„Du brauchst jetzt nicht zu schießen“: Müller legt sich mit Sky-Reporter an

Der Frust beim FC Bayern ist nach der Niederlage gegen Leverkusen riesig – vor allem bei Thomas Müller. Die Stimmen zur Partie.

Leverkusen – Es war das Spiel der Spiele in dieser Bundesliga-Saison: Am 21. Spieltag empfing Bayer Leverkusen den FC Bayern. Für die Münchner setzte es eine echte Abreibung. Thomas Müller war dementsprechend bedient und redete sich in Rage.

Wir fassen für Sie alle Stimmen zur Partie von Sky und aus der Mixed Zone zusammen.

Thomas Müller (FC Bayern) nach dem Spiel über ...

... die bittere Pleite (sichtlich angefressen): „Man muss Bayer Leverkusen gratulieren, verdienter Sieg. Es gibt einige Symptome, die man bei uns auf dem Platz sieht. Was mir fehlt, ist ... von uns Spielern. Im Training zeigen wir deutlich bessere Ansätze. Da spielen wir freier. Wir haben eine Verkopftheit im Spiel. Zehn Minuten haben wir gut angefangen. Bring den Ball in die andere Hälfte. Spiel einen langen Ball, dann können wir zustellen.“

... die Frage von Sky-Reporter Wasserziehr nach Tuchels Taktikvorgaben: „Du brauchst jetzt nicht zu schießen. Heute waren wir nicht da. Es waren genügend Spieler von internationalem Format auf dem Platz, deswegen brauchst du gar nicht Richtung Trainer gehen. Auf mich zu verzichten, ist jetzt kein neuer taktischer Ansatz. Da hat der taktische Ansatz nichts damit zu tun. Da müssen wir uns dringend steigern und das werden wir tun (verlässt das Interview).“

Xabi Alonso (Trainer Bayer Leverkusen) nach dem Spiel über ...

... den überragenden Auftritt seiner Mannschaft: „Der Sieg ist verdient. Gegen Bayern muss man defensiv stark sein. Wir haben das super gemacht, mit viel Disziplin. Wir haben fast keine Chance zugelassen. Die Leistung war super. Heute haben alle Spieler ein hohes Niveau und eine große Mentalität gezeigt. Ich alleine kann das alles nicht machen, ich habe ein Top-Team hinter mir. Es gibt kein Geheimnis.“

... die Frage, ob Leverkusen Meister wird: „Wir sprechen im Mai. Wir müssen realistisch sein und Geduld haben, mit den Beinen auf dem Boden bleiben. Es wird nicht einfacher.“

Thomas Tuchel (FC Bayern) nach dem Spiel über ...

... die Niederlage: „Wir haben durch eigene Fehler das Momentum kippen lassen. Das 1:0 kannst du in einer Fünferkette nicht kassieren. Das geht nicht. Es schlafen einfach alle. Es hat sich aber nicht wie ein 3:0 angefühlt. Wir kriegen ein Tor, das zu billig ist auf dem Niveau. Uns hat die Durchschlagskraft gefehlt und wir haben wahnsinnig schlechte Entscheidungen getroffen.“

... die Frage, ob er sich einen Vorwurf für die taktische Ausrichtung macht: „Ne, die Entscheidung ist reiflich überlegt. Wir werden es wieder so machen. Ich übernehme dafür die Verantwortung. Wir wissen nicht, was passiert wäre, wenn wir es anders gemacht hätten. Ist ja auch nicht so, dass ich mir im stillen Kämmerlein was ausdenke und dann am Spieltag präsentiere. Wir haben uns eine Woche vorbereitet. Ich hatte den Rückhalt der Mannschaft, auch von Thomas (Müller, Anm. d. Red.).“

... Thomas Müllers Wutrede nach der Pleite: „Er hat mit vielen Dingen recht. Er hat unter der Grundordnung heute gelitten. Wir müssen weitermachen, wir müssen besser werden und dem Anspruch gerecht werden, den Thomas zu Recht formuliert.“

... die Aussichten auf die Meisterschaft: „Wir werden einen Teufel tun und jetzt die Flinte ins zu Korn werfen.“

Josip Stanisic (Bayer Leverkusen) nach dem Spiel über ...

... die Frage, ob so ein Deutscher Meister spielt: „Wir sind es noch nicht, aber wir haben einen großen Schritt heute gemacht. Wir wussten um die schwere Aufgabe und den Tabellenstand davor, haben uns aber darauf fokussiert, wie wir spielen wollen. Natürlich dürfen wir jetzt ein bisschen feiern, aber die Saison ist noch lange und es sind leider Gottes nur fünf Punkte Vorsprung.“

... das Gefühl, gegen seinen Stammverein, den FC Bayern, zu treffen: „Das war ein komisches Tor. Für mich ist jedes Tor komisch, weil ich nicht viele schieße. Natürlich tut es einem leid, aber ich bin jetzt in dieser Saison bei Bayer Leverkusen.“

... die Frage, ob er im Topspiel beweisen wollte, dass er das Format für die erste Elf der Bayern hat: „Natürlich. Man weiß natürlich, wenn man ausgeliehen wird, dass man nicht das Zeug dazu hat. Aber ich wollte es mir selbst auch einfach beweisen.“

Christoph Freund (Sportdirektor FC Bayern) nach dem Spiel über ...

