Vor EM-Finale: England-Verband trifft offenbar Entscheidung über Southgate

Gareth Southgate führt England ins EM-Finale, doch seine passive Spielweise stößt auf Kritik. Wie plant der Verband mit dem Coach?

München – Die englische Nationalmannschaft hat es überraschend zum zweiten Mal hintereinander ins EM-Finale geschafft. Nach einem knappen Sieg gegen die Slowakei im Achtelfinale (2:1, n.V.), einem Triumph über die Schweiz im Viertelfinale durch Elfmeterschießen (6:4, n.E.) und einem Sieg gegen die Niederlande im Halbfinale (2:1) kämpfen die Three Lions erneut um den begehrten Pokal.

England-Verband will Southgate offenbar halten

Vor drei Jahren mussten sich die Engländer im Finale gegen Italien geschlagen geben. Nun stehen sie erneut im Endspiel, diesmal in Berlin, mit den bisher ungeschlagenen Spaniern als klaren Favoriten. Laut einem Bericht der britischen Tageszeitung The Telegraph soll das Ergebnis des Spiels jedoch keinen Einfluss auf die Zukunft des Nationaltrainers Gareth Southgate haben.

Es wird berichtet, dass der englische Fußballverband (FA) plant, Southgates Vertrag zu verlängern. Das Ziel sei, den 53-Jährigen bis zur Weltmeisterschaft 2026 im Amt zu behalten. Mit dem ersten Finaleinzug in einem Turnier auf ausländischem Boden hat Southgate Geschichte geschrieben, die EM werde daher als Erfolg gewertet.

Auch der italienische Transfer-Experte Fabrizio Romano hat über die Pläne für eine Vertragsverlängerung berichtet. Erste Gespräche sollen bereits stattgefunden haben, um das Vertrauen in Southgate zu bekräftigen, dessen Kontrakt im Dezember ausläuft.

Große Kritik an Southgate - unter anderem von Christoph Kramer

Seit September 2016 ist Southgate Trainer der Three Lions und hat sich erstmals bei der Weltmeisterschaft 2018 mit dem Einzug ins Halbfinale einen Namen gemacht. Unter seiner Führung ist die mit Stars besetzte Mannschaft jedoch durch eine eher zurückhaltende und passive Spielweise aufgefallen, die zwar bei Turnieren zum Erfolg führt, das Potenzial der Spieler aber kaum ausschöpft.

Christoph Kramer, Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach und ZDF-Experte bei der Europameisterschaft, hat während des Turniers regelmäßig Kritik an Southgate geäußert. „Normalerweise hast du als Trainer eine klare Idee und wenn die nicht klappt, rastest du aus. Du versuchst, deinen Spielern etwas mitzugeben. Das macht Southgate gar nicht“, sagte Kramer nach dem letzten Gruppenspiel der Engländer gegen Slowenien (0:0). „Das finde ich so komisch. Er lässt diese Weltklasse-Mannschaft einfach spielen.“

Im Podcast „Phrasenmäher“ der Bild-Zeitung wiederholte Kramer seine Kritik: „Ich denke jedes Mal, wenn ich die Engländer unter Gareth Southgate sehe: ‚Was macht Ihr denn da?‘ Ich verstehe nicht, wie man mit so einem unglaublichen Spielermaterial die eigenen Stärken nicht nutzen kann.“

Southgate: „Wenn wir nicht gewinnen...“

Ob Southgate selbst eine Fortsetzung seiner Amtszeit anstrebt, ist unklar. Vor Beginn des Turniers hatte er in einem Interview mit der Bild-Zeitung angedeutet, dass er möglicherweise nicht mehr Trainer sein wird, sollte England den Titel nicht gewinnen.

„Wenn wir nicht gewinnen, werde ich wahrscheinlich nicht mehr hier sein. Dann war es vielleicht die letzte Chance“, sagte Southgate. Er fügte hinzu: „Ich bin jetzt fast acht Jahre hier, und wir sind nah dran gewesen. Ich weiß also, dass man sich nicht ständig vor die Öffentlichkeit stellen und sagen kann: ‚Bitte noch ein bisschen mehr‘, denn irgendwann verlieren die Leute den Glauben an deine Botschaft.“

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