Welche Folgen das Festhalten an Eintracht-Trainer Toppmöller hat

Eintracht Frankfurt wird mit Trainer Dino Toppmöller in die neue Saison gehen. Die Entscheidung von Sportvorstand Markus Krösche ist klar, aber riskant.

Frankfurt – Am vergangenen Mittwochvormittag hat Eintracht Frankfurt Klarheit geschaffen: Dino Toppmöller bleibt auch für die Saison 2024/25 Trainer der Hessen. Sportvorstand Markus Krösche hat sich bei der Abschiedsreise von Legende Makoto Hasebe in Tokyo die nötige Zeit für die Reflexion der abgelaufenen Spielzeit genommen. Nach der Rückkehr gab es das finale Gespräch mit Toppmöller. Krösche wartete auch nicht mehr den Ausgang des Champions-League-Finales zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid am Samstagabend ab.

Es gibt Gründe, warum der Eintracht-Macher an Toppmöller festhält. Trotz aller Widrigkeiten hat er am Ende den sechsten Rang erreicht – besser waren die Frankfurter in den vergangenen 30 Jahren nur zwei-mal (in den Saison 1993/94 und 2020/21 jeweils fünfter Platz). Krösche hatte sich vor einem Jahr bewusst dafür entschieden, einen jungen und noch unerfahrenen Trainer zu installieren. Er hat Toppmöller den groß angelegten Umbruch in einer Saison mit Dreifachbelastung anvertraut. Und der hat vor allem mit dem Einbau vieler junger Spieler Pluspunkte sammeln können. Mit Elias Baum, Nacho Ferri und Marko Mladenovic feierten Eigengewächse ihr Bundesligadebüt. Da zugleich vor allem dem etatmäßigen Kapitän Sebastian Rode das Verletzungspech gnadenlos zugeschlagen hat, fehlte ein Leader und Unterschiedsspieler. Das war bei der Suche nach einer neuen Achse nur äußerst schwer zu verkraften.

Hinzu kamen Fehler von Krösche auf dem Transfermarkt. Im Sommer gab es keinen Ersatz für Randal Kolo Muani, der Last-Minute zu Paris Saint-Germain wechselte. Und im Winter verletzte sich Wandstürmer Saša Kalajdžić schon nach wenigen Wochen. Es lief nicht alles rund bei dem Versuch, die Leistungsträger Kolo Muani, Jesper Lindstrøm, Djibril Sow, Daichi Kamada und Evan Ndicka zu ersetzen und die Art und Weise des Fußballs zu verändern. Gelingt es Toppmöller in seinem zweiten Jahr bei den Frankfurtern, die Zweifel an seiner Arbeit zu beseitigen und vor allem in den Pokalwettbewerben (frühes Aus in DFB-Pokal und Conference League) besser abzuschneiden? fussball.news erklärt, was diese Krösche-Entscheidung bedeutet.

1.) Schwächephase in den Testspielen ist verboten

In der vergangenen Saison war die Unruhe im Umfeld schon zu Beginn der Vorbereitung im Juli sehr groß. Die Eintracht startete unter Toppmöller mit peinlichen Testspielpleiten bei den Regionalligisten TSV Steinbach Haiger (1:2) und SG Barockstadt Fulda-Lehnerz (2:3). Schnell gab es Zweifel, die der Nachfolger des zuvor sehr erfolgreichen und beliebten Oliver Glasner im Laufe der Saison nie ganz beseitigen konnte. Diesmal sind solche Niederlagen schon vor Beginn der Pflichtspiel-Saison verboten. Auf der anstehenden Vorbereitungstour in den USA (22. Juli bis 3. August) werden die Augen auf die Partien gegen den mexikanischen Erstligisten FC Juárez und Gastgeber Louisville City FC gerichtet sein. Es wird eine Gratwanderung für den Eintracht-Trainer. Ausprobieren? Ja! Die Resultate ausblenden? Nein! Toppmöller ist gefordert, die richtige Balance zu finden. Nur bei passenden Ergebnissen und einer verbesserten Spielweise bleibt es ruhig im Eintracht-Umfeld – dies gilt auch schon für die Testkicks.