... die Gründe für die Niederlage der Bayern: „Weil wir viel zu viele Fehler gemacht haben, vor allem mit dem Ball und die Tore viel zu leicht hergeschenkt haben. Wenn man das erste Tor sieht, aus einem Einwurf, das ist eigentlich keine richtig gefährliche Situation. Und so gerät man dann in Rückstand. Und gleich nach der Pause kommt das 2:0. Wir haben uns auch fast keine Torchancen herausgespielt, so ehrlich muss man sein. Es war zu wenig gegen ein starkes Leverkusen.“

... die Probleme der Bayern und Thomas Müllers Kritik an der Mannschaft: „Thomas hat auch recht. Es ist ja jetzt auch eine eigene Leier und schon länger so, dass wir sagen, dass wir richtig gut trainieren und vieles klappt. Und dann im Spiel schaut es nicht so aus. Wir machen viele einfache Fehler, es geht nichts leicht von der Hand, Spielzüge klappen nicht so wirklich. Und vor allem, wenn der Gegner ein bisschen tiefer steht, spielen wir uns keine Chancen heraus.“

... den Einfluss der überraschenden Aufstellung auf das Ergebnis: „Man hat es gesehen, auch gegen den Ball: Das war nicht schlecht. Wir haben Leverkusen einfach stark gemacht, durch eigene Fehler. Die Trainer haben sich in der ganzen Woche Gedanken gemacht, wie sie das richtig umsetzen können. Es hat so ausgeschaut, aber es hat dann nicht an der Grundordnung gelegen. Da war eigentlich ein guter Plan dahinter, wie wir immer wieder rausverteidigen können und dann umschalten. Aber wir haben es dann nicht geschafft, es auf das Feld zu bringen.“

... die Chancen der Bayern auf die Meisterschaft: „Leverkusen macht es extrem gut, sie sind jetzt fünf Punkte vorne. Wir müssen schauen, dass wir unsere Spiele gewinnen. Aber wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand.“

Xabi Alonso (Trainer Bayer Leverkusen) vor dem Spiel über ...

... Druck vor dem Topspiel: „Gegen Bayern brauchen wir eine fast perfekte Leistung. Wir sind vorbereitet. Wir haben gezeigt, dass wir große Spiele können. Das müssen wir heute zeigen. Druck gibt es immer. Das Wichtigste ist, dass wir unseren Fußball spielen.“

... seine Aufstellung: „Ich habe genug Möglichkeiten. Heute habe ich entschieden, dass diese Aufstellung die beste ist. Wir haben Selbstvertrauen.“

Thomas Tuchel (Trainer FC Bayern) vor dem Spiel über ...

... die überraschende Aufstellung: „Wir sind überzeugt, dass es der beste Ansatz ist. Sie sind wahrscheinlich von der Leverkusener Aufstellung auch überrascht.“ Tuchel legte sich schon früh fest, wer spielt: „Am Mittwoch“, verrät er.

... Manuel Neuer, der in der Startelf steht: „Gestern nach dem Training hat Manu das Signal gegeben, dass er beginnt. Das ist ein gutes Zeichen.“

... die genaue Formation: „Kann ich Ihnen nicht hier verraten, dafür ist das Spiel zu wichtig.“

... die Entscheidung für Pavlovic und Goretzka und gegen Kimmich: „Wir haben die beiden zusammengelassen. Josh kam diese Woche ins Training und hat 100 Prozent beschwerdefrei trainiert. Trotzdem sind die Zweikämpfe im Spiel nochmal anders. Wir mussten da nicht letztes Risiko gehen, wir können mit Josh das Spiel beenden.“

... den Bankplatz von Thomas Müller: „Bisschen andere Grundordnung, bisschen anderer Ansatz. Deshalb eine Position vorne weniger.“

... die Bedeutung des Spiels: „Wir müssen, das ist unser Anspruch. Wir sind weiter von unserem Top-Level entfernt als Leverkusen. Es fühlt sich so an, als wäre das der Moment, unser Level zu pushen. Wir können das ja. Nicht mit der Konstanz wie Leverkusen. Leverkusen ist immer Underdog gegen uns. Es ist einer dieser Abende, an denen du den nächsten Schritt machen kannst. Und das müssen wir auch.“

Julian Nagelsmann (Bundestrainer) vor dem Spiel über ...

