Gareth Southgates Vertrag als englischer Nationaltrainer läuft aus. Der Verband soll vor dem EM-Finale eine wegweisende Entscheidung gefällt haben.
München – Nach der Gruppenphase haben vermutlich die wenigsten Experten mit dieser Entwicklung gerechnet, aber England steht zum zweiten Mal in Folge im EM-Finale. Den Three Lions gelang im Achtelfinale gegen die Slowakei die späte Kehrtwende (2:1, n.V.), im Viertelfinale ein Triumph über die Schweiz im Elfmeterschießen (6:4, n.E.) und im Halbfinale gegen die Niederlande (2:1) der erste Sieg nach 90 Minuten seit dem ersten Gruppenspiel gegen Serbien (1:0).
England-Verband plant offenbar Verlängerung mit Southgate
Vor drei Jahren verlor England das Finale im Wembley-Stadion gegen Italien, indes gelten vor dem Endspiel in Berlin am Sonntag die bisher makellosen Spanier als klarer Favorit. Der Ausgang der Partie soll allerdings keinen Einfluss auf die Zukunft von Nationaltrainer Gareth Southgate haben, wie The Telegraph berichtet.
Der britischen Tageszeitung zufolge soll der englische Fußballverband (FA) die Entscheidung getroffen haben, den zum Jahresende auslaufenden Vertrag von Southgate zu verlängern. Der Plan laute, den Coach bis zur Weltmeisterschaft 2026 im Amt zu halten. Mit dem ersten Finaleinzug in einem Turnier auf ausländischem Boden habe Southgate Geschichte geschrieben, die EM werde daher als Erfolg verbucht.
FA insist on Gareth Southgate to stay, they want him to be England's manager regardless of the outcome in the Euros final vs Spain.
— Fabrizio Romano (@FabrizioRomano) July 12, 2024
Internal talks already took place to confirm total confidence in Southgate. pic.twitter.com/71ihPQX8Jw
Auch der italienische Transfer-Insider Fabrizio Romano will vom Bestreben einer Vertragsverlängerung erfahren haben. Demnach hätten schon erste Gespräche stattgefunden, um das Vertrauen in Southgate zu untermauern.
Kramer kritisierte Southgate deutlich
Der 53-Jährige trainiert seit September 2016 die Three Lions und machte mit dem Halbfinaleinzug bei der Weltmeisterschaft 2018 erstmals auf sich aufmerksam. Unter seiner Leitung fiel die mit vielen Stars gespickte Mannschaft jedoch zunehmend durch eine biedere und passive Spielweise auf, die bei Turnieren zwar zum Erfolg führt, das Potenzial der Spieler aber nur im Ansatz aufblitzen lässt.
Mittelfeldspieler Christoph Kramer von Borussia Mönchengladbach hat in seiner Rolle als ZDF-Experte bei der Europameisterschaft regelmäßig Kritik an Southgate geübt. „Normalerweise hast du als Trainer eine klare Idee und wenn die nicht klappt, rastest du aus. Du versuchst, deinen Spielern etwas mitzugeben. Das macht Southgate gar nicht“, sagte Kramer nach dem letzten Gruppenspiel der Engländer gegen Slowenien (0:0). „Das finde ich so komisch. Er lässt diese Weltklasse-Mannschaft einfach spielen.“
Kurze Zeit später erneuerte Kramer im Podcast „Phrasenmäher“ der Bild-Zeitung seine Kritik: „Ich denke jedes Mal, wenn ich die Engländer unter Gareth Southgate sehe: ‚Was macht Ihr denn da?‘ Ich verstehe nicht, wie man mit so einem unglaublichen Spielermaterial die eigenen Stärken nicht nutzen kann.“
Southgate deutete Abschied nach EM an
Ob Southgate eine Fortsetzung seiner Amtszeit anstrebt, ist indes offen. Vor Turnierbeginn hatte der Coach in einem Interview mit der Bild-Zeitung davon gesprochen, nicht mehr an der Seitenlinie zu stehen, wenn England den Titelgewinn verpassen sollte.
„Wenn wir nicht gewinnen, werde ich wahrscheinlich nicht mehr hier sein. Dann war es vielleicht die letzte Chance“, sagte Southgate und betonte: „Ich bin jetzt fast acht Jahre hier, und wir sind nah dran gewesen. Ich weiß also, dass man sich nicht ständig vor die Öffentlichkeit stellen und sagen kann: ‚Bitte noch ein bisschen mehr‘, denn irgendwann verlieren die Leute den Glauben an deine Botschaft.“