Darf er nun mit zur WM oder nicht? Torwarttrainer Andreas Köpke hat die WM-Teilnahme von Manuel Neuer an einer Bedingung geknöpft. Der 32-Jährige muss gegen Österreich spielen.
München - Bundestorwarttrainer Andreas Köpke sieht einen Einsatz des lange verletzten Nationaltorhüters Manuel Neuer im nächsten Länderspiel gegen Österreich für eine WM-Teilnahme des Münchners als unerlässlich an. "Ich glaube, das kann man so klar sagen: Gegen Österreich sollte Manuel spielen können. Wenn er da auch keinen Einsatz hat, braucht man über eine WM nicht zu reden", sagte Köpke im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Dienstags-Ausgabe).
Zwei Tage vor der Nominierung des endgültigen WM-Kaders am 4. Juni testet die DFB-Auswahl in Klagenfurt gegen Österreich. Bundestrainer Joachim Löw und Neuer hatten zuletzt betont, dass eine Teilnahme des 32-Jährigen an der WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli) ohne Spielpraxis nicht denkbar sei.
Neuer gegen U20-Nationalmannschaft nur eine Halbzeit im Tor
Am Montagnachmittag stand Neuer bei einem geheimen Test gegen die eigene U20 über zweimal 30 Minuten die zweite Hälfte im Tor. Nach Angaben der Bild hatte der Kapitän bei seinem Einsatz keinerlei Schwierigkeiten. Am Mittwoch steht ein weiterer Test gegen die U20 auf dem Programm.
Köpke hatte zuvor erklärt, dass die Mittelfußverletzung der deutschen Nummer eins komplett ausgeheilt sei und Neuer im Training einen "sehr guten Eindruck" mache. Allerdings betonte der 56-Jährige auch: "Eine weitere relevante Trainingspause sollten wir uns nicht mehr erlauben."
Letztendlich gehe es aber "auch ums Gefühl". "Wir müssen alle gemeinsam ein Gefühl für die entscheidende Frage entwickeln: Reicht die Spielpraxis? Fühlt sich Manuel wieder wohl auf dem Platz, kann er Risiken und Räume und enge Spielsituationen wieder so abschätzen, wie er das für sein offensives Torwartspiel braucht?", sagte Köpke: "Bei diesem Prozess hilft ihm jede einzelne Minute eines Trainingsspiels. Denn diese spontanen Spiel- und Entscheidungs-Situationen sind ja genau das, was ich im normalen Torwarttraining nur schwer simulieren kann."
Torwarttrainer Köpke: „Manuel kennt seine Verantwortung“
Mit Neuer sei verabredet, dass man komplett offen miteinander umgehe. "Er kennt seinen Körper selbst am besten, er kennt auch sein Gefühl fürs Spiel am besten", sagte Köpke: "Manuel kennt seine Verantwortung gegenüber den Mitspielern, gegenüber dem Trainerstab, man kann sagen: gegenüber ganz Deutschland."
Hinter Neuer sei Marc-Andre ter Stegen (FC Barcelona) die klare Nummer zwei im Team des Weltmeisters. Das Rennen zwischen Bernd Leno (Bayer Leverkusen) und Kevin Trapp (Paris St. Germain) sei laut Köpke dagegen offen.
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Mitgefühl zeigte Köpke mit dem Liverpooler Torhüter Loris Karius, der im Champions-League-Finale gegen Real Madrid (1:3) zweimal gepatzt hatte. "Loris kann einem wirklich leid tun, das ist eine brutale Situation für ihn! Er ist natürlich ein viel besserer Torwart, als das in diesem Spiel rüberkam", sagte er: "Wir haben ihn auch immer wieder mal beobachtet, für die A-Nationalmannschaft kam er bisher noch nicht in Frage, aber er war insgesamt auf einem guten Weg."
Köpke riet dem ehemaligen Mainzer, erst einmal Urlaub zu machen, um den Kopf wieder frei zu bekommen: "Entscheidend wird auch sein, wie Jürgen Klopp und der FC Liverpool mit der Situation umgehen und wie sie Loris den Rücken stärken."
SID