Nach Deutschlands WM-Pleite könnten einige Spieler den Rücktritt aus der Nationalmannschaft wählen. Ilkay Gündogan und Mesut Özil haben sich offenbar entschieden.
Die DFB-Auswahl flog hochkant aus der WM 2018. Die Zukunft der beteiligten Protagonisten wird Medien und Fans noch eine Zeit lang beschäftigen. Schon jetzt werden aber einige WM-Spieler offen nach einem Rücktritt aus der Nationalmannschaft gefragt. Die Antworten sind teils sehr konkret, teils eher zurückhaltend. Hier finden Sie den aktuellen Überblick über die möglichen Abschiede aus dem DFB-Team.
Nach dem WM-Finale meldet sich nun Özil via Twitter.
Update 5. Juli 2018, 10.50 Uhr: Özil und Gündogan wollen weiter machen
Wie der kicker aus dem Umfeld von Mesut Özil und Ilkay Gündogan erfahren hat, wollen die beiden Nationalspieler trotz des blamablen Ausscheidens und der harschen Kritik an ihren Fotos mit Erdogan, auch weiter im Dress der Nationalmannschaft auflaufen.
Was sonst noch rund um die Weltmeisterschaft passiert, erfahren Sie in unserem Live-Ticker von diesem Donnerstag bei der WM 2018.
Update 3. Juli 2018, 06.50 Uhr: Kroos-Rücktritt würde Matthäus sehr schmerzen
Deutschlands Rekordnationalspieler Lothar Matthäus schreibt in seiner neuen Bild-Kolumne über mögliche Rücktritte der Nationalspieler. Er rät dabei Löw mit einzelnen Spielern um die 30 „Perspektiven und Motivation zu besprechen“. Man habe auf jeder Position Alternativen - auch für Leistungsträger der WM 2014. Wen er damit meint, sagt Matthäus nicht. Es dürfte sich aber vor allem um Mesut Özil, Sami Khedira oder Jerome Boateng handeln.
Nur bei einem Spieler hätte Matthäus schmerzen: „Ein Rücktritt von Toni Kroos würde mir sehr wehtun“, schreibt er. Der Real-Star könne noch vier Jahre auf Top-Niveau agieren „und die Spieler um ihn herum von seiner Stärke profitieren lassen. Ein Rücktritt von Kroos wäre für mich ein herber Verlust, er ist für mich einer der Führungsspieler der Zukunft“, so Matthäus.
Update 2. Juni, 07.32 Uhr: Gündogan und Boateng - Rücktritt aus der Nationalmannschaft?
Ilkay Gündogan bekundet, beim Neuanfang der deutschen Nationalmannschaft nach dem Vorrunden-Aus bei der WM dabei sein zu wollen. „Wir müssen und wir werden nach der Sommerpause aber wieder aufstehen“, schrieb der 27-Jährige in den sozialen Netzwerken. Die Mannschaft sei nach dem erstmaligen Scheitern einer DFB-Auswahl in einer WM-Gruppenphase „immer noch sehr enttäuscht“, versicherte der Mittelfeldmann von Manchester City.
We are all still so disappointed. We had big plans, but we failed. I'm proud to have played for the 1st time for #GER at a World Cup, but to exit in the group stage is nothing but frustrating. We have to get up again for the challenges after the summer break - and we will. pic.twitter.com/cJbt1TvstH
— Ilkay Gündogan (@IlkayGuendogan) 30. Juni 2018
Abwehrspieler Jérôme Boateng hat nach dem krachenden Scheitern gegenüber der WamS nochmal bezüglich Rücktrittsgedanken klargestellt: "Das war nie ein Thema für mich. Ich sehe mich auch noch überhaupt nicht am Zenit meiner Leistungsfähigkeit angekommen", so der 29-Jährige. Er wolle trotz der schweren Enttäuschung mit dem erstmaligen Aus der DFB-Auswahl in einer WM-Gruppenphase "unbedingt weiterspielen", so der Defensivmann des FC Bayern.
In beiden Fällen scheint ein Rücktritt aus der Nationalmannschaft also kein Thema zu sein. Es sei denn, der Trainer stellt seinen Kader grundsätzlich neu auf und verzichtet auf den einen oder anderen Leistungsträger früherer Jahre. Wer die DFB-Elf als Bundestrainer in die Zukunft führt, ist aber noch ungewiss. In unserem News-Ticker erfahren Sie ganz aktuell, ob ein Rücktritt von Jogi Löw bevorsteht oder nicht.
