natürlich verpasst, die Chancen zu machen. Wir hatten drei klare Torschancen in der ersten Halbzeit. Und in einem Champions-League-Spiel in Lazio Rom in einer Halbzeit so viele klare Dinger zu bekommen, da musst du die Dinge aber halt auch machen. Und das ist keine Sache von einer Reaktion. Die Spieler, die diese Chancen hatten, haben diese Dinger schon mal verwandelt. Und dann sprechen wir über etwas ganz anderes. Und trotzdem war die zweite Halbzeit wieder von dieser Verunsicherung geprägt. Das war ja fast schon Slapstick, wie wir uns dann von einem Fehler in den anderen gebracht haben. Aber das ist jetzt nicht, dass keine Reaktion gefolgt ist. Also der Argumentation kann ich nicht ganz folgen. Trotzdem verlieren wir hier natürlich 1:0.“
... die Rote Karte: „Das ist ein bisschen eine unglückliche Rote Karte. Es ist natürlich, man kann sagen, selbst verschuldet. Wir können zwei Mann oder einen, glaube ich, mit drei Mann nicht stoppen. Und am Ende müssen wir einfach dann, sagen wir mal, wenn du 25, 30 Minuten fast in Unterzahl bist, dann ist eine 0:1-Auswärtsniederlage mit dem Spielverlauf für mich völlig okay, weil wir ein Rückspiel haben. Das ist nicht das, was wir uns vorgenommen haben, ganz klar. Wenn die erste Halbzeit so läuft, wie ich es mir vorstelle, dann führen wir 2:0. Aber wir können es uns aktuell nicht aussuchen. Wir sind aktuell nicht in dieser Situation, dass alles von der Hand geht. Wir haben, wie ja schon angesprochen, immer mal wieder Unsicherheiten drin. Wir haben nicht dieses völlig losgelöste, selbstverständliche Selbstvertrauen. Immer mal wieder leichte Fehler drin, das ist da. Das sehe ich auch. Aber wir werden uns jetzt nicht darauf fokussieren, uns da noch weiter runterzuziehen, sondern wir werden weitermachen und wir haben Zeit. Wir haben, glaube ich, drei Wochen Zeit. Und dann werden wir sehen, was in München passiert. Und dann können wir eine Konklusion machen. Aber jetzt geht es bewusst positiv auch Richtung Samstag.“
... die Ratlosigkeit der Mannschaft: „Ich sage mal, die erste Halbzeit hat mir persönlich für ein Champions-League-Auswärtsspiel bei Lazio Rom sehr gut gefallen. Ich glaube, wir hatten mehr klare Torschancen als in den letzten zwei, drei Spielen in den ersten Halbzeiten in der Bundesliga gegen tiefe Blöcke. Wenn wir diese Qualität der Torchancen in München bekommen, unterschreibe ich sofort. Und ich hoffe, du auch, wenn du Bayern-Fan bist. Aber natürlich geht es im Fußball darum, den Ball ins Tor zu schießen. Aber wir drehen uns im Kreis. Wir sind nicht zufrieden, das ist völlig klar. Und ihr könnt auch von mir aus etwas draufhauen. Aber unsere Qualität und unsere Anforderungen an den Klub ist, dass wir gerade in solchen Momenten auch zusammenbleiben. Wir werden bis zur letzten Sekunde in allen Wettbewerben alles geben. Und darauf müssen sich die Gegner einstellen und dann schauen, was wir kriegen.“
... seinen Optimismus: „Optimistisch ist das falsche Wort. Selbstbewusst. Wir haben es weiter drin. Gerade in dem Moment jetzt, in diesen Spielen konnten wir es nicht zeigen oder haben zu viel Unsicherheit gezeigt. Zu wenig Kaltschnäuzigkeit. Aber wer sagt denn, dass das in drei Wochen nicht ganz anders ausschaut?“
Christoph Freund (Sportdirektor FC Bayern München) vor dem Spiel bei DAZN über ...
... die Bewältigung der Leverkusen-Pleite: „Man spricht natürlich mit dem einen oder anderen. Das war eine große Enttäuschung am Samstag, mit der wir nicht gerechnet haben. Die Art und Weise war einfach schlecht. Es war wirklich eine große Enttäuschung, was man nicht in einer Nacht wegbekommt. Und natürlich, die letzten Tage haben wir darüber gesprochen. Aber es ist jetzt gut, dass es gleich wieder weitergeht. Achterfinale Champions League ist ein besonderes Spiel, ein wichtiges Spiel. Und ich bin überzeugt, dass wir heute eine andere Bayern-Mannschaft sehen werden.“
... die Frage, ob ihn die Aufstellung von heute oder von Samstag mehr überrascht: „Überrascht hat mich jetzt gar keine Aufstellung, weil ich dabei war bei der Entscheidungsfindung. Thomas Tuchel und ich sind immer wieder im Austausch und in den Überlegungen. Ich bin immer wieder mit dabei. Im Endeffekt ist es immer eine Entscheidung vom Trainer. Aber wenn es am Samstag anders gekommen wäre und der Matchplan wäre gut umgesetzt gewesen, hätte jeder gesagt, er hat es super geschafft, aber es ist nicht so aufgegangen. Aber heute bin ich überzeugt, dass eine andere Leidenschaft da ist.“
... das Müller-Interview: „Ich habe es gehört, schon an dem Abend. Und ja, Thomas Müller war einfach enttäuscht. Und warum es sich Thomas Tuchel nicht angehört hat: Ich glaube, dass er sich generell noch ein bisschen rausgenommen hat. Er wollte das Spiel verarbeiten. Wir sind mit großen Ambitionen dahin gefahren.“
... die Frage, welcher Titel gerade wichtiger ist: „Ich glaube beide Titel sind sehr, sehr viel wert. Aber jetzt spielen wir mal Champions-League-Achtelfinale und Schritt für Schritt wollen wir diese Hürde nehmen. Der erste Schritt ist nicht einfach und wird sicher keine einfache Aufgabe, es ist sehr emotional hier im Stadion. Und dann schauen wir weiter, weil in der Meisterschaft ist es ja auch so, dass es nicht mehr in unserer Hand liegt. Wir müssen jetzt einfach unsere Hausaufgaben machen. Es ist wichtig, ein gutes Spiel und eine gute Ausgangsposition zu schaffen.