2.) Fan-Umfeld bleibt skeptisch

Es wäre fatal, die Skeptiker und Kritiker nur auf einzelne User in den sozialen Netzwerken zu reduzieren. Auch bei vielen Gesprächen, die fussball.news regelmäßig im Stadionumlauf mit Anhängern führt, werden die Zweifel deutlich. Im Heimspiel gegen den FC Augsburg am 30. Spieltag platzte der sehr geduldigen Kurve dann der Kragen. Erstmals seit Jahren gab es deutlich hörbare Pfiffe gegen das Spiel der eigenen Mannschaft. Auch wenn gewissen Taktik-Blogs die Rufe nach Emotionalität und Mentalität völlig fremd erscheinen, so sind diese Themen doch etwas, wofür der zahlende Zuschauer ins Stadion reist. Die Anhängerschaft hat ein sehr feines Gefühl für die Lage, bei aller Wankelmütigkeit ist die Geduld bei der „launischen Diva“ groß. Toppmöller wird schnell dafür sorgen müssen, die treue Anhängerschaft wieder vollständig auf seine Seite zu ziehen. Nach der Krösche-Entscheidung geben ihm auch skeptische Teile der Fans noch einmal die Möglichkeit, sie zu überzeugen. Nun sind Toppmöller und Krösche, der die Kaderlücken in Sachen Leadership und Erfahrung durch kluge Transfers dringend schließen muss, gefragt.

3.) Auch die Bosse müssen wieder abgeholt werden

Die Pfiffe im Duell gegen Augsburg hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Vorstandssprecher Axel Hellmann, der die Arbeit von Toppmöller intern schon länger etwas kritischer verfolgt hat, ging den Weg zu den Journalisten und stellte klar: „Man sieht, wie leicht es ist, dieses Stadion zu erwecken. Mit Zug zum Tor, mit Zweikämpfen, mit Leidenschaft … Das muss uns auch mal von Anfang an gelingen und nicht erst in der zweiten Hälfte.“ Der Jurist hatte den Daumen in Sachen Toppmöller zwar zu keinem Zeitpunkt gesenkt. Hellmann sah sich aber in diesem Moment gezwungen, die Erwartungshaltung klar zu definieren. Auch Krösche, der Toppmöller stets gegen alle Widerstände verbal gestützt und geschützt hatte, überraschte kurz nach dem Abpfiff des letzten Spieltags gegen RB Leipzig (2:2). Es sei nicht der richtige Zeitpunkt, um über Personalien zu sprechen. Er wich einem Bekenntnis geschickt aus, nahm sich anschließend aber die Zeit und bekam von Toppmöller offenbar die richtigen Antworten geliefert. Nun ist der Coach in der Bringschuld, er wird liefern und Überzeugungsarbeit leisten müssen. Klarer und konstanter in der System- und Positionsfrage, lockerer in der Kommunikation und zielstrebiger bei K.o.-Spielen. Toppmöller ist gefordert, die Eintracht-Entwicklung voranzutreiben.

4.) Ergebnisdruck steigt weiter

Ein Sieg aus den letzten neun Bundesligapartien war bei fünf Heimspielen (unter anderem gegen Union Berlin und Werder Bremen) unbefriedigend. Nicht umsonst sprach Krösche trotz des Erreichens von Rang sechs (je nach Lesart durch eine ausgeglichene oder schwache Bundesliga) von einer Saison mit vielen Tiefen und nur wenigen Höhen. Es gab vereinzelt Highlights, etwa gegen den FC Bayern München (5:1), Borussia Dortmund (3:3), beim Last-Minute-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach (2:1) oder in Leipzig (1:0). Meistens aber waren die Eintracht-Partien schwere Kost, sehr zäh. Die Defensive wurde immer wackeliger (30 Gegentore in der Rück- und nur 20 in der Hinrunde) und die Offensive traf seltener (27 erzielte Tore in der Hin- und nur noch 24 in der Rückrunde). Es war eine ständige Suche nach der richtigen Formation und Herangehensweise. Vor allem gegen die Kellerkinder ließen die Frankfurter viel zu viele Punkte liegen. Gegen die Ränge 12 bis 18 holte das Toppmöller-Team nur 21 von 42 erreichbaren Zählern. So reicht es nicht für den gewünschten nächsten Schritt. Im Gegensatz zu vergangenen Spielzeit kennen sich diesmal Kader und Trainer vom ersten Tag an. Ein großer Umbruch ist aktuell nicht zu erwarten bei den Frankfurter. Umso wichtiger ist für alle Beteiligten ein guter Start in die kommende Saison.

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