Unmittelbar vor EM-Beginn gewann die DFB-Elf knapp gegen Griechenland. Siegtorschütze war Pascal Groß. Alle Stimmen und Reaktionen zur Partie.
Mönchengladbach – In wenigen Tagen beginnt die langersehnte Fußball-EM in Deutschland! Langsam, aber sicher steigt die Spannung – und für die deutsche Nationalmannschaft der Druck. Am Freitagabend gelang ihr im letzten Test vor dem Turnier ein spätes Erfolgserlebnis. Das Freundschaftsspiel birgt nicht nur deswegen Brisanz.
Letzter DFB-Test vor der EM: Stimmen und Reaktionen zum Spiel gegen Griechenland
Nach dem 0:0 im Test gegen die Ukraine wartete mit Griechenland ein ähnlich unangenehmer Gegner auf die DFB-Elf. Nach einer starken ersten Halbzeit der Griechen lag Deutschland lange mit 0:1 zurück. Doch die Elf von Bundestrainer Julian Nagelsmann konnte die Partie drehen.
Kai Havertz erzielte wenige Minuten nach Beginn des zweiten Durchgangs den umjubelten Ausgleich. Und kurz vor Spielende traf Pascal Groß zum wichtigen Sieg, der dem deutschen Team Schwung für den EM-Auftakt gegen Schottland (am 14. Juni in München) geben dürfte. Nach der Partie äußerten sich die Beteiligten und ordneten die Leistung ein. Unter anderem ging es um Manuel Neuers Fehler vor dem Gegentreffer.
Wir fassen für Sie die Stimmen bei RTL rund um das Länderspiel zwischen Deutschland und Griechenland zusammen.
Manuel Neuer (deutscher Nationalspieler) nach dem Spiel über ...
... positive Erkenntnisse aus der Partie: „Die zweite Halbzeit. Wir haben gute Chancen herausgespielt, man hat gemerkt, dass wir das Spiel gewinnen wollen.“
... seinen Fehler vor dem Gegentor: „Da gehören immer mehrere dazu. Aber ich schaue jetzt auf mich und den hätte ich schon besser wegbringen müssen.“
... mögliche Baustellen in der Mannschaft: „Der Spielfluss in der ersten Halbzeit gegen eine defensive Mannschaft hat nicht so gepasst. Auch in der zweiten Halbzeit gab es Kontermöglichkeiten.“
... eine womöglich zu lässige Herangehensweise der DFB-Elf: „Wir nehmen es nicht zu leicht. Klar, sind jetzt neue Spieler dazugekommen. Aber das darf uns nicht passieren, das war die Generalprobe. Und die erste Halbzeit sollte nicht so sein in München.“
Ilkay Gündogan (DFB-Kapitän) nach dem Spiel über ...
... das, was man Positives aus dem Spiel hervorheben kann: „Es war buchstäblich ein Test. Ich glaube, in der ersten Halbzeit ohne Intensität und so ein bisschen träge. Dass wir da erstmal bestraft und heutzutage auch von jedem Gegner. Die Griechen haben es gut gemacht in der ersten Halbzeit, trotzdem ist das natürlich nicht unser Maßstab. Dementsprechend haben wir uns eins, zwei Szenen angeguckt in der Halbzeitpause und wollten auch mit einer Reaktion rauskommen und haben das, glaube ich, dann auch echt gut gemacht und auch am Ende, Gott sei Dank, noch das 2:1 erzielt und das Spiel gewonnen.“
... die Frage, ob der Bundestrainer in der Kabine etwas lauter geworden sei: „Ja, bisschen lauter geworden, aber eine Ansage gemacht auf jeden Fall und ja, ermahnt, dass das wirklich auch nächste Woche so eintreten kann, weil die Schotten auch Qualität haben und dementsprechend darf man sich so eine erste Halbzeit natürlich nicht erlauben. Aber wichtig ist auch, dass wir uns selbst gesagt haben, darauf zu reagieren, dass wir auch nochmal die Stimmung mitgenommen haben und gerade, wie gesagt, mit dem Tor nochmal auch die Zuschauer heute wirklich nach Hause schicken können. Denn wir brauchen die Unterstützung, wir brauchen so eine Atmosphäre, wie jetzt auch am Ende und auch nach dem Spiel. Das wird uns pushen und dementsprechend können wir das nur kreieren, wenn wir auch so spielen wie in der zweiten Halbzeit und das ist definitiv auch unser Maßstab.“
... die Frage, mit welchem Gefühl man jetzt in die EM startet: „Ich muss ehrlich sagen, es gibt keine Mannschaft, die man einfach mal so 3:0, 4:0 oder 5:0 schlägt und heutzutage kann jede Mannschaft mitspielen, jede europäische Mannschaft kann da mithalten, kann richtig gut verteidigen, diszipliniert sein und auch Fußball spielen mit dem Ball und dementsprechend glaube ich, dass sowohl das Ukraine-Spiel als auch heute, vor allem in der ersten Halbzeit, dass wir viele Lehren daraus ziehen können für das Turnier. Ich sehe es gar nicht so negativ, ehrlich gesagt. Ich sehe es so, dass es ein Lernprozess ist und jetzt haben wir noch eine Woche Zeit und zwei freie Tage, die jeder zu Hause verbringen kann. Aber am Montag geht es dann wieder los und die Sinne sind geschärft und dementsprechend wollen wir dann auch den Schwung, gerade der letzten Minuten, mitnehmen für nächsten Freitag.“
Julian Nagelsmann (deutscher Bundestrainer) nach dem Spiel über ...
