Mit Julian Nagelsmann als neuen Trainer wähnte sich der FC Bayern wohl bereits auf der Zielgeraden. Doch plötzlich überschlugen sich die Ereignisse.
München – Der FC Bayern und die ewige Suche nach einem neuen Trainer. Was im ersten Moment klingt wie ein schlechter deutscher B-Film, ist allerdings die traurige Realität beim FC Bayern.
Nach der Absage von Wunschtrainer Xabi Alonso schien die Rückkehr von Julian Nagelsmann zwischenzeitlich sehr wahrscheinlich. Einem Medienbericht zufolge sollen die Gespräche zwischen dem Bundestrainer und den Bayern sogar weit fortgeschritten gewesen sein. Am Ende folgte trotzdem die nächste Absage für den FCB. Dabei ließ wohl ein besonderes Schlüsselereignis die Bayern-Verantwortlichen vorahnen, dass Nagelsmann nicht zurückkehren wird.
Eberl über Nagelsmann: „Stachel von damals sitzt noch tief“
„Wir haben mit Julian gesprochen. Man hat gemerkt, dass der Stachel von damals noch tief sitzt, die Trennung ist noch sehr frisch.“ Diese Aussagen von FCB-Sportvorstand Max Eberl bei Sky nur ein Tag nach der offiziellen Verkündung der Vertragsverlängerung von Nagelsmann beim DFB ließen aufhorchen.
Zunächst wurden Fans und Experten aus dem Statement von Eberl bezüglich Nagelsmann nicht schlau. Kam es etwa während der Gespräche zum Zerwürfnis? Woran scheiterte schlussendlich die Rückkehr des Landsbergers, der im März vergangenen Jahres erst entlassen wurde?
Nagelsmann-Berater plaudert ganz offen über den Stand der Verhandlungen mit dem FC Bayern
Laut eines Berichts der Sport Bild waren Eberl und Sportdirektor Christoph Freund bis zum Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Arsenal (1:0) am vergangenen Mittwoch davon überzeugt, dass Nagelsmann für den Trainerposten bei den Bayern eine Option sei. Immerhin soll es in den geführten Gesprächen der Sport Bild zufolge bereits um die Vertragsgestaltung und mögliche Transfers gegangen sein.
Dann jedoch gelangten Aussagen von Nagelsmann-Berater Volker Struth noch während der Partie gegen die Gunners an die Öffentlichkeit. In seinem Podcast Spielmacher hatte Struth ganz offen über den Stand der Verhandlungen seines Klienten mit dem FC Bayern geplaudert.
Hatte Nagelsmann eine Rückkehr zum FC Bayern wirklich in Betracht gezogen?
Sowohl der Inhalt der Aussagen von Struth als auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung dürften bei den Bayern-Verantwortlichen bereits Zweifel gesät haben, ob Nagelsmann eine Rückkehr nach München ernsthaft in Betracht gezogen hatte. Denn Details über Verhandlungen noch vor einer Einigung oder Absage in Person des Beraters an die Öffentlichkeit zu tragen, ist ein ungewöhnlicher Vorgang.
Der Zeitpunkt, an dem das pikante Struth-Statement veröffentlicht wurde, war ebenso ungewöhnlich. Denn bislang wurden die Zitate des Spielmacher-Podcasts in der Regel früher am Tag via Pressemitteilung versendet. Diesmal jedoch wurden die Aussagen erst am späten Mittwochabend verschickt.
Nagelsmann sagt FC Bayern ab: FCB-Verantwortliche hatten wohl schon eine Vorahnung
Wollten Nagelsmann und sein Berater dem FC Bayern absichtlich eins auswischen? Der Überraschungseffekt verfehlte seine Wirkung jedenfalls nicht. Mit den Aussagen von Struth konfrontiert, wirkte Bayern-CEO Jan-Christian Dreesen nach dem Spiel gegen Arsenal überrumpelt.
„Wir wollen uns heute nicht über die Trainer-Frage unterhalten“, sagte er in der Mixed Zone über das Thema Nagelsmann. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatten die Bayern-Chefs wohl die Vorahnung, dass Nagelsmann nicht mehr infrage kommen würde als Nachfolger für Thomas Tuchel.
Bayerns Suche nach einem geeigneten Trainer geht weiter
Am folgenden Freitag, also zwei Tage nach dem Halbfinaleinzug der Bayern, wurde dann die Vertragsverlängerung Nagelsmanns beim DFB offiziell verkündet. Für die Bayern geht die ewig anmutende Suche nach einem geeigneten Kandidaten somit erstmal weiter.
Mittlerweile scheint Österreichs Nationaltrainer Ralf Rangnick Favorit auf den Trainerstuhl in München zu sein. Ob die Bayern bei der Trainersuche doch noch ein Happy End erleben, bleibt offen. (kus)