Moderatorinnen, die über Fußball im deutschen Fernsehen berichten, haben auch im Jahr 2018 noch mit Vorurteilen und Rollenbildern zu kämpfen. Das beweist nun auch ein Artikel in einer Zeitschrift.
Moskau - Was hat sich denn dieses TV-Magazin bei dieser Überschrift gedacht? ARD-Sportmoderatorin Julia Scharf berichtet in Beiträgen mit Kevin Kuranyi über die Weltmeisterschaft in Russland. Dabei beweist Scharf, die in München lebt und seit 2016 auch die BR-Sendung Blickpunkt Sport moderiert, souveräne Fachkompetenz.
Für eine TV-Programmzeitschrift aber ist sie dennoch „die perfekte Spielerfrau“. So lautete die Überschrift über ein Kurzporträt der 37-Jährigen. Zwar ist der eigentliche Artikel wohlwollend, der Titel jedoch gefällt auch der Moderatorin überhaupt nicht. Auf Instagram teilte sie ein Foto des Artikels und schrieb dazu: „Über die Überschrift müssen wir noch mal sprechen...“
Kein Wunder: Assoziert man doch mit einer „perfekten Spielerfrau“ die Partnerin eines Profifußballers, die dem Gatten zur Seite steht und bei seiner Karriere unterstützt - und keine beruflich eigenständige Sportjournalistin. Verheiratet ist Scharf zudem auch nicht mit einem Fußballer, sondern mit dem Marketingmanager Michael Mosler.
Auch Scharfs Instagram-Fans kritisieren die Überschrift. „Ist definitiv kein Kompliment“, meint einer. Um welche Zeitschrift es sich handelt, fragt ein anderer und ergänzt ironisch: „Frau am Herd?“. Ein weiterer Instagram-User lobt demonstrativ die Arbeit der Moderatorin: „Du machst das wirklich toll! Bei manchen männlichen Kollegen von dir schäme ich mich immer wieder über die Fragen, die sie den Fußballspielern/trainern stellen.“
Julia Scharf und die Mücken
Julia Scharf geriet während der WM bereits in die Schlagzeilen, weil sie in Wolgograd mit einem Mückennetz-Hut aus dem Stadion berichtete. Der Hintergrund war eine regelrechte Mückenplage, die auch die Akteure auf dem Platz behinderte.
Claudia Neumann: So gehe ich mit der Kritik um
Scharfs ZDF-Kollegin Claudia Neumann muss ebenfalls gegen Vorurteile als Journalistin bei der Herren-WM ankämpfen. Im Netz wird sie regelrecht diffamiert, ihren Kritikern wird Sexismus vorgeworfen. Jetzt erklärte Claudia Neumann in einem Interview, wie sie mit der Kritik unter der Gürtellinie umgeht.
100 Jahre Frauenwahlrecht; 110 Jahre, dass Frauen an Universitäten studieren dürfen; 125 Jahre, seit das erste Mädchen auf ein Gymnasium gehen konnte: Unsere Kollegen von der Frankfurter Rundschau erklären 2018 daher zum Jahr der Frau! Das mehrteilige Special liefert Interviews und Reportagen zu Themen wie Emanzipation, Sexismus, MeToo-Debatte, Women's Marches als Protest gegen Donald Trump, Feminismus und Prostitution.
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