... die Gründe für die unterschiedlichen Halbzeiten: „Eine Mischung aus mehreren Dingen. Wir haben in der ersten Halbzeit zum ersten Mal seit Langem viele Ballverluste gehabt. Das hat dann zu vielen Kontern geführt. In der zweiten Halbzeit hat es dann deutlich besser funktioniert. Die griechische Mannschaft kann befreit aufspielen und hatte keinen Druck. Der Sieg ist wichtig für die Gesamtstimmung, hat man auch im Stadion gemerkt.“
... Manuel Neuers Leistung und seinen Fehler vor dem 0:1: „Er hat nicht nur die zwei, sondern auch in der zweiten Halbzeit gut gehalten. Ich lasse keine Diskussion aufkommen. Der Schuss war minimal abgefälscht. Auch der Ball vorher darf nicht gespielt werden. Am Ende war es eine Fehlerkette. Wenn der Torwart noch beteiligt ist, gibt es ein Gegentor. Aber er hat dreimal gut gehalten, ich lasse keine Diskussion aufkommen.“
... den Ausgleichstreffer: „Wir haben über die Flügel gespielt und versucht, die Mitte zu öffnen. Die Box-Besetzung war auch gut. Wir hatten auch Glück, dass der Ball abgefälscht wird.“
... Leroy Sanés Leistung: „Wir wollten ihn heute mal 45 Minuten sehen. Er hat einmal hinten gut gerettet und jetzt auch keine Schmerzen, daher sind wir sehr zufrieden.“
... die Leistung der Einwechselspieler: „Alle Einwechselspieler haben es wirklich gut gemacht. Impulse von der Bank brauchen wir.“
... seine besondere Anweisung an Siegtorschütze Pascal Groß vor dessen Einwechslung: „Wir haben viele Flanken gespielt, aber der Rückraum war nie besetzt. Wir wollten daher von der Sechser-Position nachsetzen. Und so kannst du auch zweite Bälle gut abfangen. Es war ein sehr schönes und wichtiges Tor.“
... das DFB-Programm bis zum EM-Auftakt gegen Schottland: „Wir haben jetzt zwei Tage, wo die Jungs nochmal zur Familie können. Am Montag haben wir noch ein öffentliches Training. Dann bereiten wir uns intensiv auf Schottland vor. Und dann werden wir hoffentlich ein gutes Eröffnungsspiel in München machen.“
Lothar Matthäus (RTL-Experte und DFB-Rekordnationalspieler) nach dem Spiel ...
... über die Partie: „Ergebnis in Ordnung, in der letzten halben Stunde wollte die Mannschaft. Aber letztlich war es nicht das, was die Fans und Bundestrainer Julian Nagelsmann sich vorgestellt hatten.“
... die Gründe: „Die Basics waren nicht vorhanden. Alles, was dazu gehört, hat Deutschland schlecht gemacht. Dazu ein wiederholter persönlicher Fehler von Manuel Neuer. Nicht nur im DFB-Team, auch beim FC Bayern. Daher hat man auch die Diskussion vor dem Spiel gehabt, aber die gibt‘s jetzt auch erst recht nach dem Spiel. Aber ein Wechsel wäre jetzt vor dem Eröffnungsspiel nicht angebracht.“
... Ilkay Gündogans Reaktion auf die Leistung: „Das ist mir zu positiv. Als Kapitän muss er da auch das eine oder andere kritische Wort finden, gerade wegen der ersten Halbzeit. Die Zuschauer haben die Mannschaft mit Pfiffen verabschiedet.“
Toni Kroos (deutscher Nationalspieler) nach dem Spiel ...
