Ex-DFB-Kapitän Philipp Lahm hält personelle Konsequenzen nach dem WM-Aus nicht zwingend für notwendig. Allerdings fordert er eine andere Veränderung.
München - Philipp Lahm traut Bundestrainer Joachim Löw und Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff einen Neuanfang nur auf der Grundlage einer ehrlichen Analyse zu. "Ich glaube, dass es möglich ist", sagte der Weltmeister-Kapitän von 2014 in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit, fügte aber an: "Die Frage ist, wie jeder mit der Situation umgeht."
Dies beginne bei den Spielern. "Jeder Spieler muss sich fragen: Bin ich noch der Richtige? Das geht weiter bis zu allen, die beteiligt waren", sagte Lahm. Es werde sich zeigen, ob etwa Löws persönliche Analyse in der kurzen Phase zwischen der Rückkehr aus Russland und der Erklärung weiterzumachen, "richtig war".
Lahm fordert, dass beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) und im deutschen Fußball generell wieder mehr auf die Vermittlung von Werten geachtet wird. "Dass man zusammenhält. Dass man nicht nur an sich denkt. Daran muss gearbeitet werden. Die Nationalmannschaft ist ja durchaus ein Spiegelbild der Gesellschaft", sagte er.
Lahm zu „Erdogate“-Affäre: Das hätte man besser machen können
Auch in der Erdogan-Affäre hätte dies eine Rolle gespielt. Als Kapitän hätte Lahm "definitiv" das Gespräch mit Mesut Özil und Ilkay Gündogan gesucht, sagte er: "Die Frage ist: Hat man allen Spielern immer genau aufgezeigt, wofür man steht? In Zukunft muss das jedenfalls so sein, finde ich." Die Vermittlung dessen "hätte man sicher besser machen können".
Der Ex-Bayern-Profi ließ zudem durchblicken, dass ihm Bierhoffs viel kritisierte Äußerungen zu Özil missfielen. "Jetzt ist die Zeit zu analysieren: die Leistungen auf dem Platz, den Umgang mit dieser Affäre. Und danach muss man mit seiner Haltung an die Öffentlichkeit gehen. Das wäre die richtige Aufarbeitung", findet Lahm, der Özil in Schutz nahm. Dieser habe sich "innerhalb der Mannschaft immer tadellos verhalten, total kollegial. Auch seinetwegen haben sich viele Menschen in Deutschland mit der Nationalmannschaft identifizieren können."
SID