Russen ärgern Briten mit Last-Minute-Tor - Krawalle nach Abpfiff

Jubel bei den Russen: Sie glichen in der Nachspielzeit aus.
 ©AFP

Marseille - Durch einen Last-Minute-Ausgleich durch Russland hat England auch im neunten Anlauf den ersten Auftaktsieg bei einer Fußball-EM verpasst. Traurige Szenen spielten sich nach Abpfiff ab.

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Update vom 14. Juni 2016: Nach dem Unentschieden in letzter Minute kann Russland gegen die Slowakei ins Viertelfinale weit aufstoßen. So können Sie das zweite Gruppenspiel der Russen live im TV und Live-Stream verfolgen.

Dominant, erfrischend, erfolglos - England hat mit seiner jungen Mannschaft zum EM-Auftakt phasenweise begeistert, aber einen Sieg in letzter Minute verspielt. Das 1:1 (0:0) gegen Russland in einer Begegnung, in dessen Vorfeld in Marseille schwere Krawalle losbrachen, lässt den Three Lions jedoch alle Chancen auf den Achtelfinaleinzug in der Gruppe B mit Wales und der Slowakei.

"Wir sind sehr enttäuscht, wir haben so toll gespielt, und dann solch ein spätes Gegentor. Das ist bitter. Immerhin haben wir nicht verloren", sagte Englands Torschütze Eric Dier.

Kurz nach dem Ausgleich durch Denis Gluschakow (90.+2), der einen Kopfball von Wasilij Beresuzki endgültig über die Linie drosch, und dem wenige Augenblicke später erfolgten Abpfiff gingen russische Randalierer auf englische Anhänger los. Die Fans der Three Lions drängten sich an den Rand ihres Blocks, kletterten über Zäune, einige versuchten, in den Innenraum zu flüchten.

Die russische Sbornaja, in zwei Jahren Gastgeber der WM, hatte das Spiel zuvor weitgehend teilnahmslos über sich ergehen lassen. Die mangelnde Konsequenz der Engländer war das Glück des Außenseiters, bei dem der frisch eingebürgerte Roman Neustädter 78 Minuten spielte. Erst nach dem englischen 1:0 durch einen Freistoß von Dier (73.) bäumten sich die Russen auf, was durch den Ausgleich wurde.

Kapitän Wayne Rooney hatte zuvor die beste englische Chance besessen - Torhüter Igor Akinfejew lenkte den Ball überragend an die Querlatte (71.).

Englands Co-Trainer Ray Lewington hatte zum Vergnügen der Boulevardpresse vorab versehentlich Teile der Aufstellung preisgegeben, die wirkliche Formation offenbarte Chefcoach Roy Hodgson eine Stunde vor dem Abpfiff. Rooney, das war die nationale Frage gewesen, spielte halblinks im Mittelfeld, Harry Kane von Tottenham Hotspur allein in der Spitze.

Die Three Lions begannen aggressiver, erste Versuche von Lallana und Chris Smalling parierte der sichere Rückhalt Akinfejew (6./12.). Russland schaute eine Viertelstunde lang zu, dann wagte sich die Sbornaja zaghaft in die englische Hälfte. So bekam Torhüter Joe Hart von Manchester City auch mal den Ball zu fangen. Der Druck der Engländer stieg danach minütlich: Raheem Sterling wurde in letzter Sekunde geblockt (24.), Rooney versuchte es volley (34.).

Der alternde Star von Manchester United, 30, führte seine Kollegen, spielte anfangs kluge Pässe und eroberte mehrfach den Ball, dann tauchte er lange ab. Dadurch bekam Russland Zeit, sich etwas besser zu sortieren.

Dennoch vergingen 62 Minuten, ehe die Mannschaft von Trainer Leonid Sluzki erstmals gefährlich wurde. Ein Raunen ging durchs Stadion, als Stürmer Fjodor Smolow von Kuban Krasnodar einen Schlenzer mit rechts knapp neben das Tor setzte. Nun meldeten sich auch die russischen Fans lautstark zu Wort.

Die traurigen Schlagzeilen zum Spiel werden anderen gehören. Über Stunden war es schon am sonst so malerischen alten Hafen und vor dem Stade Vélodrome zu schweren Ausschreitungen gekommen, ein Mann aus England musste wiederbelebt werden. Er schwebt in Lebensgefahr. Es gab vier weitere Verletzte, sechs Personen wurden festgenommen.

Auch im Stadion war es zu Ausschreitungen gekommen. Kurz vor dem Ende der Partie gingen russische und englische Fußball-Anhänger im Stade Vélodrome aufeinander los. Auslöser waren offenbar russische Zuschauer, die hinter dem Tor von Englands Keeper Joe Hart auf in benachbarten Blöcken sitzende englische Fans losstürmten. Einige Zuschauer mussten sogar in den Innenraum springen, um sich in Sicherheit zu bringen. Schon während der Partie, bei der Russland in der Nachspielzeit noch den 1:1-Ausgleich erzielte, waren einige Male Leuchtraketen aus dem russischen Block abgefeuert worden. Auch ein lauter Böller war zu hören.

Roman Petrowitsch Neustädter hatte vor dem Anpfiff unter Pfiffen der 40.000 Engländer vor dem Anpfiff Arm in Arm mit seinen Teamkollegen die russische Hymne gesungen. Der Defensivmann von Schalke 04, vom Staatspräsidenten Wladimir Putin höchstpersönlich per Schnellverfahren eingebürgert, bekam seine Chance und spielte ordentlich, ohne großen Einfluss zu nehmen.

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sid/dpa

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