Jahreshauptversammlung beim FC Bayern: Die größten Skandale und Aufreger

Die Jahreshauptversammlung des FC Bayern München hat uns in den vergangenen Jahren etliche Aufreger und Skandale beschert. Ein JHV-Überblick.

  • Mehrfach ist es in den vergangenen Jahren bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München zu Aufregern und Skandalen gekommen.
  • Legendär ist die Wutrede von Uli Hoeneß bei der JHV 2007.
  • Daneben gab es den Bruch mit einem Spieler, wütende Fans vor der Tür und eine giftige Fan-Kritik.

Jahreshauptversammlung 2005: Der FC Bayern jagt Michael Ballack davon

Dass Michael Ballack (spielte seit 2005 in München) keine Zukunft beim FC Bayern mehr hatte, das wurde bei der Jahreshauptversammlung 2005 deutlich. Die Bayern-Bosse hatten Ballack wohl ein sehr gutes Angebot für eine Vertragsverlängerung über vier Jahre gemacht. Doch der ließ wiederholt Fristen für eine Zusage verstreichen. Vermutlich verhandelte er nebenbei mit anderen Top-Vereinen.

Bei der JHV 2005 hatten die Bayern-Bosse die Schnauze voll von Ballack. Vorstandsboss Kalle Rummenigge ließ am 14. November 2005 um exakt 20.09 Uhr die Bombe platzen. Die Verhandlungen mit Michael Ballack sind gescheitert!

Karl-Heinz Rummenigge: „Wir ziehen unser gesichertes und sehr gutes Angebot an Michael Ballack zurück. Ab sofort werden wir den Markt sondieren, um Alternativen zu schaffen.“

Die Reaktion in dem mit 1349 Mitgliedern vollen Festsaal des Nockherbergs: tosender Applaus ...

Was die Fans erboste: Rund 40 Millionen Euro hatte der FC Bayern seinem Star für eine Verlängerung geboten – offenbar nicht genug, um eine frühzeitige Entscheidung auszulösen.

Auf Drängen der Bayern-Bosse hatten sich bereits am Vormittag Michael Ballack und dessen Berater Michael Becker zu einem Geheimtreffen mit den FCB-Größen eingefunden. „Es war vereinbart, dass uns Michael dort seine Entscheidung bekannt gibt“, enthüllte Rummenigge bei der Jahreshauptversammlung.

Stattdessen setzte es aber den Hammer für die Bayern-Bosse: Statt eine Entscheidung zu verkünden, bat sich Ballack eine Verlängerung der Bedenkzeit bis Januar aus.

Das war Rummenigge und Hoeneß zu viel: Die Bosse kündigten Ballack kurzerhand die Bedenkfrist!

Ballack, mit dem die Bayern-Fans nie so richtig warm geworden waren, wechselte in der darauffolgenden Saison zum FC Chelsea. Bei seinem letzten Spiel in München im Mai 2006 gab es zum Abschied ein gellendes Pfeifkonzert für den damaligen Kapitän der Nationalmannschaft. Er sollte später auch im Unfrieden aus dem DFB-Team ausscheiden. 

Jahreshauptversammlung 2007: Die Wutrede von Uli Hoeneß

Es war der Skandal auf der Jahreshauptversammlung der Bayern im November 2007 (Link zu tz.de*) auf dem Nockherberg: Der Ausraster von Uli Hoeneß gegenüber einigen Fans. Das war passiert: Nach der Verkündung der offiziellen Geschäftszahlen sieht die Tagesordnung vor, dass sich die Mitglieder zu Wort melden können. Einer davon: Ralph Seeliger. Er brachte die Bosse in Rage. Der Tenor seiner Rede: zu viele VIPs in der Allianz Arena, keine gute Stimmung und zu wenig echte Fans.

Hoeneß explodierte. In einer Lautstärke, die die in der Südkurve locker übertraf. Eine Auswahl seiner legendären Attacken gegen die Mecker-Fans:

  • „Das ist populistische Scheiße.“
  • „Für die Scheiß-Stimmung seid ihr verantwortlich, nicht wir.“
  • „Was glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid? Wir reißen uns für euch den Arsch auf. Dafür lassen wir uns nicht an die Wand stellen.“
  • „Das Stadion hat 340 Millionen gekostet – das ist mit 7 Euro Eintritt nicht zu finanzieren.“
  • „Bei 1860 soll alles so toll sein? Der Verein ist mehr oder weniger pleite, wir halten ihn am Leben.“
  • „Ihr wollt Ribéry und Toni, aber keinen Champagner in den Logen. Wir sollen die Champions League gewinnen, aber es darf nichts kosten.“

Elf Jahre später sollte Uli Hoeneß abermals mit der Kritik eines Fans konfrontiert werden. Doch zur Jahreshauptversammlung 2018 kommen wir noch...

