Nach den Verletzungen von Niklas Süle und Lucas Hernandez plagen den FC Bayern Abwehr-Probleme. Wie reagiert Niko Kovac auf die dezimierte Defensive?
München - Personell war es eine gebrauchte Woche für den FC Bayern. Neben der schwierigen sportlichen Lage, die durch das 2:2 gegen den FC Augsburg verschlimmert und durch den glücklichen 3:2-Sieg bei Olympiakos Piräus nur unwesentlich entschärft wurde, trübten zwei Verletzungen das Stimmungsbild an der Säbener Straße.
Zuerst verletzte sich Niklas Süle im Spiel gegen den FCA schwer und musste sofort ausgewechselt werden. Der erste Verdacht lautete Kreuzbandriss und bestätigte sich wenig später. Das vermutliche Saisonaus des 24-Jährigen betrifft nicht nur den FC Bayern, sondern auch die deutsche Nationalmannschaft, bei der viele auf die Rückkehr eines 2014er-Weltmeisters drängen.
Im Champions-League-Duell mit Olympiakos Piräus verschärfte sich die ohnehin angespannte Personallage in der Abwehr noch einmal. Nach einem Pass sank Lucas Hernandez zu Boden und hielt sich das Sprunggelenk. Bei ihm wurde später eine Teilruptur des Innenbandes festgestellt, die operiert werden muss und das Fußballjahr 2019 für den französischen Weltmeister mutmaßlich beendet.
FC Bayern im Verletzungspech: Wie baut Niko Kovac seine Abwehr um?
Für Niko Kovac bedeutet das, dass er kurz- und mittelfristig seine Abwehr neu organisieren muss. Mitten in der neuerlichen Herbstkrise, die auch seinen Job bedroht, kommen diese Probleme für den Trainer natürlich zur absoluten Unzeit.
Mit Jerome Boateng und Benajmin Pavard stehen ihm lediglich noch zwei etatmäßige Innenverteidiger zur Verfügung. Beim Weltmeister von 2014 wurde im Sommer mehrfach über einen Abgang spekuliert, der aber nicht zustande kam. Trotz Beraterwechsel scheint ein Transfer von Boateng, über den tz.de* berichtete, im Winter ausgeschlossen, weil die Personallage beim FC Bayern einen solchen nicht zulässt.
Auch Javi Martinez, der auf der Sechserposition zuletzt nicht mehr gefragt war, weil dort entweder Thiago, Joshua Kimmich oder Corentin Tolisso aufliefen, ist eine Alternative für die Innenverteidigung. Uli Hoeneß lobte den Spanier erst kürzlich überschwänglich. Eine mögliche Rückkehr von Javi Martinez zu Athletic Bilbao, über die tz.de* berichtete, kam im Sommer nicht zustande.
Eine weitere Möglichkeit heißt Lars Lukas Mai, über den tz.de* berichtete. Der talentierte Youngster unterschrieb 2018 einen Profivertrag und kam kurz vor Saisonende zu seinen ersten beiden Einsätzen in der Bundesliga. Unter Niko Kovac reichte es aber bisher noch nicht zu Minuten bei den Bayern-Profis.
Trotz Hoeneß-Dementi: FC Bayern könnte im Winter auf dem Transfermarkt zuschlagen
Auch wenn Uli Hoeneß Transfers am Montag nach der schweren Verletzung von Niklas Süle noch ausschloss, könnte der FC Bayern im Winter aktiv werden. Die ersten Namen, die auf dem Zettel des deutschen Rekordmeisters stehen sollen, wurden schon bekannt.
Eine Spur führt zu einem amtierenden Weltmeister, der sein Geld aktuell beim FC Barcelona verdient. Das vermeldet tz.de*. Samuel Umtiti ist im Moment nur Innenverteidiger Nummer drei hinter Gerard Pique und Landsmann Clement Lenglet. Nach einer hartnäckigen Fußverletzung feierte der 25-Jährige am 19. Oktober sein Saisondebüt beim 3:0-Erfolg der Katalanen bei SD Eibar.
Im Frühjahr wurde über einen Wechsel von Dayot Upamecano spekuliert (Link zu tz.de*). Der Leipziger soll eine 100 Millionen Euro schwere Ausstiegsklausel haben, die aber wohl bei einem Transfer verhandelbar wäre. Ist der junge Franzose die Lösung der FCB-Probleme in der Abwehr?
