Eintracht Frankfurt hat sich in der feindlichen Umgebung von Besiktas Istanbul behauptet. Dieser Sieg stärkt sie für das bevorstehende Topspiel gegen den FC Bayern München.
Frankfurt - Wenn es vor der Saison bei den Analysen darum ging, welcher Trainer als erster fliegen könnte, dann fiel stets der Name von Dino Toppmöller. Eintracht Frankfurt hatte die Vorsaison zwar als Tabellensechster beendet. Die Vorstellungen aber waren oftmals mau, bei Teilen des Umfelds war der Geduldsfaden bereits gerissen. Allerspätestens nach dem 3:1-Erfolg im Europa League-Duell bei Besiktas Istanbul sind die schärfsten Kritiker zunächst verstummt. Die Hessen überzeugten erneut und blicken daher zuversichtlich auf das Spitzenspiel gegen den FC Bayern München (Sonntag/17.30 Uhr). fussball.news nennt vier Erkenntnisse.
1.) Omar Marmoush ist „on fire“
Omar Marmoush überzeugt seit seiner Ankunft im Sommer 2023 durchgängig als Torschütze und Vorlagengeber. So stark wie in diesen Wochen war der Ägypter in seiner Karriere bislang allerdings noch nicht. Er führt mit sechs Treffern die Torjägerliste der Bundesliga an. In Istanbul holte er den Elfmeter heraus, den er anschließend eiskalt verwandelt hat. Marmoush hat nach acht Pflichtspielen zwölf Scorerpunkte auf dem Konto. Toppmöller freute sich nach dem Triumph am Bosporus: „Über ihn rede ich nach jedem Spiel. Das ist aber auch gut so. Omar gibt unserem Spiel unheimlich viel.“ Ob ihn der FC Bayern stoppen kann? Beim denkwürdigen 5:1 am 9. Dezember 2023 war der Angreifer Torschütze und zweifacher Assistgeber.
2.) Kaua Santos hat Potenzial für mehr
Wenn ein Mensch das Leid von Torhütern kennt, dann ist es Oliver Kahn. Der frühere Schlussmann des FC Bayern hatte sich mit harter Arbeit nach ganz oben gekämpft. Er sagte einst: „Gerade als Torhüter ist es wichtig, die große Verantwortung anzunehmen, das Phänomen, Held oder Versager zu sein, zu akzeptieren, Fehler schnell zu verarbeiten und aus Niederlagen gestärkt hervorzugehen. Dieses Spannungsfeld in positive Energie umzuwandeln, ist die Kunst des Torhüters.“
Es liegt acht Tage zurück, da erlebte Kaua Santos einen bitteren Moment. Das Last-Minute-Remis gegen Viktoria Pilsen (3:3) ging auf seine Kappe, er ging beim Herauslaufen ins Risiko und verschätzte sich total. Wie würde der 21-Jährige damit umgehen, war die große Frage? Santos schüttelte sich. Der Brasilianer war beim 4:2-Erfolg in Kiel machtlos bei den Gegentreffern. Und dann folgte die Gala von Istanbul. Der gehaltene Elfmeter gegen Ciro Immobile, der wahrlich nicht schlecht geschlossen hatte, war die Krönung einer Leistung, die es in dieser Art und Weise lange nicht mehr gegeben hat. Daran ändert auch der Schönheitsfleck beim Gegentreffer nichts.
Toppmöller hatte bei allem Lob für Santos auch seinem derzeit verletzten Kapitän Kevin Trapp den Rücken gestärkt. Eine Torhüterdiskussion wird es in Frankfurt vorerst nicht geben. Doch der Trainer hat spätestens im fünften Pflichtspiel-Einsatz von Santos aufgezeigt bekommen, dass er sich auf den jungen Schlussmann verlassen kann. Er hat offenbar die dringend benötigte Mischung aus mentaler Stärke, Selbstvertrauen und Können. Sollte es bei Trapp bis zum Spiel gegen München nicht reichen, kann sich Santos erneut zeigen.
3.) Der ruhende Ball wird immer gefährlicher
Die Eintracht wusste, dass sie bei Besiktas nicht sonderlich viele Möglichkeiten bekommen wird. Umso wichtiger sind dann die Momente, wenn der Ball ruht. In Minute 22 sorgte eine sehenswerte Variante für den frühen Doppelschlag: Marmoush passte flach auf Mahmoud Dahoud, der auf Robin Koch flankte und dessen Kopfballhereingabe musste Junior Dina Ebimbe nur noch über die Linie drücken. „Diese Variante haben wir tatsächlich einstudiert. Nicht für das Spiel heute, aber das haben wir vor einer Woche im Training einstudiert. Es ist schön, dass es die Jungs im Kopf hatten und umsetzen konnten.“
Nach acht Pflichtspielen stehen bereits vier Tore infolge eines Eckballes oder Freistoßes auf dem Konto der Hessen. Zudem verwandelte Marmoush seine beiden Strafstöße sehr souverän. Dadurch werden die Frankfurter noch unberechenbarer und sie können so enge Partien in ihre Richtung lenken. Natürlich gibt es noch Luft nach oben, zu vielen Eckstößen fehlt noch die nötige die Präzision. Dennoch geht der Trend in die richtige Richtung.
4.) Eintracht kann sich „besser wechseln“
Wenn Toppmöller seine Joker zieht, dann wird es für den Gegner gefährlich. Auch in Istanbul brachten die Einwechselspieler frischen Wind. Ellyes Skhiri leitete den Angriff zum 3:0 prima ein, Ansgar Knauff schloss ab. Eine Woche zuvor war es im Duell bei Pilsen Junior Dina Ebimbe, der kurz nach seiner Einwechslung traf. Igor Matanovic erzielte in der ersten Pokalrunde in Braunschweig einen Treffer, Jean-Matteo Bahoya war sofort da und bereitete das 2:0 gegen Borussia Mönchengladbach vor.
Wenn die erste Garde platt ist, dann rücken die Herausforderer in den Mittelpunkt. Der Konkurrenzkampf bei der Eintracht ist groß, dem Trainer stehen viele Optionen zur Verfügung. Krösche stellte schon vor Wochen fest: „Wir konnten das Niveau der Mannschaft anheben. Jeder einzelne Spieler muss um seinen Platz kämpfen. Und wenn er spielt, dann muss er alles auf dem Platz lassen.“ Diese Botschaft ist angekommen bei den Profis. Die Eintracht ist daher gerüstet für das Match gegen Spitzenreiter FC Bayern München.