Der FC Bayern erreicht einen weiteren Tiefpunkt. Eine vorzeitige Trennung von Trainer Thomas Tuchel scheint unter Umständen nicht mehr ausgeschlossen.
München/Heidenheim – Dass Thomas Tuchel so kurz nach dem Spiel seiner Mannschaft beim 1. FC Heidenheim an diesem Samstagnachmittag abermals keine Erklärung für den Auftritt des FC Bayern in den zweiten 45 Minuten hatte, dürfte die wenigsten verwundert haben.
Nicht zum ersten Mal in dieser Saison wurde der Coach von seiner Mannschaft überrascht. Im negativen Sinne. Und wie so häufig wusste Tuchel nicht, wie er die Nicht-Leistung seiner Mannschaft nach so einem Auftritt rechtfertigen sollte.
FC Bayern blamiert sich in Heidenheim: Tuchel „kann‘s beschreiben, erklären ist schwer“
Auch eine knappe Dreiviertelstunde nach Abpfiff auf der PK in den Katakomben des Heidenheimer Stadions war es für den Trainer des Rekordmeisters ebenso unerklärlich wie für alle Beteiligten. „Ich kann‘s Ihnen beschreiben, erklären ist schwer“, so Tuchel.
Selbst Thomas Müller, der eigentlich immer eine Erklärung für alles findet, war in der Mixed Zone nach Abpfiff nahezu sprachlos. „Erklärungen würden uns jetzt das Ergebnis auch nicht umbiegen“, sagte der 34-Jährige nach seinem 700. Jubiläumsspiel.
Kurz zuvor hatten bereits Sportdirektor Christoph Freund („Das kann ja nicht sein nach einer 2:0-Führung“) und der neue Sportvorstand Max Eberl („Das ist nicht Bayern München“) ihr Unverständnis für den Auftritt im zweiten Durchgang ausgedrückt.
Fliegt Tuchel doch schon sofort? Eberl zeichnet mögliches Szenario
Klar, dass nach solch einem Spielverlauf die Frage nach dem Trainer gestellt wird. Wenig überraschend mussten die beiden Verantwortlichen also die Frage beantworten, ob Tuchel auch am Dienstag in London beim FC Arsenal auf der Bank sitzen werde. Während Freund das hundertprozentige Vertrauen aussprach, stellte Eberl dem Bayern-Coach zumindest eine Jobgarantie bis nach dem Köln-Spiel aus.
„Das ist nicht Fußball, vor Dienstag den Trainer rauszuwerfen“, sagte der 50-Jährige bei Sky nach der Partie. Allerdings schränkte Eberl ein: „Er geht definitiv in die nächsten Wochen.“
Droht der FC Bayern die Champions League zu verpassen, ist Tuchel nicht mehr zu halten
Ob Tuchel noch im Saisonfinale auf der Bank sitzt, scheint derweil nicht absehbar. „Ich weiß, dass die Frage jetzt kommt, aber das kann ich jetzt so abschließend nicht beantworten“, sagte Eberl: „Wir müssen schon schauen, dass wir die Champions League erreichen. Aber dass er am Dienstag auf der Bank sitzt und am Samstag gegen Köln, das ist vollkommen klar.“
Was soll Eberl auch anderes sagen? Er muss die Interessen des Vereins wahren. Nach zwei Niederlagen in Folge läuft man Gefahr, nach einer katastrophalen Rückrunde am Ende tatsächlich noch die Qualifikation für die Champions League zu verspielen. Wird es in der Hinsicht tatsächlich nochmal brenzlig, müssten die Verantwortlichen logischerweise reagieren.
Tuchel-Aus beim FC Bayern? Für Hamann käme eine Entlassung „sechs Wochen zu spät“
Im Klartext: Zeigt die Mannschaft beim FC Arsenal keine Reaktion und verliert Tuchel auch das Spiel gegen Köln am kommenden Samstag, könnte seine Zeit beim FC Bayern doch schon früher enden als eigentlich geplant. Sieben Punkte beträgt aktuell der Vorsprung auf Rang fünf, den derzeit punktgleich mit RB Leipzig der BVB mit 53 Zählern belegt.
Zwar sind nur noch sechs Partien zu absolvieren, doch dieser Bayern-Mannschaft ist in dieser Spielzeit alles zuzutrauen. Das hat sie heuer zigmal unter Beweis gestellt.
Für Didi Hamann käme die Trennung von Tuchel dann sowieso schon sechs Wochen zu spät. „Er soll ab Sommer nicht mehr der richtige Mann sein, aber jetzt noch für die restlichen vier Monate?“, fragte der Sky-Experte am Samstagmittag rhetorisch: „Jetzt können sie nur noch hoffen und beten.“
Damit kann man dann am Dienstag bereits anfangen. (smk)