Jahreshauptversammlung 2016: Wütende Fans vor der Tür

War ja eigentlich absehbar, dass sehr viele Fans dabei sein wollen, wenn Uli Hoeneß bei der Jahreshauptversammlung 2016 (Link zu tz.de*) nach seiner Rückkehr aus dem Knast zum Präsidenten des FC Bayern München gewählt wird. Man hätte - wie 2019 auf eine größere Location ausweichen können. Tat man aber nicht. Die Folge: Chaotische Szenen, als tausende Fans nicht mehr in den Audi Dome reinkamen.

Noch-Präsident Karl Hopfner und Uli Hoeneß traten vor die Fans und versuchten, diese zu beruhigen. Was gründlich schiefging. Es gab „Absagen!“-Sprechchöre und Buh-Rufe. Noch schlimmer: Die Bayern-Bosse wurden mit den - bekanntlich weniger professionellen Löwen-Bossen verglichen: Die ausgesperrten Fans sangen: "Ihr seid schlimmer, als der TSV!“

Hopfner, Hoeneß und Stadionsprecher Stephan Lehmann ließen den Unmut mit versteinerten Mienen über sich ergehen. Im Audi Dome gab es dafür einen herzlichen Empfang der Bayern Fans, die einen Platz bekommen hatten. Die Fans vor der Tür wurden in einem Zelt untergebracht.

Jahreshauptversammlung 2018: Fan rechnet mit Uli Hoeneß ab

FC-Bayern-Mitglied Johannes Bachmayr (Link zu tz.de*) hatte sich im Voraus der Jahreshauptversammlung 2018 für eine Wortmeldung angemeldet. Der Verein sei über sein Thema "Kritik an der Vereinsführung" nicht gerade erfreut gewesen, erzählte Bachmayr hinterher. Man habe den Antrag aber auch nicht abgelehnt. Bachmayr nutzte seine Zeit auf der Bühne des Audi Domes zu einer Abrechnung mit den Bayern-Bossen. Eine Auswahl:

„Wie stellt man sich einen Präsidenten eigentlich so vor? Ich denke da so an den Typen Elder Statesman. Das Vorbild. Der Souverän, der über den Dingen steht. Einer, den man aufgrund seiner Lebenserfahrung und Weisheit stets um einen väterlichen Rat bitten will. Schauen wir uns nur die letzten zwei Jahre mal an: Nachtreten, back to the roots, Schlaumeier, Scheißdreck, Umgang mit Ehrenspielführern, katastrophale Prozesse teilweise und Spezl-Wirtschaft.“

“Der Herr Dreesen (Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen; Anm. d. Red.) wurde vor Kurzem zum Telefon-Lakaien degradiert, weil Sie, Herr Hoeneß, es nicht im Kreuz hatten, Ihren alten Weggefährten anzurufen. Ich muss schon sagen, mein Verständnis des Vereins ist es schon: Ein Ehrenspielführer des Vereins ist nicht zu verbannen. Es ist nicht Ihr Stadion. Der Verein ist nicht Ihr Eigentum. Paul Breitner hat das ausgesprochen, was sich viele dachten – und das muss man dann auch mal aushalten. Ich sage Meinungsfreiheit, Artikel 5 Grundgesetz.“

„Ein Verein wie der FCB brauchte zwölf Monate, um einen Sportdirektor zu präsentieren. Das muss ja ein ausgeklügelter Auswahlprozess gewesen sein. Wohlüberlegt mit ausgearbeiteten Persönlichkeits- und Tätigkeitsprofilen. Wir sind ja schließlich ein Top-Klub und hochprofessionell. Dann wurde es am Ende Brazzo. Auswahlverfahren, so habe ich es zumindest in der Presse gelesen, war eine Taxifahrt in China. Überzeugend! So überzeugend, er wusste auf der PK nicht mal seine Tätigkeit zu umschreiben. Gas geben werde er.“

„Wir gehen zum einen PSG als Staatsverein von Katar übel an. Aber das Sponsoring aus Katar nehmen wir gerne an. Wir rühmen uns für das Erbe Kurt Landauers, schreiben uns aber die Haltung der Kataris und der Umländer auf die Ärmel.“

Uli Hoeneß bekannte hinterher, dass ihn die Fan-Kritik massiv getroffen habe. Die JHV 2018 war der Anfang vom Ende des Uli Hoeneß als „Mister FC Bayern“. 

So wird die Jahreshauptversammlung 2019

Ob es bei der Jahreshauptversammlung 2019 auch wieder zu Skandalen kommt? Klar ist, dass von Uli Hoeneß Abschied genommen wird - und zwar von zahlreichen FCB-Legenden. Außerdem wird der Umsatz des FCB im abgelaufenen Geschäftsjahr bekanntgegeben. Dieser hat sich mächtig gesteigert. 

fro

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