Lucien Favre steht bei Borussia Dortmund vor dem Aus. Welcher Trainer wäre ein geeigneter Nachfolger? Der Kandidatencheck.
- Lucien Favre steht als Trainer von Borussia Dortmund vor dem Aus
- Der Schweizer wird auch in dieser Saison keine Titel mit dem BVB holen
- Wer könnte auf der neue Coach auf der BVB-Bank werden? Ein Kandidatencheck
München/Dortmund - Spätestens seit Dienstag steht so gut wie fest, dass Borussia Dortmund nicht den Gewinn der Deutschen Meisterschaft* feiern wird. Diesen Titel kann sich der BVB nach dem 0:1 (0:1) im Spitzenspiel gegen den FC Bayern anhand der nun sieben Punkte Rückstand wohl abschminken. Auch der Sieg gegen Paderborn (6:1) verkürzte den Rückstand auf den FC Bayern nicht. Es scheint unrealistisch, dass die Flick-Truppe* diesen Vorsprung bei noch fünf ausstehenden Partien verspielt.
BVB: Nachfolger von Lucien Favre gesucht? Oder bleibt er Trainer?
Nun war es nicht so, dass die Schwarz-Gelben an diesem Dienstagabend dem Rekordmeister* heillos unterlegen waren - ganz im Gegenteil. Der Bundesliga-Kracher war durchaus eine Partie auf Augenhöhe, die von einem genialen Moment (Joshua Kimmichs Traumtor) entschieden wurde.
Der wirklich große Aufreger ereignete sich nach dem Spiel, als Lucien Favre vor den Sky-Mikros versuchte die Niederlage und die Folgen zu erläutern. Angesprochen auf die nicht wenigen Kritiker, die ihm vorwerfen, er könne die den BVB zu keinem Titel führen, antwortete Favre: „Ich sage dazu jetzt nichts. Ich rede in ein paar Wochen.“
Diese Diskussion rief Sky-Experte Lothar Matthäus auf den Plan, der im Studio sofort mutmaßte: „Ich habe sofort gedacht, das war‘s! Favre hört im Sommer auf, Niko Kovac übernimmt!“ Warum ausgerechnet Ex-FCB-Coach Kovac laut Matthäus folgen soll, wird sein Geheimnis bleiben. Zumal BVB-Boss Hans-Joachim Watzke am Mittwoch gleich Stellung bezog. Fakt ist jedoch, Favre ist beim BVB abermals mehr als angezählt. Ein weiterer Abschied nach dem von Mario Götze scheint im Sommer nicht ausgeschlossen.
Doch wer könnte die qualitativ hochwertig besetzte Dortmunder Mannschaft tatsächlich zum Titel führen? Dafür würden sich einige Kandidaten anbieten.
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BVB: Nachfolger von Lucien Favre bei Borussia Dortmund - Zwei aktuelle Bundesligatrainer?
- Julian Nagelsmann (32, RB Leipzig, Vertrag bis 2023)
Das Mega-Talent unter den Trainer galt schon vor Lucien Favre als ganz heißer Kandidat beim BVB. Damals entschied man sich aber für den erfahrenen Schweizer - und Nagelsmann ging zu RB Leipzig. Dort machte der 32-Jährige den nächsten Schritt in seiner Entwicklung und bewies, dass er auch ein Spitzenteam noch einmal besser machen kann.
Spieler wie Timo Werner oder Marcel Sabitzer machten unter Nagelsmann noch einmal einen großen Sprung. Der Trainer-Youngster hätte definitiv die Qualität, den BVB zu coachen. Fraglich, ob er sein Projekt bei RB vorzeitig abbrechen würde. Zumal er irgendwann ja auch Trainer beim FC Bayern* werden soll...
- Florian Kohfeldt (37, SV Werder Bremen, Vertrag bis 2023)
Der Werder-Coach wurde bereits im Herbst im Signal-Iduna-Park* gehandelt, als Lucien Favre zuletzt angezählt war. Kohfeldt kämpft mit Werder gerade um den Klassenerhalt, daher könnte die Personalie im Zusammenhang mit dem BVB etwas verwundern. Doch Kohfeldt genießt in der Liga durchaus hohes Ansehen, sowohl fachlich als auch menschlich.