... über die teilweise schwache Leistung: „Wir wussten, dass wir nicht so gut sind, wie wir im März gemacht worden sind. Aber auch nicht so schlecht, wie davor. Wir müssen ein gesundes Mittelding finden.“
... die Gründe: „Es war zu fehlerhaft. Die Aktionen waren zu unrund, dann sieht's natürlich nicht gut aus. In der zweiten Hälfte haben wir es besser gemacht.“
... über die Achse, die sich langsam herauskristallisiert: „Sollte so langsam, es geht ja bald los. Es war ja aber der Grund, dass der Trainer Dinge verändert hat, dass jeder seine Rolle kennt.“
Julian Nagelsmann (deutscher Bundestrainer) vor dem Spiel über ...
... den Kader und die Aufstellung gegen Griechenland: „Für mich gab es eigentlich kein Fragezeichen mehr. Wir haben uns nach Leistung ab März relativ früh festgelegt, mit einem starken Gerüst aus zehn Feldspielern plus Torwart plus x, also drei, vier Feldspielern. Wir haben noch Herausforderer dahinter, die im Training für Furore und Konkurrenz sorgen sollen. Jeder kennt seine Rolle. Wir planen auch mit drei, vier geplanten Wechslern, die das Spiel entscheiden können.“
... das Spiel gegen die Ukraine: „Wenn wir genügend gute Chancen haben, müssen wir einen (Treffer, Anm. d. Red.) machen, die Besetzung der Box muss besser werden. Das haben wir in der Woche nochmal trainiert. Es sind Nuancen, aber ich war insgesamt sehr zufrieden. Der Druck war sehr groß. Vor allem die 20 Minuten nach der Pause waren sehr gut, da fällt in den meisten Spielen ein Tor.“
... die Entscheidung, Alexander Nübel aus dem finalen EM-Kader zu streichen: „Es hat nichts mit der Leistung von Alex zu tun. Er hat sich sehr gut eingebracht. Er wird auch eine Zukunft beim DFB haben, solange ich im Amt bin. Am Ende haben wir so ein paar Unwägbarkeiten bei Leroy (Sané, Anm. d. Red.), wo wir nicht genau wissen, wie viel er toleriert, und darauf müssen wir reagieren. Auf der Torwartposition darfst du bei einer Verletzung nachnominieren, bei Feldspielern nicht. Wir mussten ein bisschen umdisponieren, und deswegen haben wir so entschieden und einen Feldspieler mehr dabei. Wir werden dann in den Trainingseinheiten, wenn wir einen vierten Torhüter brauchen, einen jungen Nachwuchstorwart dazu holen. Darüber müssen wir jetzt nicht sprechen, das ist jetzt der falsche Zeitpunkt.“
Lothar Matthäus (RTL-Experte und DFB-Rekordnationalspieler) vor dem Spiel über ...
... den deutschen Kader: „Die Achse gefällt mir, es sind wichtige Spieler dabei. Das war bei uns 1990 (WM-Sieg, Anm. d. Red.) auch so. Es gibt den Spielern Sicherheit, wenn Julian das öffentlich kundtut. Natürlich ist der eine oder andere taktisch auswechselbar, wie ein Sané oder Kroos. Diese Mannschaft bringt alles mit: Erfahrung, Achse, Qualität, Jugendlichkeit, Schlitzohrigkeit mit Wirtz und Musiala, also: tolle Zusammenstellung.“
... das griechische Team, das 2004 Europameister wurde: „Nicht so stark wie 2004. Spaß beiseite: Für Griechenland geht es heute um nichts, Deutschland will sich mit einem guten Ergebnis auf die EM einstimmen. Jeder will sich weiterhin empfehlen. Deswegen wird Deutschland das Spiel wohl ein bisschen ernster nehmen als der Gast aus Griechenland.“ (wuc)