Die Schmähplakate der Bayern-Fans gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp hätte fast zum Spielabbruch geführt. FCB-Boss Rummenigge hielt im Anschluss eine bemerkenswerte Rede.
- Der FC Bayern siegt bei der TSG Hoffenheim mit 6:0 (4:0)
- In der zweiten Hälfte stand die Partie wegen Schmähplakaten gegen Dietmar Hopp kurz vor dem Abbruch
- Das Statement von FCB-Boss Karl-Heinz Rummenigge zu den Vorkommnissen im Wortlaut
München - Solchen Szenen hatte es in der Bundesliga noch nie gegeben. Die letzten 13 Minuten in der Partie zwischen der TSG Hoffenheim und dem FC Bayern* am 24. Spieltag glichen einem Freizeit-Kick unter Freunden im Park. Beide Mannschaften hatten sich nach der Aktion der Bayern-Anhänger mit dem Schmähplakat gegen TSG-Mäzen Dietmar Hopp in der zweiten Hälfte und einer 15-minütigen Unterbrechung auf einen Nicht-Angriffspakt geeinigt. Auch FCB-Coach Hansi Flick nahm dabei eine besondere Rolle ein.
In der Schlussphase des Spiels schoben sich die TSG- und Bayern-Stars* die Kugel lediglich hin und her, bis die 90 Minuten beendet waren und Schiedsrichter Christian Dingert die Partie abpfiff. Anschließend zeigten sich alle Beteiligten mit Hopp solidarisch. FCB-Boss Karl-Heinz Rummenigge fand nach der denkwürdigen Partie bemerkenswerte Wort. Die Aussagen des Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern* im Wortlaut.
FC Bayern: Schmähplakat gegen Hopp - Rummenigges Rede nach dem Hoffenheim-Eklat im Wortlaut
Herr Rummenigge, war das heute der stärkere Protest, als ein Spielabbruch?
Karl-Heinz Rummenigge: „Ich glaube, das war die richtige Reaktion heute. Es war eine Idee der Spieler in Absprache mit dem Schiedsrichter. Es gibt da ja ein gewisses Prozedere, dass der DFB da vorgegeben hat und was ich auf richtig halte. Ich glaube, so wie die Spieler das in den letzten zehn Minuten gemacht haben, ist ein absolutes Zeichen! Ich schäme mich zutiefst aus Sicht des FC Bayern für diese Chaoten. Und ich kann nur eins sagen, es ist der Moment gekommen, spätestens heute, wo die ganze Bundesliga, der DFB, die DFL gemeinsamen Schrittes gegen diese Chaoten vorgehen müssen. Das ist das hässliche Gesicht des Fußballs. Ich schäme mich zutiefst Dietmar Hopp gegenüber, der ein ganz feiner Ehrenmann ist, der hier dafür gesorgt hat, dass nicht nur der Fußball, sondern der gesamte Sport in dieser Region ein positives Gesicht bekommen hat. Ich habe mich bei ihm entschuldigt, obwohl es eigentlich nicht zu entschuldigen ist, was da in der Kurve vorgefallen ist. Das ist das ganz hässliche Gesicht von Bayern München in einem Spiel, das eigentlich ein tolles Spiel von unserer Mannschaft war und das diesen Ausgang genommen hat, für den es überhaupt keine Entschuldigung gibt. Ich muss klar und deutlich sagen: Wir haben die ganzen Vorkommnisse filmen lassen, wir werden mit aller Schärfe, wirklich mit aller Schärfe gegen die Leute vorgehen, die heute den FC Bayern diskreditiert haben und sie werden am Ende des Tage zur Rechenschaft gezogen werden.“
#TSGFCB @FCBayern pic.twitter.com/sNsVWb5hq9
— Hasan Salihamidžić (@Brazzo) February 29, 2020
Fan-Eklat - Rummenigge: „Das hässliche Gesicht des Fußballs“
Das heutige Zeichen als Protest gegen die Beleidigungen und Schmähungen gegen Dietmar Hopp. Wie kann man auch in Zukunft gegen Homophobie und Rassismus vorgehen?
Rummenigge: „Die Bundesliga, der DFB und alle Klubs haben das immer vorbildlich gemacht. Wir müssen jetzt alle zusammenstehen, wir haben viel zu lange die Augen zugemacht, gegenüber dem, was in gewissen Kurzen passiert ist. Wir haben viel zu viel gestattet und mit dem heutigen Tag muss ein Umdenken stattfinden. Ich muss mit aller Intelligenz und aller Klarheit und aller Kraft, die der Fußball besitzt, dagegen vorgehen. Ich finde es gut, dass das Spiel zum Schluss so gespielt wurde, wie es gespielt wurde. Das war eine absolute Watschn für die Fans des FC Bayern München!“
Sie standen solidarisch an der Seite von Dietmar Hopp. Wie haben Sie ihn erlebt? Was hat er zu Ihnen gesagt? Wie nimmt er diese ganze Dinge wahr?
Rummenigge: „Dietmar Hopp war natürlich total emotionalisiert. Wenn man so beleidigt wird, mit solch einer Wortwahl, dann kann man das auch verstehen. Ich habe ihm dann gesagt, ich kann mich nur entschuldigen, für das was passiert ist. Aber gleichzeitig bin ich auch überzeugt, dass mit dem heutigen Tag in unserer Republik ein Umdenken nicht nur gegen Dietmar Hopp stattfindet. Er ist ja nicht der Einzige, der derart beleidigt wurde. Wir müssen aufpassen, dass wir mit dem Fußball nicht in irgendwelche Dinge hineingeführt werden, in die er nicht hinein gehört. Der Fußball ist so ein schönes Spiel, an dem wir alle Freude haben. Aber wenn ich sowas wie heute sehe, dann muss ich sagen, ich bin schockiert und habe kein Spaß mehr.“
Fan-Eklat - Rummenigge: „Das war eine absolute Watschn“
Was konkret kann man tun, Herr Rummenigge?
Rummenigge: „Diese Leute, so wie sie sich heute dargestellt haben, haben in einem Fußball-Stadion gar nicht mehr verloren. Absolut gar nichts mehr!“
Beim FC Bayern bahnt sich ein Generationen-Wechsel im Tor an: Nübel soll beim Rekordmeister unterschrieben haben, weil Keeper Manuel Neuer eine neue Herausforderung sucht.
Nach den Ausschreitungen in Hoffenheim ist auch Mario Basler verbal entgleist. Seine Forderungen, die er bei Doppelpass in der Expertenrunde gestellt hat, gehen unter die Gürtellinie, wie einige Zuschauer finden.
Währenddessen erhält der FC Bayern Rückendeckung von ungewohnter Seite: Es gibt ein Sonderlob von Erzrivale TSV 1860. Im Streit mit dem DFB kündigt die Fanszene weitere Aktionen an und schreckt auch vor Spielabbrüchen nicht zurück.
Wie deichstube.de* berichtet, hat man sich auch beim SV Werder Bremen klar positioniert. Eineinhalb Monate nach dem Fan-Eklat von Sinsheim gibt es plötzlich Zoff zwischen 1899 Hoffenheim und dem FC Bayern* - es geht um den Wechsel eines Top-Talents.
smk
*tz.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Netzwerks