Sollte Werder absteigen oder nach der verkorksten Saison einen Neuanfang starten und den Weg mit Kohfeldt nicht weitergehen wollen, wäre es nicht ausgeschlossen, dass sein Weg zum BVB führt. Allerdings wäre seine Verpflichtung auch ein gewisses Risiko. Denn außer Bremen hat Kohfeldt auf der Bundesliga-Trainerbank bislang noch nicht viel gesehen.
BVB: Nachfolger von Lucien Favre bei Borussia Dortmund - Trainer mit Stallgeruch?
- David Wagner (48, FC Schalke 04, Vertrag bis 2022)
Allen BVB-Fans, die jetzt kurz davor sind, den PC aus dem Fenster zu werfen oder das Smartphone zu zerstören, denen sei gesagt: Wagner hat eine erfolgreiche Dortmunder Vergangenheit. Nicht nur seine dicke Freundschaft mit Jürgen Klopp, der dessen Trauzeuge war, sondern auch seine Erfolge mit der U23 des BVB sorgten dafür, dass er 2015 auf die Insel zu Huddersfield Town wechselte.
Dort stieg er in die Premier League auf, ehe er im vergangenen Sommer beim FC Schalke anheuerte. Dort zeigt die Formkurve nach einer starken Hinrunde aktuell steil nach unten*. Womöglich wäre er also am Sommer zu haben. Seine S04-Vergangenheit könnte man vielleicht durch seine Nähe zu Kloppo irgendwie verkaufen.
Dass Lucien Favre, der auf jeder seiner sieben Cheftrainerstationen sein Team drastisch verbesserte, hierzulande als Trainer gilt, der "nichts gewinnt", ist einer dieser Wahnsinnsaspekte des deutschen Sportjournalismus.
— Daniel Raecke (@Grindelnerd) May 27, 2020
- Daniel Farke (43, Norwich City, Vertrag bis 2022)
Der nächste in der Reihe mit BVB-DNA. Farke war Wagners Nachfolger beim BVB II, ehe auch er den Lockrufen der Insel folgte. Farke trainiert seit 2017 Norwich City und stieg mit den Canaries in die Premier League auf.
Dort kämpft der 43-Jährige allerdings gegen den Abstieg. Möglich, dass er am Sommer daher eine Option sein könnte, falls der BVB einen Mann mit Stallgeruch will. Ob Farke allerdings die Reputation hat, um internationale Stars wie Marco Reus oder Axel Witsel von sich zu überzeugen?
BVB: Nachfolger von Lucien Favre bei Borussia Dortmund - Sogar ein Ex-Schalker?
- Domenico Tedesco (34, Spartak Moskau, Vertrag bis 2021)
Der nächste Coach mit einer Schalker Vergangenheit. Tedesco coachte Königsblau im Jahrhundert-Derby, als der BVB mit Peter Bosz eine 4:0-Halbzeitführung noch vergeigte. Trotz seines Alters genießt Tedesco fachlich extremes Ansehen. Beim Abschied auf Schalke war er für viele nur ein Bauernopfer vom damaligen S04-Manager Christian Heidel.
Dümpelt mit Moskau irgendwo im Mittelfeld der Tabelle rum, wo sein Vertrag noch bis zum Ende des Jahres 2021 läuft. Aber falls der BVB anfragen sollte, dürfte Spartak ihm wohl keine Steine in den Weg legen. Allerdings auch nur, falls der BVB Interesse haben sollte...
- Christian Streich (54, SC Freiburg, Vertrag bis 2021)
Der Erfolgscoach des SC Freiburg wird schon seit Jahren immer wieder mit den Spitzenteams in der Bundesliga in Verbindung gebracht. Allerdings ist wirklich fraglich, ob Streich in solch einem Haifischbecken überhaupt funktionieren würde.
Zwar läuft sein Vertrag im Breisgau 2021 aus, doch Abschiedsgedanken hegt Streich in keiner Weise. Von seiner emotionalen Art und seinem fachlichen Know-how würde er zwar gut zum BVB passen, aber es ist schwer vorstellbar, dass Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc ihn als kommenden BVB-Trainer sehen.
BVB: Nachfolger von Lucien Favre bei Borussia Dortmund - Wäre Kovac ein geeigneter Nachfolger?
