Aussichtsloser EM-Kampf? Das Aufbäumen der Alphatiere

Julian Nagelsmann will sich bei seinem EM-Plan nicht beirren lassen. Doch drei allzu bekannte Namen machen es ihm schwer.

Frankfurt am Main – Für seine mutige Nominierung von sechs Neulingen strich Julian Nagelsmann nach den beiden Siegen gegen Frankreich und die Niederlande viel Lob ein. Sein EM-Plan, basierend auf dem gnadenlosen Leistungsprinzip, ging auf.

Der Bundestrainer nahm keine Rücksicht auf etablierte Namen und ließ Mats Hummels, Leon Goretzka und Nico Schlotterbeck (mittlerweile von Nagelsmann für die EM nominiert, Anm. d. Red.) zu Hause. Nun steht er vor einem Dilemma: Die Aussortierten machen mit starken Leistungen auf sich aufmerksam. Muss Nagelsmann sie am 16. Mai (Infos zur EM-Nominierung) nominieren?

Nagelsmanns EM-Dilemma: Kurs halten oder reagieren?

Ein Ja würde bedeuten, dass er von seinem Kurs abweichen müsste. Eigentlich wollte er nach den erfolgreichen Testspielen größtenteils an seinem Kader festhalten: „Falls alle gesund bleiben, werden wir auf jeden Fall nicht zehn Spieler tauschen im Sommer. Eigentlich auch nicht fünf, vielleicht ein, zwei – plus Verletzte.“

Routinier Hummels eilt in der Champions League von einer „Man of the Match“-Trophäe zur nächsten, sein Abwehrpartner Nico Schlotterbeck hat sich mit zunehmendem Verlauf der Rückrunde enorm stabilisiert. Beide haben großen Anteil am Finaleinzug des BVB in der Königsklasse.

Goretzka kämpft um EM-Platz – Chancen sind gering

Und auch bei den Bayern bäumte sich Leon Goretzka – auch wenn er den beiden Spielen gegen Real Madrid nicht seinen Stempel aufdrücken konnte – nach der Nichtnominierung im März auf. Sein Problem: Im zentralen Mittelfeld der DFB-Elf ist für ihn eigentlich kein Platz.

Mit Toni Kroos und Robert Andrich scheint Nagelsmann seine Wunsch-Doppel-Sechs gefunden zu haben. Zudem nährte sich auch gegen Real Madrid der Vorwurf, Goretzka könne nicht besonders gut mit Trainerentscheidungen gegen ihn umgehen.

Mit Hummels und Schlotterbeck hat er eins gemein: Er ist absolut von sich überzeugt. Und davon, dass er dem DFB-Team bei der EM helfen kann. Kürzlich betonte Goretzka nochmal, er sei bereit, „jede Rolle“ anzunehmen. Alle drei gehören aber auch aufgrund ihrer Vergangenheit als Stammspieler eher zu denjenigen, die vorangehen wollen – und sich wohl nur schwer unterordnen würden.

Zieht Julian Nagelsmann seinen EM-Plan durch? Hummels, Schlotterbeck und Goretzka hoffen

Nagelsmanns Prämisse für die EM lautet jedoch: „Es ist wichtig, dass wir nicht die talentiertesten Einzelspieler mit den größten Namen finden. Wir hoffen, dass die Mannschaft gut zusammenpasst, jeder das Verständnis seiner Rolle hat und wir so bessere Ergebnisse auf eine bessere Art und Weise erzielen.“ Der Bundestrainer betonte mehrfach, wie wichtig ihm Spieler sind, die sich mit ihrer Rolle voll und ganz abfinden.

Ist der EM-Kampf der drei Alphatiere Hummels, Schlotterbeck und Goretzka also aussichtslos? Die beiden BVB-Stars dürfen sich noch am ehesten Hoffnung auf eine Nominierung machen. Einfacher ist es für Julian Nagelsmann jedenfalls nicht geworden. (epp)

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