Update 29. Juni, 06.40 Uhr: Khedira spricht über WM und Rücktritt
Gegenüber der Bild hat sich Sami Khedira nach dem blamablen Ausscheiden in der WM-Vorrunde erstmals öffentlich geäußert. „Meine persönliche Leistung ist mir auch heute noch unerklärlich. Vor vier Wochen war alles perfekt. Und dann passieren solche 2 Spiele von mir“, klingt der Mittelfeldmann nachdenklich.
Khedira möchte sich nun Zeit nehmen, um über sein eigenes Scheitern und das der Nationalmannschaft nachzudenken. Zieht der Juventus-Profi nun Konsequenzen und kehrt dem DFB-Team den Rücken? „Eine solche Entscheidung möchte ich nicht aus der Emotion heraus treffen. Ich werde mit Vertrauten, auch mit Jogi Löw sprechen. Und dann werden wir weitersehen“, vermeidet der 31-Jährige ein klares Bekenntnis zu einem möglichen Rücktritt aus der Nationalmannschaft.
Auf der Trainerposition wünscht sich Khedira definitiv keine Änderung. „Er hat jahrelang tolle Arbeit geleistet, junge Spieler ans Team herangeführt. Ich würde mir wünschen, dass Jogi weiter macht“, wirbt der Ex-Stuttgarter für einen Verbleib des Bundestrainers.
Spekulationen über Rücktritte aus der Nationalmannschaft
Kasan/München - Fußball-Deutschland steht unter Schock, das historische Debakel ist perfekt. Erstmals in der Geschichte scheidet die Nationalmannschaft bei einer Fußball-WM bereits in der Vorrunde aus - und das auch noch als amtierender Weltmeister. 0:1 gegen Mexiko, 2:1 gegen Schweden und 0:2 gegen Südkorea - so lauten die Ergebnisse, die zur Mega-Blamage in der vermeintlich leichten Gruppe F geführt haben. Dass sich im DFB-Team nach der Fußball-WM 2018 einiges verändern würde, war schon vorher klar. „Ich kann sagen, wir haben vor diesem Turnier sehr genau gewusst, dass es nach dem Turnier einen Umbruch geben wird“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel nach der Niederlage gegen Südkorea.
Es stellen sich gleich zwei Fragen zur Zukunft der Nationalmannschaft: Bleibt Joachim Löw trotz eines bis 2022 laufenden Vertrages Bundestrainer? Und mit welchen Spielern soll der Neuaufbau vorangetrieben werden? Es ist schließlich davon auszugehen, dass einige Akteure ihre Karriere im DFB-Team beenden werden - und genau darauf wollen wir nun einen Blick werfen. Was passiert in der Nationalmannschaft? Welche Rücktritte sind zu erwarten und welche Spieler bleiben vorerst unersetzbar?
WM-Kader von Deutschland 2018: Das war der finale Kader von Jogi Löw
WM 2018: Diese Weltmeister werden definitiv weitermachen
Vorangehen wird Kapitän Manuel Neuer, der als Keeper mit seinen 32 Jahren noch lange nicht ans Aufhören denkt. Wie hungrig der Schlussmann des FC Bayern auf die Nationalmannschaft ist, hat er im Kampf um sein Comeback vor der WM nach langer Verletzungspause bewiesen. Seine Münchner Teamkollegen Mats Hummels („Die Euro 2020 reizt mich, diesen Titel würde ich gerne gewinnen, nachdem wir ihn 2016 so unglücklich verpasst haben.“) und Jerome Boateng („Ich höre nicht auf.“) haben schon vor der Fußball-WM angekündigt, bis zur EM 2020 weiterzuspielen. Auch Thomas Müller wird nicht mit diesem Debakel in Russland abtreten wollen.
Unter Beobachtung in der Nationalmannschaft steht jetzt besonders Julian Draxler. Er stand zwar 2014 im WM-Kader, kam da aber nur zu einem Kurzeinsatz. Nachdem er das DFB-Team als Kapitän zum Sieg beim Confed Cup 2017 geführt hatte, konnte er aber auch bei der WM 2018 nicht überzeugen. Künftig muss der 24-Jährige Verantwortung übernehmen.
Seine zweite WM-Teilnahme ohne jeglichen Einsatz verbuchte dagegen Matthias Ginter. Der 24-Jährige ist zu jung und zu heiß auf einen ersten Einsatz bei einem große Turnier (den Confed Cup 2017 lassen wir hier einmal außen vor).
