Saint-Denis - Robert Lewandowski kennt die deutsche Mannschaft bestens, umgekehrt ist das ähnlich. Es geht um viel, deshalb bleibt auch Lewys Mutter zuhause.
Voller Ungeduld fiebert Robert Lewandowski dem intimen EM-Rendezvous mit dem deutschen Weltmeister entgegen. Geheimnisse zwischen dem Kapitän der Polen und der Mannschaft um seine Bayern-Kumpels Manuel Neuer, Jérôme Boateng oder Thomas Müller gibt es schon lange keine mehr. „Die kennen mich auch sehr gut, wir kennen uns sehr gut. Deutschland hat auf jeder Position super Spieler mit großer Qualität. Egal wer spielt, auf jeder Position ist bestimmt ein super Spieler mit super Technik“, sagte der Torschützenkönig des FC Bayern München vor dem mit Hochspannung erwarteten Gruppengipfel am Donnerstag (21.00 Uhr) im Stade de France.
Nicht mit dabei ist Lewandowskis Mutter. Sie sagte zum polnischen Rundfunk: "Ich bleibe in Warschau. Wenn ich bei der EM wäre, hätte Robert Angst bei all dem, was da in Frankreich los ist. Er muss aber einen klaren Kopf haben, um gut zu spielen." Terror-Angst auch im Hause Lewandowski.
Lewy schaltet beim Golf ab
Abschalten kann der polnische Kapitän im malerischen La Baule an der Atlantikküste beim Golfspielen. Nach ihrem ersten EM-Sieg ist eine Riesenlast von den mit hohen Erwartungen in die Endrunde gestarteten Polen abgefallen. Lewandowski & Co. wollen unbedingt das Kunststück aus dem Oktober 2014 wiederholen, als der übermächtig scheinende deutsche Nachbar erstmals bezwungen wurde.
„Wir wissen, wie stark Deutschland in diesem Moment ist“, betonte der 27 Jahre alte Ausnahmestürmer vor dem EM-Risikospiel. „Alles kann in diesem Turnier passieren. Wir müssen wirklich ruhig bleiben. Selbstbewusstsein wäre auch sehr wichtig für uns, dass wir in diesem Spiel ohne Angst, ohne Stress spielen können. Wenn wir eine Chance bekommen, können wir etwas schaffen.“
EM 2016: Szczesny angeschlagen
Ob es Torwart Wojciech Szczesny zum Deutschland-Spiel schafft, bleibt höchst fraglich. „Die Verletzung ist ziemlich ernst“, sagte Polens Assistenztrainer Bogdan Zajac. Szczesny, der beim einzigen polnischen Sieg über den DFB eine Klasseleistung bot, hatte sich gegen die Nordiren am Oberschenkel verletzt. Der erste Ersatz für den Roma-Keeper dürfte Lukasz Fabianski von Swansea City sein, der auch die letzten sechs Qualifikationsspiele bestritten hatte.
Vor allem auf vier Spieler mit langer Deutschland-Erfahrung wird Nationalcoach Adam Nawalka setzen. Neben Lewandowski noch Sturmpartner Arkadiusz Milik (früher Bayer Leverkusen und FC Augsburg) sowie Lukasz Piszczek (Borussia Dortmund) und Jakub Blaszczykowski, der nach seiner Ausleihe von der Borussia an den AC Florenz aber auch in der Toskana nicht regelmäßig spielte.
BVB-Spieler Piszczek: Nach K.o.-Runde ist alles drin
Gegen Nordirland waren Piszczek und Blaszczykowski Aktivposten. „Wenn Polen in die K.o.-Runde kommt, ist viel möglich“, sagte Piszczek dem TV-Sender Polsat. „Wir haben dann die Hoffnung, dass wir noch mehr erreichen können.“ Es sei aber wichtig, „sehr ruhig“ zu bleiben. Verbandsboss Zbigniew Boniek sieht das genauso. „Wir wollen keine großen Töne spucken, sondern nur an das nächste Spiel denken“, sagte der frühere Nationalspieler.
Vor allem Bayern-Star Lewandowski wird sich besonders in der Pflicht sehen. „Die polnischen Spieler müssen sich zeigen, sie wollen sich zeigen. Es geht um's Prestige, vor allem für Lewandowski. Er war zweimal Bundesligatorschützenkönig, hat für Dortmund gestürmt, spielt jetzt für Bayern München, er will sich präsentieren“, erklärte der frühere polnische Nationalspieler Tomasz Hajto im Interview der Deutschen Presse-Agentur. „Er will auch seinem Land etwas beweisen. Für die Psyche von Robert ist das ein sehr wichtiges Spiel. Und für Polen ist es eine Probe, wie weit die Mannschaft wirklich ist.“ Das Rendezvous mit dem Weltmeister wird es zeigen.
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dpa