Die Absage von Bernd Leno an Julian Nagelsmann und das DFB-Team sorgt weiterhin für Aufsehen. Jetzt werden weitere Details bekannt.
München – „Sie haben mir gesagt, dass ich dabei wäre, aber kein Spiel bekomme. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, in London zu trainieren“, erklärte Bernd Leno gegenüber Bild seine Absage an Julian Nagelsmann. Dass der Torhüter des FC Fulham freiwillig auf seine Berufung für die Nationalmannschaft verzichtete, sorgt weiterhin für Diskussionsbedarf.
„Als Nummer drei hast du ja gar keine Chance“
So wurde auch am Sonntag im Sport1-Doppelpass nochmal über Lenos Entscheidung debattiert. „Dass er keine Lust auf diese Rolle hat, das muss man einfach akzeptieren und respektieren“, sagte Ex-Nationalspieler Fredi Bobic. „Als Feldspieler sagst du eigentlich immer, ich komme, weil die Möglichkeit größer ist als beim Torwart. Wenn du gesagt bekommst, du bist nur die Nummer drei, hast du ja gar keine Chance.“
Stefan Effenberg, der ebenfalls selbst für das DFB-Team auflief, sagte: „Die Kommunikation war von beiden Seiten offen und ehrlich. Die Entscheidung von Leno, lieber bei Fulham zu bleiben und sich auf das nächste Premier-League-Spiel vorzubereiten, kann ich total nachvollziehen.“
Leno? „Aus dieser Zeit rührt eine gewisse Verstimmung“
Journalist Frank Hellmann äußerte daraufhin, „das Kind könnte in dem Fall vielleicht ein bisschen eher in den Brunnen gefallen sein.“ Was er damit meinte: Als Nagelsmann im vorigen März gemeinsam mit Torwarttrainer Andreas Kronberger einen dritten Torhüter für die Nationalmannschaft auswählte, fiel die Entscheidung pro Oliver Baumann und gegen Bernd Leno und Kevin Trapp aus.
„Wer ein bisschen in die Historie schaut, der weiß, dass sich Bernd Leno und Marc-André ter Stegen nicht so gut verstanden haben“, sagte Hellmann.
„Sie wollten in dieser Torwartgruppe den Harmoniefaktor hochhalten und haben dann mit Oliver Baumann, den Nagelsmann aus der Hoffenheimer Zeit gut kennt, einen dritten Torwart ausgewählt, der ruhig ist und nicht stört. Ich glaube, aus dieser Zeit rührt eine gewisse Verstimmung“, so der Verdacht des Journalisten.
„Loyalität wäre in dem Fall nicht gegeben“
Dabei ist für Effenberg auf der Torhüterposition der Faktor Loyalität unabdingbar; es sei wichtig, einander unabhängig der Rolle zu unterstützen. Mit Leno wäre das „in dem Fall nicht gegeben“.
Am Sonntag meldete sich auch DFB-Sportdirektor Rudi Völler in der Sendung Bild Sport bei Welt TV zu Wort und sprach Klartext über Lenos Perspektive in der Nationalmannschaft.
„Das Einzige, was Leno nicht so richtig verinnerlicht hat: Julian hat ihm eine Perspektive gegeben, vielleicht nicht für diese beiden Länderspiele, aber mittelfristig schon“, sagte Völler, der sich auf einen direkten Austausch mit Nagelsmann berief. „Die Tür ist nicht ganz zu, aber es wird nicht einfach, noch einmal reinzurutschen.“ Ob Leno nochmal für die Nationalmannschaft nominiert wird, ist fraglich.