Jamal Musiala „kann es nicht mehr sehen“: Das Handspiel im EM-Viertelfinale gegen Spanien. Marc Cucurella nimmt erneut Stellung zu der Szene.
München – Als kürzlich das Finale von Toni Kroos‘ Icon League in München stattfand und auf dem Videowürfel ein Zusammenschnitt der Europameisterschaft lief, wurde es plötzlich laut: Das Publikum reagierte mit einem Pfeifkonzert, als das Handspiel im Viertelfinale der Europameisterschaft gezeigt wurde.
Musiala hat von Handszene „oft geträumt“
Jamal Musiala hatte Marc Cucurella in der Verlängerung beim Stand von 1:1 an die Hand geschossen, doch Schiedsrichter Anthony Taylor entschied sich gegen einen Strafstoß entschieden und trug so zum Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft bei. Musiala gestand unlängst im Interview mit Sport Bild: „Von der Handszene habe ich oft geträumt. Ich kann es nicht mehr ändern. Wenn es heute irgendwo zu sehen ist, klicke ich es immer weg – beispielsweise bei Instagram. Ich kann es nicht mehr sehen.“
Gegenüber der spanischen Sportzeitung Marca meldet sich nun Cucurella erneut zu Wort und gibt zu: „Er hat ganz klar meine Hand getroffen, man kann nicht sagen, dass es kein Strafstoß war.“ Er habe aber seine Hand „in einer ganz normalen Position“ gehabt. „Ich kann mir auch nicht die Hand abschneiden. Sie zeigt zum Boden und der Typ (Musiala, Anm. d. Red.) schießt und trifft meine Hand.“
Cucurella dachte sich: „Das war‘s, scheiß drauf“
Der Verteidiger des FC Chelsea könne die Kontroverse nachvollziehen und sagt: „Wenn es gegen uns gewesen wäre, hätte ich protestiert und gesagt, dass es ein Elfmeter war. Aber so ist der Fußball...“ Als Musiala mit dem Ball seine Hand traf, fürchtete Cucurella einen Pfiff Taylors: „Zu der Zeit hatte ich Angst. Ich dachte: ‚Das war‘s, scheiß drauf.‘“
Doch der Schiedsrichter, der „ganz nah bei mir“ stand, ließ weiterlaufen: „Ich sah ihn an und er sagte: ‚Nein, das war kein Elfmeter!‘“ Im Übrigen habe es seitens der UEFA „erst einen Monat zuvor“ die Erklärung gegeben, „dass diese Art von Handspiel kein Elfmeter ist. Ich sagte zu mir selbst: ‚Mal sehen, ob wir Glück haben...‘ Ich konnte sehen, dass sie nicht zum VAR gehen würden, dass nichts passieren würde. Ich bin damit durchgekommen.“
Dass Spanien sich nur dank dieser Szene gegen das DFB-Team durchsetzte und später Europameisterschaft wurde, verneint Cucurella: „Sie denken, dass sie deswegen ausgeschieden sind, aber es war noch viel Spielzeit übrig. Wir hätten auch sagen können, dass (Toni) Kroos einen Platzverweis hätte bekommen müssen.“ Der 26-Jährige bilanziert: „Am Ende, wenn man verliert, sucht man immer nach etwas, aber das ist Fußball und man kann nichts dagegen tun. Wenn es einmal passiert ist, ist es passiert. Sie haben sich darüber beschwert und das war‘s.“
UEFA gibt Fehlentscheidung zu
Im September räumte die UEFA einen Fehler ein; Musiala und seine Teamkollegen hätten nach Cucurellas Handspiel eigentlich einen Elfmeter zugesprochen bekommen müssen. Toni Kroos reagierte auf das Eingeständnis der UEFA mit bitterer Ironie. „Sie haben jetzt drei Monate gebraucht, um mitzubekommen, dass es Hand war, was fast alle eigentlich schon in der Sekunde geschafft haben“, kommentierte Kroos als Co-Kommentator der Icon League im September und stellte die Frage: „Darf ich mich jetzt im Nachgang Europameister nennen?“
In einem aktuellen Interview mit Sports Illustrated reflektierte Kroos erneut: „Das Spiel auf so eine Art und Weise zu verlieren, war einfach bitter.“ Man habe das Gefühl gehabt, „dass wir dieses Turnier gewinnen können. Dementsprechend sah es in der Kabine aus“, schilderte Kroos. Nach dem Ausscheiden bei der EM, der verpassten Chance auf den Titel und dem Ende seiner Karriere musste er erst einmal alles verarbeiten. „Das hat bei mir in den folgenden Tagen eine Leere hinterlassen“, offenbarte Kroos unlängst.