Niklas Stark*, der kürzlich sein Debüt in der Nationalmannschaft kurzfristig verpasste, ist ein Name, den man im Zusammenhang mit den Bayern ebenfalls schon gehört hat. Jung, deutsch, talentiert - auf all diese Attribute legt der Rekordmeister bei Transfers oftmals wert. Ob die Münchner bei Stark zuschlagen? Er wäre bei einem Marktwert von 20 Millionen Euro wohl eine eher preiswerte Lösung.
Video: Nach Süle-Ausfall: Bayern auch einige Wochen ohne Hernandez
FC Bayern: Wildert der Rekordmeister bei Juventus Turin?
Ein anderes Kaliber wäre Leonardo Bonucci* von Juventus Turin. Er soll im Sommer bereits ins Blickfeld des FC Bayern gerückt sein und wäre einer aus der Kategorie Soforthilfe. Langfristig könnte man in München aber wohl nicht mit dem 32-Jährigen planen, der obendrein nicht ganz billig wäre.
Im Piemont hat Bonucci einen bekannten Teamkollegen: Die Transfersaga um Matthijs de Ligt* begleitete den FC Bayern fast über die gesamte vergangene Saison. Nachdem sich der Transfer lange zwischen Bayern und Barcelona entscheiden sollte, landete der Niederländer bei Juventus Turin, das dafür 70 Millionen Euro hinlegte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat er sich bei Juve etabliert. Dass die Bayern ihn dort loseisen können, ist eher unwahrscheinlich.
Zum einen stellt de Ligt die Zukunft der Innenverteidigung beim italienischen Rekordchampion dar. Zum anderen fehlt Kapitän Giorgio Chiellini noch mindestens bis zum Frühjahr mit einem Kreuzbandriss, so dass Juve wohl weder de Ligt noch Bonucci abgeben möchte. Ein echter Coup wäre eine de-Ligt-Verpflichtung aber allemal.
FC Bayern: Youngster im Fokus - oder kommt Hummels zurück?
Ein echtes Husarenstück wäre ein anderer Transfer, über den wild spekuliert wurde. Erst im Sommer verließ Mats Hummels den FC Bayern in Richtung Dortmund* und fühlt sich dort offenbar sehr wohl. Dennoch gibt es leise Gerüchte, die eine mögliche Rückkehr nach München andeuten. Trotz geringer Wahrscheinlichkeit: Dieser Transfer würde ein Beben in Fußball-Deutschland auslösen. Allerdings könnte er wohl nur zustande kommen, wenn Niko Kovac nicht mehr auf der Bayern-Bank sitzt. Kandidaten für eine mögliche Nachfolge gibt es jedenfalls schon.
Ebenfalls im Ruhrgebiet landete im Sommer Ozan Kabak, wie tz.de* berichtete. Der talentierte Türke wollte den VfB Stuttgart nach dessen Bundesliga-Abstieg unbedingt verlassen, heuerte aber beim FC Schalke 04 an und nicht bei den Bayern. Im Pott bekommt der Youngster aber bislang kein Bein auf den Boden und steht nach acht Bundesliga-Spieltagen bei ganzen acht Einsatzminuten. Möglicherweise macht es der FCB wie bei Sommertransfer Michael Cuisance und verpflichtet ihn gerade deshalb.
Wohl eher keine Alternative ist der junge Niederländer Sepp van den Berg, den Sportdirektor Hasan Salihamidzic laut tz.de* bis zuletzt von einem Bayern-Wechsel überzeugen wollte. Stattdessen ging der 17-Jährige zum FC Liverpool, wo er aktuell meist in der zweiten Mannschaft zu Einsätzen kommt. Er soll wohl behutsam aufgebaut werden.
FC Bayern: Verletzungen sorgen auch für Engpass auf anderer Position
Auch anderweitig ergeben die Verletzungen Probleme im Bayern-Kader. Kimmich wird wohl häufiger rechts hinten spielen als zuletzt, während Martinez eine brandheiße Alternative für die Innenverteidigung darstellt. Mit Thiago, Tolisso und dem gerade von einer OP zurückgekehrten Leon Goretzka hätte der FC Bayern plötzlich nur noch drei Spieler für die beiden Sechserpositionen zur Verfügung.
Dass die Roten deshalb im Winter auf dem Transfermarkt zuschlagen, ist dennoch keineswegs sicher. Hernandez sollte bei normalem Heilungsverlauf zur Rückrunde wieder angreifen können und das Lazarett verlassen. Ein Risiko wäre es trotzdem, den ohnehin kleinen Kader in der Transferperiode II unverändert zu lassen.
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