... den Umstand, dass er die Bundesliga vermisst: „Es hat mir zumindest immer Spaß gemacht. Klar steht man aktuell ein wenig entspannter am Spielfeldrand, als wenn man selber im Einsatz ist, aber es hat mir immer Spaß gemacht, in der Bundesliga Trainer zu sein.“

... das, was Bayer Leverkusens Trainer Xabi Alonso auszeichnet: „Er hat eine große Erfahrung als Spieler, viele Erfolge. Ich habe viel gelesen, dass er zu Beginn seiner Amtszeit noch ein bisschen mitgekickt und damit wohl sehr beeindruckt hat. Er ist und war ein herausragender Fußballer. Dazu hat er noch viele sehr gute Trainer in seiner Karriere gehabt, was ihm sicher geholfen hat auf seinem Weg. Ich glaube, dass er auch als Mensch gut in der Mannschaft ankommt.“

... einen möglichen Austausch mit Thomas Tuchel wegen der Nationalspieler: „Natürlich gibt es den. Ich kenne auch ein paar andere Mitarbeiter beim FC Bayern, die mir Infos über Spieler geben können. Am Ende war es schon die Idee, uns selber ein Bild zu machen, ohne mit jedem Vereinstrainer zu telefonieren. Sonst steckst du einen Spieler ganz schnell in eine Schublade. Wenn es in Richtung EM geht, wird es sicher einen intensiveren Austausch geben.“

... die Aufstellungen beider Mannschaften: „Ich war schon überrascht, ich hätte es so bei beiden nicht getippt. Am Ende sind es herausragende Trainer, die den jeweiligen Gegner analysiert haben und dann zu diesen Entscheidungen gekommen sind. Ich bin sehr gespannt auf die Herangehensweisen.“

... die unterschiedliche Wahrnehmung der Trainer: „Ich glaube, es liegt viel an der Historie der Klubs. Wenn du etwa bei einem Verein arbeitest, der immer erfolgreich ist und von außen betrachtet holpert es in den einen oder anderen Momenten, wird man kritischer gesehen. Bei Bayern ist immer alles unter strenger Kontroller und Beobachtung. Bei Leverkusen ist es so, dass die Saison herausragend und der Fußball sehr attraktiv ist. Thomas war bei vielen großen Klubs, hat einen enormen Druck. Xabi ist noch ein recht junger Trainer. Dann wirst du natürlich anders beäugt als bei einem Klub, wo du im Prinzip nichts anderes machen darfst, als immer zu gewinnen.“

... die Frage, ob es leichter ist, Leverkusen zu trainieren?: „Ob es leichter ist, weiß ich nicht. Anders auf jeden Fall. Bei Bayern bist du anders gefordert bei vielen Themen, auch im Umgang mit den Spielern als in Leverkusen oder Leipzig.“

... das, was die Unterschiedsspieler Jamal Musiala und Florian Wirtz ausmacht: „Das Interessante an beiden Spielern ist, dass sie das Besondere haben. Beide, also Jamal und Florian, sind keine Spieler von der Stange, wo man vorher schon sieht, was sie spielen. Beide sind, sehr positiv gemeint, Straßenkicker. Sie machen sich keine Gedanken, ob ein Dribbling klappt. Wir gehen ins Stadion, um solche Spieler zu sehen. Und ich hoffe, dass sie dann bei der Europameisterschaft ähnlich performen wie bei ihren Klubs. Im Prozentrechnen war ich immer schlecht, aber wir geben alles, dass die beiden bei der EM eine hohe Prozentzahl ihrer Leistung bringen.“

... seine Auffassung, welche die bessere Mannschaft ist: „Das kann man gut nach dem Spiel beantworten. Jetzt bin ich ja auf der Journalistenseite, da gönne ich mir das große Gut, das nach dem Spiel zu bewerten.“

... den Umstand, dass er nach einer Niederlage in Leverkusen als Bayern-Trainer entlassen wurde: Ich hoffe, dass Bayern heute besser spielt. Den Gedanken, dass ich nach dem Spiel entlassen wurde, wenn ich jetzt hier sitze, habe ich nicht.“

... seinen Tipp für das Ergebnis: „Ein spätes 3:3.“

Vor Topspiel: Leverkusen und FCB liefern sich Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel

Der FC Bayern München ist am Samstag in der BayArena gefordert. Zwar musste die Mannschaft von Thomas Tuchel in dieser Saison bereits zwei Dämpfer – gegen Eintracht Frankfurt und Werder Bremen – wegstecken, sie lauern dennoch dicht hinter den Rheinländern mit 50 Zählern auf Rang zwei.

Bundesliga-Gipfel zwischen Leverkusen und Bayern: Alle Stimmen zum Spiel

Vor der Begegnung hatte der Bayern-Coach vier Aufstellungs-Rätsel zu lösen. Dazu und zu einigen anderen Themen rund um das Spitzenspiel äußern sich Tuchel und andere Protagonisten der beiden Vereine vor dem Spiel. Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann spricht vor der Kamera. (epp/wuc)

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