Brancheninsider: „Maulkorb“ für Profis an der Tagesordnung – Müller ein Sonderfall?

Ist Thomas Müller einer von wenigen, die ihre eigene Meinung kundtun? Brancheninsider diskutieren und nennen die Risiken, wenn Profis sagen, was sie denken.

München – Es ist unbestreitbar, dass sich der Profifußball im Laufe der Jahre verändert hat. Eine häufig geäußerte Kritik ist, dass Profis in Interviews oft nur noch Plattitüden von sich geben. Wenn ein Spieler jedoch seine ehrliche Meinung äußert, kann dies unmittelbare Folgen haben, wie im Fall von Timo Baumgartl vom FC Schalke 04.

Experten debattieren über bedenklichen Trend im Fußball

Baumgartl wurde von seinem Verein suspendiert, nachdem er die Taktik des damaligen S04-Trainers Thomas Reis in einem Interview mit Sky kritisiert hatte. Dies geschah wohl nicht zuletzt auch aufgrund des Drucks der Medien. Fabian Dingler, Berater bei der Agentur CN-Sports von Ex-Bayern-Manager Christian Nerlinger, erläutert in der Sendung „Skillers Spotlight“ von fussball.news: „Das geht alles mittlerweile sehr schnell, weil der Druck von außen kommt, weil die dann sagen: ‚Hey, ihr müsst den in die U23 packen.‘“

Gregor von Westphalen, „Head of Marketing“ der in München ansässigen Skillers.Academy, lobt daher Profis wie Thomas Müller. „Ich schätze so Spieler wert, die einfach mal sagen, was sie denken und auch Spaß haben in den Interviews“, so von Westphalen. Müller, der seit Jahren beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft spielt, gehöre laut von Westphalen genau zu dieser Art von Spielern.

Matthias Strohmaier, Gründer der Skillers.Academy und ehemaliger Spieler beim FC Bayern, weist jedoch darauf hin, dass Müller einfach „diesen Stellenwert“ habe, „dass er 34 Jahre alt ist, Weltmeister ist und unzählige Male die Meisterschaft gewonnen hat“. Daher dürfe Müller auch seine Meinung äußern, so Strohmaier – „aber Spieler, die nach oben kommen, denen wird alles verboten.“ Heißt: Ihnen wird eine Art „Maulkorb“ verpasst.

Ein warnendes Beispiel: Talent Brunner von Borussia Dortmund

Billy-Bob Bracher, Torwart bei der U19 der SpVgg Unterhaching, ist der Meinung, dass junge Spieler wie er selbst „nicht so viele Freiheiten“ hätten: „Du musst aufpassen, was du sagst, sonst landest du auf der ersten Seite der Bild. Das willst du auch nicht.“ Daher wähle auch Bracher seine Worte sorgfältig.

Strohmaier betrachtet diese Entwicklung mit Sorge und führt Paris Brunner von Borussia Dortmund als warnendes Beispiel an. Der 18-Jährige wurde im Frühjahr beim BVB aus disziplinarischen Gründen suspendiert und wartet noch immer auf seinen ersten Profieinsatz. „Der ist jung, der kriegt dann keine Einsätze nach oben. Es ist ja klar, dass du dann diese Typen nicht mehr entwickelst“, sagt Strohmaier. „So verbietest du die Entwicklung, dass du charakterstarke Typen entwickelst.“

Bleibt Thomas Müller also eine Ausnahme? Er scheint zumindest einer von wenigen zu sein, die ihre Meinung frei äußern – wohl auch, da er sich diesen Status über die Jahre erarbeitet hat.

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