Marseille - Die Entscheidung fiel zwar erst im Elfmeterschießen, aber auch da zeigte sich Bayern-Neuzugang Renato Sanches cool und abgezockt. Der 18-Jährige spielte erstmals von Beginn an für Portugals Nationalmannschaft - und schrieb mit seinem Tor EM-Geschichte.
Nach dem bemerkenswerten Auftritt des Neu-Bayern Renato Sanches lobte und mahnte Portugals Nationaltrainer zugleich. „Er ist ein wunderbarer Spieler und hat ein großartiges Spiel gemacht“, sagte Fernando Santos nach dem 5:3-Sieg im Elfmeterschießen gegen Polen und dem glücklichen Einzug der Portugiesen in das Halbfinale der Europameisterschaft in Frankreich.
Renato Sanches erneut zum "Man of the Match" gewählt
Sanches, seit Freitag offiziell Profi des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München, hatte in der 33. Minute die frühe Führung der Polen durch seinen künftigen Teamkollegen Robert Lewandowski (2.) ausgeglichen. Er tat sich als Antreiber im Mittelfeld hervor und wurde zurecht zum „Man of the Match“ gewählt. Trotz des Lobs und der Wahl zum Spieler des Spiels blieb Sanches bescheiden. "Das Team kommt zuerst, dann individuelle Auszeichnungen", sagte er, "aber natürlich freue ich mich." Bereits im Achtelfinale gegen Kroatien (1:0 n.V.) war Sanches zum besten Spieler der Begegnung gewählt worden.
Sein überzeugendes Startelf-Debüt bei der EM krönte der Mittelfeldspieler mit seinem ersten Länderspieltor, als er Polens Keeper Lukasz Fabianski mit einem Linksschuss von der Strafraumgrenze keine Chance ließ. Mit 18 Jahren und 317 Tagen ist Sanches nun drittjüngster Torschütze der EM-Geschichte nach dem Schweizer Johan Vonlanthen und Englands Kapitän Wayne Rooney sowie der jüngste Spieler, der je in einem K.o.-Spiel bei EM-Turnieren getroffen hat.
Doch Santos warnte vor überzogenen Erwartungen. „Er entwickelt sich noch. Er wird in Zukunft ein noch besserer Spieler sein. Er muss all seine Qualitäten auf dem Platz zeigen, und es ist mein Job, ihm dabei zu helfen“, sagte der portugiesische Coach. Weil Sanches auch im Elfmeterschießen wie all seine Teamkollegen traf und Torwart Rui Patricio den vierten Schuss der Polen von Jakub Blaszczykowski parierte, spielt Portugal nun am kommenden Mittwoch gegen den Sieger der Partie Wales gegen Belgien um den Einzug in das EM-Finale.
„Ich bin sehr glücklich. Das ist ein wundervoller Moment für das Team und für mich. Die Leute kritisieren uns, aber das ist uns egal“, sagte Sanches: "Das ist ein Moment, den ich genießen muss."
Tatsächlich haben die Portugiesen mit ihrem erneut blassen Superstar Cristiano Ronaldo in der Gruppenphase dreimal nur Remis gespielt. Im Achtelfinale gegen Kroatien fiel die Entscheidung kurz vor Schluss in der Verlängerung, gegen Polen erst im Elfmeterschießen. „Das ist kein Glück. Das ist viel harte Arbeit. So verdient man sich das Glück“, sagte Sanches und blickte optimistisch voraus: „Jetzt haben wir eine Riesen-Herausforderung vor uns mit dem Halbfinale. Wir sind unserem Ziel wieder ein Stück nähergekommen.“
dpa