Borussia Dortmund verliert mit 1:2 gegen Union Berlin. Nach dem Spiel holt TV-Experte Dietmar Hamann zu deutlicher Kritik aus.
Dortmund – Die Alte Försterei ist für Borussia Dortmund das Gegenteil einer Wohlfühloase. Während Schwarzgelb alle bisherigen fünf Bundesliga-Heimspiele gegen Union Berlin gewonnen hat, war die 1:2-Niederlage am sechsten Spieltag schon die vierte Niederlage im sechsten Auswärtsduell mit den Köpenickern.
Nach BVB-Enttäuschung: Hamann kontert Kobel
„Wir haben kein schlechtes Spiel gemacht“, befand BVB-Keeper Gregor Kobel nach dem Schlusspfiff bei Sky, dennoch habe Union mit den Toren durch Kevin Vogt (26., FE) und Yorbe Vertessen (45.) im ersten Durchgang den Unterschied gemacht. Diese Einschätzung nahm Dietmar Hamann beim Bezahlsender als Anlass zu einem Rundumschlag gegen die Entwicklung der Dortmunder Borussia.
„Ich weiß nicht, was schlimmer war: Das Spiel oder das, was Kobel erzählt hat“, begann Hamann seinen scharfen Kommentar. Der Ex-Profi erinnerte an die Worte von Trainer Nuri Şahin, der nach der 1:5-Klatsche gegen den VfB Stuttgart am vierten Spieltag betonte, er wolle dieses Gesicht seiner Mannschaft „nie wieder sehen“. Dieser Forderung seien die Spieler bisher keinesfalls nachgekommen.
Hat das 7:1 gegen Celtic Glasgow keinen Wert?
„Jetzt haben sie in den beiden darauffolgenden Bundesligaspielen zweimal in der ersten Hälfte dasselbe Gesicht gezeigt. Von den letzten sechs Halbzeiten waren die Dortmunder vier Halbzeiten nicht anwesend“, übte Hamann scharfe Kritik am BVB und ergänzte: „Gegen Bochum hatten sie nur das Glück, dass Myron Boadu das 0:3 nicht macht, sonst hätten sie das Spiel auch nicht gewonnen.“
Der 7:1-Sieg in der Champions League gegen Celtic Glasgow war Balsam auf die Dortmunder Seele, doch darüber spricht an diesem Wochenende niemand mehr. Laut Hamann dürfe man den Sieg ohnehin nicht zu hoch hängen: „Celtic spielt in Schottland, das ist zweites oder drittes Regal, da darf man den Sinn für die Realität nicht verlieren und denken, es ist alles wunderbar. Das ist es nicht!“
Hamann hinterfragt Einstellung der BVB-Profis
Auch auf die Äußerung von Şahin vor dem Spiel, der BVB habe in seiner bisherigen Amtszeit 50 bis 60 Analysen durchgeführt und befinde sich auf einem guten Weg, fand Hamann eine klare Antwort. „Wenn Şahin vor dem Spiel sagt, dass er 60 Analysen gemacht hat, der Prozess in die richtige Richtung geht – ich sehe das nicht!“
Der Trainer wisse nicht, was er von seinen Spielern erwarten könne. Das beziehe sich aber keinesfalls auf die fußballerische Qualität des BVB. „Sie laufen neun Kilometer weniger, das hat mit Einsatz- und Laufbereitschaft zu tun, mit Einstellung“, so Hamann, der deutlich wurde: „Die letzten drei Leistungen in der Bundesliga gegen Stuttgart, Bochum und Union Berlin waren unterirdisch. Der Plan bringt dir nichts, wenn die Spieler nicht für dich laufen. Im Moment wächst da nichts zusammen.“
Das spiegelt sich auch in der Tabelle wider. Dortmund belegt vor den Sonntagsspielen den siebten Tabellenplatz, hat zehn Punkte auf dem Konto und ein Torverhältnis von 12:11. Das ist zu wenig, um den Ansprüchen gerecht zu werden - und der von Sport-Geschäftsführer Lars Ricken geforderte kurzfristige Erfolg bleibt zu häufig aus.