EM: Quaresma entscheidet Elfmeterkrimi für Portugal

Ricardo Quaresma schoss den entscheidenden Elfmeter ins Halbfinal-Glück.
 ©AFP

Marseille - Spannend war es bis zur letzten Minute. Am Ende musste das Elfmeterschießen entscheiden, ob Polen oder Portugal ins Halbfinale der EM 2016 einzogen. Portugal war das glücklichere Team.

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Alle Portugiesen stürzten sich auf "den anderen Ronaldo" Ricardo Queresma, der echte Cristiano Ronaldo stand erst mal da und bewegte sich nicht. Nach einem 5:3 im Elfmeter-Krimi gegen Polen darf der Superstar weiter von seinem ersten Titel mit der portugiesischen Nationalmannschaft träumen - weil ausgerechnet dem schier untröstlichen Jakub Blaszczykowski die Nerven vom Punkt.

Portugals Torhüter Rui Patrizio parierte Blaszczykowskis Elfmeter, anschließend verwandelte Quaresma zum 5:3 im Elfmeterschießen, die Portugiesen treffen am Mittwoch in Lyon in ihrem zweiten EM-Halbfinale nacheinander auf Wales oder Belgien. Nach 120 Minuten hatte es 1:1 (1:1) gestanden.

Lewandowski erzielt zweitschnellsten Treffer der EM-Geschichte

Robert Lewandowski schoss Polen im ersten Viertelfinale der EURO in Frankreich zwar nach 100 Sekunden mit dem zweitschnellsten Treffer der EM-Geschichte in Führung. Dann aber brachte sein künftiger Münchner Mitspieler Renato Sanches die Portugiesen zurück ins Spiel (33.).

"Das tut sehr weh, wir waren das bessere Team, es ist traurig, dass wir im Elfmeterschießen verloren haben. Sie hatten mehr Ballbesitz, wir hatten mehr Chancen. Das schmerzt und es wird noch länger schmerzen", sagte Lewandowski.

Nach einer munteren ersten Halbzeit, in der Schiedsrichter Felix Brych (München) dem schwachen Ronaldo einen berechtigten Foulelfmeter verweigerte (30.), gingen beide Mannschaften vor 62.940 Zuschauern im Stade Velodrome in Marseille nicht mehr das letzte Risiko. Vor allem die Polen bauten nach einer starken Anfangsphase, in der sie gut und gerne weitere Treffer hätten erzielen können, immer mehr ab.

Ronaldo vergibt vorzeitige Entscheidung

Portugal hatte noch die besseren Chancen. Ronaldo vergab allerdings zweimal die vorzeitige Entscheidung. Einmal haute er in bester Position im Strafraum über den Ball (86.). Kurz darauf verstolperte er eine weitere gute Gelegenheit (92.). Seinen Elfmeter verwandelte er als erster Schütze ebenso sicher wie unmittelbar nach ihm Lewandowski.

Einen kurzen Aufreger gab es in der 109. Minute, als ein Flitzer auf den Platz rannte: Ronaldo wich mit elegantem Hüftschwung aus, sechs Ordner trugen den Störenfried vom Platz.

Portugal war bei der EURO vor zwei Jahren im Elfmeterschießen am späteren Europameister Spanien gescheitert. Die beste Chance auf einen Titel mit der Nationalmannschaft hatte Ronaldo 2004 besessen - damals unterlag Portugal im Finale der Heim-EM Griechenland.

Sanches zeigt starkes Startelf-Debüt

Ronaldo baute mit dem Anpfiff seinen Rekord von Einsätzen bei EM-Endrunden auf 19 aus, doch er stand im Schatten eines anderen: Renato Sanches, das Talent, für das der FC Bayern die Fixsumme von 35 Millionen an Benfica Lissabon überweist. Dreimal war er eingewechselt worden, nun wurde er mit 18 Jahren und 317 Tagen der jüngste Spieler, der jemals in der Startelf der Portugiesen stand - und nach 32 Minuten auch der drittjüngste Torschütze der EM-Geschichte.

Für den ersten Höhepunkt sorgte freilich Lewandowski. 100 Sekunden waren gespielt, da hatte er den Ball nach 644 Minuten ohne Treffer für Polen endlich im Tor untergebracht. Renato Sanches brachte die Portugiesen wieder in die Spur: Sein Linksschuss von der Strafraumgrenze wurde von Grzegorz Krychowiak noch unhaltbar für Schlussmann Lukasz Fabianski abgefälscht.

Ronaldo? Scheiterte zunächst auch mit seinem 41. direkten Freistoß nacheinander bei einem großen Turnier, hatte auch danach Pech bei seinen Abschlüssen. In der 30. Minute wurde er von Michal Pazdan im Strafraum umgeschubst, Brych ließ aber weiterlaufen - eine Fehlentscheidung des ansonsten guten deutschen Schiedsrichters. Ronaldo beschwerte sich zurecht.

Das Spiel im Ticker zum Nachlesen.

sid

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