WM 2018: Auch diese Spieler werden im deutschen Kader bleiben
Auf der Torhüterposition hinter Manuel Neuer werden dessen Back-Ups Marc-André ter Stegen und Kevin Trapp selbstverständlich weitermachen, zwischen den Pfosten hatte Deutschland noch nie Personalmangel. Mit ihrer Erfahrung wird es auf dem Feld nun vor allem auf Marco Reus, Joshua Kimmich, Jonas Hector, Ilkay Gündogan und Antonio Rüdiger ankommen.
Diese Spieler stehen auch im Fokus, wenn es darum geht, die junge und weniger erfahrene Garde um Leon Goretzka, Niklas Süle, Sebastian Rudy, Timo Werner und Julian Brandt an die Hand zu nehmen. Ihnen gehört trotz des desaströsen Abschneidens bei der Fußball-WM die Zukunft, auch auf sie wird es bei der Neuordnung der Nationalmannschaft ankommen.
WM 2018: Diese Spieler könnten jetzt (wieder) in den Fokus rücken
Abgesehen von den Spielern, die bei dem historischen Vorrunden-Aus bei der Fußball-WM 2018 im Kader standen, stehen zahlreiche Talente und Jungstars in den Startlöchern. Besonders die vor der WM aus dem Kader gestrichenen Leroy Sané, Bernd Leno oder Jonathan Tah sind hier zu nennen. Hinzu kommen Serge Gnabry und Emre Can, die verletzungsbedingt den Sprung zur WM verpasst haben.
Nicht vergessen darf man Mario Götze, dem Helden aus dem WM-Finale von 2014. Nach überstandener Stoffwechselerkrankung, die ihn komplett aus der Bahn geworfen hatte, verpasste er den Sprung in den WM-Kader 2018, brennt jetzt aber auf ein baldiges Comeback im DFB-Dress.
Im erweiterten Visier der Nationalmannschaft stehen unter anderem noch Kevin Volland, Max Meyer, Julian Weigl, Amin Younes.
WM 2018: Rücktritt aus der Nationalmannschaft? Diese Spieler könnten gehen
In erster Linie kommen hierfür Spieler in Betracht, die vom Alter her auf die Zielgerade ihrer Karriere eingebogen sind. Das beste Beispiel hierfür ist Mario Gomez: Er wird am 10. Juli 33 Jahre alt und war in Russland der mit Abstand älteste Spieler im Kader von Deutschland. Seine Karriere in der Nationalmannschaft war in den vergangenen Jahren eine On-off-Beziehung, die nun aber wohl zu Ende gehen dürfte.
Sami Khedira erreichte bei der Fußball-WM 2018 nie die Form, die ihn 2014 beim Titelgewinn ausgezeichnet hatte. Es ist fraglich, ob der 31-Jährige noch eine tragende Säule in der Nationalmannschaft sein wird - vor allem, da mit Leon Goretzka, Ilkay Gündogan und Sebastian Rudy andere, hungrige Spieler zur Verfügung stehen, um ihm den Platz streitig zu machen.
Für mächtigen Wirbel hatte schon vor der Fußball-WM 2018 die Foto-Affäre von Mesut Özil und Gündogan gesorgt, die sich mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ablichten ließen - und das mitten im Wahlkampf. Vor allem Özil bekam den Unmut über die Fans und die Presse intensiv zu spüren. Angesichts seiner manchmal dürftigen Leistungen (und zwar nicht nur bei dieser WM) und dem fehlenden Rückhalt von den Rängen (Darum singt Mesut Özil die deutsche Nationalhymne nicht mit) könnte die DFB-Karriere trotz seiner erst 29 Jahre schon bald zu Ende gehen.
Der vielleicht einzige echte Weltklasse-Feldspieler in der deutschen Nationalmannschaft ist Toni Kroos von Real Madrid. Zwar erreichte auch er nicht so recht sein Top-Level, trotzdem war und bleibt er der Dreh- und Angelpunkt in der Nationalmannschaft - eigentlich. Es bleibt nämlich die Frage, was der 28-Jährige denn noch erreichen soll? Er ist bereits Weltmeister, vierfacher Klub-Weltmeister und auch noch vierfacher Champions-League-Sieger, hinzu kommen vier nationale Meisterschaften. Ob ihn da der Neuaufbau noch so recht reizt, ist zur Zeit fraglich.
Video: Fußballexperten gehen von einigen Rücktritten im DFB-Team aus
Toni Schumacher, Reiner Calmund und Berti Vogts sprechen nach dem blamablen Gruppen-Aus bei der WM die Unzulänglichkeiten der deutschen Fußball-Nationalmannschaft klar an. Schumacher geht davon aus, dass es einige Rücktritte geben wird.
Florian Weiß