Die Entscheidungen des Schiedsrichters Dr. Felix Brych bei der Niederlage gegen Leverkusen haben Eintracht Frankfurt verärgert. Knut Kircher, der Leiter der Schiedsrichter, gibt seine Meinung dazu.
Frankfurt - Das Topspiel zwischen Bayer 04 Leverkusen und Eintracht Frankfurt hat die Gemüter erhitzt. Tief in der Nachspielzeit eröffnete sich plötzlich die Riesenchance zum 2:2 für die Hessen. Nach einem Rückpass von Aleix Garcia wollte Schlussmann Lukas Hradecky in höchster Not klären und traf Jonathan Tah. Das Leder drehte ab in Richtung Gehäuse und hüpfte nur noch wenige Meter vor dem leeren Gehäuse auf dem Rasen auf. Hugo Ekitiké stieg zum Kopfball hoch - und wurde von Tah in die Seite gestoßen und verlor sein Gleichgewicht.
Brych pfeift keinen Elfmeter für die Eintracht
Die Pfeife von Schiedsrichter Dr. Felix Brych blieb allerdings stumm, es blieb bei der 1:2-Niederlage. Die Protagonisten bei der Eintracht blieben fassungslos zurück. Trainer Dino Toppmöller sagte messerscharf: „Ich bin zufrieden mit der Leistung meines Teams gegen eine sehr starke Leverkusener Mannschaft. Leider war der Schiedsrichter nicht auf dem Niveau beider Mannschaften.“ Sky-Experte Erik Meijer stimmte ihm zu: „Wenn du zum Kopfball springst und einen kleinen Push in den Rücken bekommst, dann bist du aus dem Gleichgewicht. In zehn von zehn Fällen köpft er das Ding ohne Körperkontakt rein.“
Die Diskussionen setzten sich im Doppelpass auf Sport1 fort. Steffen Effenberg analysierte: „Für mich ist das ein Elfmeter. Tah schiebt Ekitiké an einem gewissen Punkt weg. Er geht zum Kopfball hoch und wird weggedrückt. Das ist ein Schubser, der ihn daran hindert, das Tor zu erzielen.“ Der ehemalige Profi fragte: „Warum greift da nicht der VAR ein? Er hat die Bilder dieser Szene. Hier liegt wahrscheinlich der Fehler.“
Kircher sieht die Entscheidung noch im „Ermessensspielraum“
Der neue Schiedsrichterboss Knut Kircher nahm Brych in Schutz: „Felix steht hinten und hat eine klare Sichtweise. Das übermittelt er nach Köln. Für mich ist das ein Anlegen des Armes und kein Stoßen von Tah.“ Kircher betonte: „Wo ist momentan die Eingriffsschwelle? Der VAR greift nur dann ein, wenn er andere Bilder hat. Die Information, die er vom Schiedsrichter erhält, deutet er mit den Bildern, die er hat. Diese Bilder bringen nichts anderes zutage.“
Effenberg hakte nach: „Aber der VAR muss doch erkennen, dass es kein sauberer Zweikampf war und er nur die Torchance verhindern wollte. Deshalb muss der VAR doch eingreifen und ihm sagen, dass er sich das anschauen muss.“ Kommentator Wolff Christoph Fuss warf ein: „So wird der VAR doch ad absurdum geführt. Brych trifft seine Entscheidung und wird dann alleine gelassen.“
„Das war kein Fehler von Brych“
Kircher wiederum blieb dabei, dass diese Entscheidung im „Ermessensspielraum des Schiedsrichters“ liege: „Es gibt nicht immer falsch oder richtig, schwarz oder weiß. Manche Situationen liegen im Ermessen des Schiedsrichters.“ Kircher stellte klar: „Das war kein Fehler von Felix Brych.“ Ob die Diskussionen nach diesen Erklärungsversuchen verstummen, bleibt offen. Der Begriff „Ermessensspielraum“ ist allerdings einer, der zu viel Definitionsspielraum lässt.