... die Frage, welcher Titel gerade realistischer ist: „Der Champions-League-Titel ist in eigener Hand, ja. Aber wir wissen, wie schwierig der ist und dass da alles immer zusammenpassen muss in den Knockout-Spielen. Ja, aber die Meisterschaft ist auch noch lange nicht entschieden. Wir haben jetzt Februar, im Fasching wurde noch kein Titel vergeben. Wir werden noch sehen, was die nächsten Wochen passiert. Ja, und wir haben es auch vergangene Saison gesehen. Am letzten Spieltag kann auch alles passieren.“
... den Gegner: „Lazio tut sich in der Meisterschaft auch nicht ganz so leicht. Aber ich glaube, es ist eine Mannschaft, die sehr, sehr gut verteidigt, die als Team verteidigt, die sehr leidenschaftlich spielt und gut umschalten kann, auch in den Standardsituationen gefährlich ist. Also ein richtig italienischer Gegner. Es wird nicht einfach, aber ich freue mich jetzt auf das Spiel.“
Thomas Tuchel (Trainer FC Bayern München) vor dem Spiel bei DAZN über ...
... die Leverkusen-Pleite und den anstehenden Auftritt in Rom: „Ja, ich hoffe, dass sie ohne Rucksack spielen, ist doch klar. Also, das, was wir uns vorgenommen haben gegen Leverkusen, haben wir nicht auf den Platz bekommen. Jetzt gilt es, das heute zu zeigen. Das ist natürlich ein sehr emotionaler Name, ein sehr emotionales Spiel, ein super emotionales Publikum. Und Lazio wird das meiste aus der Außenseiterrolle machen, die sie natürlich gerne annehmen. Und ja, trotzdem, dafür machst du ja das Ganze, dass du nachher einem Liga-Spiel ein Spiel in der Champions League hast. Also, wir freuen uns sehr drauf.“
... das Interview von Thomas Müller: „Ich habe keine Sorgen, wenn Thomas ans Mikrofon geht. Also, wenn einer das Recht hat, seine Meinung zu äußern, dann ist mit Sicherheit Thomas ganz vorne dabei. Alles okay. Mir ist am allerwichtigsten, was im Training gesprochen wird. Normalerweise, alles was ich hier sage, weiß die Mannschaft auch von mir direkt. Und dabei soll es auch bleiben. Ich mache mir nicht die Mühe, Interviews zu schauen.“
... die gegen Leverkusen fehlende „Zockerei“: „Zockerei hat natürlich auch was mit Vertrauen zu tun. Und mit einer Vororientierung und mit Selbstvertrauen, dass du die Lücken natürlich siehst und dich in den Lücken anbietest und auch die Lücken anspielst. Und nicht immer nur um den Block. Wir haben mit Sicherheit zu wenig diagonal gespielt. Wir haben mit Sicherheit zu wenig nach vorne gespielt. Wir haben mit Sicherheit zu wenig durch die Gassen gespielt. Das begleitet uns jetzt aber nicht nur in dem Spiel gegen Leverkusen. Das begleitet uns insgesamt. Und ja, da gibt es eine Diskrepanz zwischen dem Training und den Spielen. Wir versuchen das besser zu machen.“
Tuchel erklärt live im TV den „Schlüssel“ zum Sieg über Lazio – und bricht Lanze für Müller
... den Gegner: „Wir erwarten eine Mischung aus 4-3-3 und 4-1-4-1. Also 4-3-3 sehr eng normalerweise gegen den Ball und dann sehr breit mit dem Ball. Und dann zwei sehr mobile Achter und Zehner, die sehr viel laufen und auch als Wandspieler fungieren. Also so typisch Sarri. Es gibt immer einen, zwei, die übers Dreieck anspielbar sind. Und dann wird ganz viel im Breiten gelassen. Und normalerweise wird immer, immer, immer die Sechs gesucht. Das ist der Schlüssel für uns schon. Die Sechs auf jeden Fall zuzukriegen in dem Dreier-Mittelfeld. Das wird die Aufgabe für Harry und für Thomas sein. Dann ist es sehr laufstark und natürlich komplett emotionalisiert von den Zuschauern.“
... die Aufstellung: „Wir tun normalerweise das, von dem wir denken, dass es gut und wichtig für die Mannschaft ist. Thomas verhält sich überragend gut, ganz unabhängig davon, ob er beginnt oder nicht beginnt. Es ist sensationell, wie er sich verhält und wie er in der Mannschaft wirkt. Bei Joshua haben wir uns entschieden, dass er im letzten Spiel von der Bank kommt, weil das erste Training nach der Schulterverletzung war noch ein bisschen schmerzhaft war, das zweite ging dann, das dritte war gut. Und dann war schon das Spiel. Alex Pavlovic und Leon haben es sehr gut gemacht. Deshalb haben wir uns den Luxus gegönnt, dass er das Spiel für uns beendet hat. Und heute ist er zurück, da gab es jetzt nicht viel Zweifel.“