- Niko Kovac (48, vereinslos)
Etwas verwundert war man schon, wie offensiv Lothar Matthäus den Namen Niko Kovac als BVB-Coach ins Spiel brachte. Weiß da etwa jemand mehr? Oder war das nur ein kleiner Freundschaftsdienst von Matthäus an Kovac, den Ex-Bayern-Coach dort ins Gespräch zu bringen?
Kovac wurde im vergangenen November beim FC Bayern entlassen und lehnte ein Angebot der Hertha ab, weil er erst zur kommenden Spielzeit ein Team übernehmen wolle. Rein zeitlich also würde das also Sinn ergeben. Doch ist Kovac ein geeigneter BVB-Trainer? In München wurde ihm zum Verhängnis, dass er die Kabine nicht hinter sich brachte. Beim BVB hätte er ähnliche Qualität, die er moderieren müsste. Irgendwie ist Kovac als Coach in Dortmund schwer vorstellbar.
️ Heute vor 23 Jahren in München... #OnThisDay pic.twitter.com/0z7o8RgtK7
— Borussia Dortmund (@BVB) May 28, 2020
- Mark van Bommel (43, vereinslos)
Der Niederländer ist der Schwiegersohn von Bert van Marwijk, was dann aber auch schon die einzige Nähe zum BVB wäre. Feierte bei PSV Eindhoven bemerkenswerte Erfolge als junger Coach, musste nach einem schwachen Saisonstart im Herbst aber gehen.
Erinnert von seiner Art ein wenig an Klopp. Als Spieler war van Bommel selbst kein begnadeter Kicker und lebte eher von seiner Mentalität. Als Trainer rhetorisch sehr begabt und charismatisch. Aber ob die BVB-Fans ihm seine Vergangenheit beim FC Bayern* verzeihen würden?+
- Jesse Marsch (46, RedBull Salzburg, Vertrag bis 2022)
Der US-Amerikaner sammelte als Assistenz von Ralf Rangnick bei RB Leipzig Bundesliga-Erfahrung und trainiert aktuell RedBull Salzburg, wo er jüngst den Pokal gewann. Zuvor war er drei Jahre lang bei den New York Red Bulls Chefcoach. Der 46-Jährige sammelte als Spieler ausschließlich in der nordamerikanischen MLS Profi-Erfahrungen.
Marsch ist als impulsiver und mutiger Trainer, der ganz nach Red-Bull-Manier offensiven und aggressiven Fußball spielen lässt. Mit der Mischung aus Fachkompetenz und Selbstbewusstsein könnte er die Mannschaft, ähnlich wie Jürgen Klopp, gut auf den kommenden Meisterschaftskampf einstellen.
BVB: Nachfolger von Lucien Favre bei Borussia Dortmund - Internationale Lösung?
- Mauricio Pocchettino (48, vereinslos)
Der Argentinier stand 2019 mit den Tottenham Hotspur im Finale der Champions League, musste dann aber seine Koffer packen. Im vergangenen Herbst war Pocchettino ein ganz heißer Kandidat als Kovac-Nachfolger beim FC Bayern.
Der 48-Jährige hätte das internationale Renommee, doch will er überhaupt in die Bundesliga? Und: Wie gut ist sein Deutsch? Pocchettinos Vorteile wäre, dass er aktuell keinen Verein hat. Nachteil: Sein Gehalt dürfte ziemlich hoch sein.
- Arsene Wenger (70, vereinslos)
War 22 Jahre lang Trainer beim FC Arsenal, ehe er dort 2018 entlassen wurde. Fachlich und menschlich ist Wenger ohne Zweifel überragend, doch schwingt bei ihm ein wenig zu viel Favre mit. Soll heißen, auch er lässt tollen Fußball spielen, doch seine Titel-Vitrine könnte voller sein.
Fraglich zudem, ob Wenger mit fast 71 Jahren noch einmal einen Neuanfang beim BVB starten wollen würde. Abgesehen davon, dürfte er kein Mann für Watzke, Zorc und Co. sein.
Sportdirektor Michael Zorc wollte den Verein angeblich verlassen. Sein Vertrag wäre 2021 ausgelaufen. Nun aber der überraschende Sinneswandel und die Verlängerung bei Borussia Dortmund.
smk
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